
Potzblitz und Donnerkeil, was ist denn nur mit der Schweinfurter Kommunalpolitik los? Haben die jetzt alle Kreide gefressen? Hat Oberbürgermeister Sebastian Remelé nun nicht mehr nur eine schwarz-grüne Mehrheit, sondern womöglich bis auf wenige Ausnahmen das ganze Gremium hinter sich?
Wir wissen es nicht, aber es gibt Indizien, dass sich die Zeiten ändern. Die Haushaltsberatungen im vergangenen Jahr für den Haushalt 2024 waren damals schon blitzgeschwind vorbeigegangen, nämlich am Nachmittag des zweiten Tages. Doch jetzt hat man sich selbst übertroffen: Am Dienstag um 10.44 Uhr wünschte der OB den Anwesenden einen schönen Resttag und eine schöne restliche Woche. Die Haushaltsberatungen waren beendet. Alles gesagt.
Gäbe es einen Eintrag im Guinness-Buch der Rekorde für die schnellsten Schweinfurter Haushaltsberatungen aller bisherigen Zeiten, diese von 2024 für den Haushalt 2025 würden ihn bekommen. Denn im Grunde waren sie noch schneller, 24 Stunden und 44 Minuten, um genau zu sein. Um 8 Uhr am Montagmorgen starteten die Beratungen, um 8.44 Uhr am Dienstag war der letzte der 14 Anträge der Fraktionen bearbeitet.
Früher, in den guten alten Zeiten des gepflegten kommunalpolitischen Hauens und Stechens zwischen Schwarzen und Roten in der Stadt, da gab es schon mal 100 Ideen, wie man das ganze viele Geld aus der kräftig sprudelnden Gewerbesteuer ausgeben könnte. Und überhaupt waren die Ideen natürlich viel besser als die der anderen, sowieso. Damals, in der guten alten Zeit vor Corona, Inflation, Energiepreisexplosion und russischem Angriffskrieg.
Wie sang der große Bob Dylan noch gleich: "The Times They Are A-Changin", 1964 in anderem Zusammenhang als Hymne des Wandels geschrieben, heute ein Klassiker. In Schweinfurt ändern sich die Zeiten offenbar auch. Natürlich ist es jetzt kein Schaden, wenn man nicht mehr tagelang in den Haushaltsberatungen feststeckt und dann noch weitere Tage damit verbringt, all das zu schreiben, was man erfahren hat.
Aber einen Klassiker der Haushaltsberatungen vermissen wir schon sehr. Die Frage des FDP-Stadtrat-Haudegens Georg Wiederer, wann denn nun endlich die Hohe Brückengasse saniert wird. Wenn man sich viele Jahre auf eines verlassen konnte, dann darauf, dass diese Frage kommt. Die Antwort war immer die gleiche, auch das fast schon ein Ritual. Bis die Hohe Brückengasse saniert wird, fließt noch viel Wasser den Main hinunter und vor allem sind erst andere Straße dran, zum Beispiel die bekanntlich deutlich schlechtere Bauerngasse.
Nun wissen wir nicht, ob Georg Wiederer gramgebeugt nach dem von seinem Parteivorsitzenden Christian Lindner provozierten Ampel-Aus der Bundesregierung um die Zukunft seiner FDP bangt und deswegen vergessen hat, zu fragen. Wahrscheinlich aber ist's wirklich so, dass jetzt allen klar ist, dass Schweinfurt sparen muss.