
Wer schon jemals eine Schlachtschüssel, also eine echte Schweinfurter, mitgemacht hat, kann den erhebenden Moment vielleicht noch mehr emotional nachempfinden. Als in dieser Woche verkündet wurde, welche Brauchtümer und Traditionen neu in die Liste des Immateriellen Kulturerbes des Freistaat Bayern aufgenommen worden sind, jubelte die Kugellagerstadt.
Endlich, endlich hat Schweinfurt ein echtes, ein anerkanntes bayerisches Kulturerbe. Nicht mit Kunst, hat man es geschafft, sondern mit Schweinefleisch und Schweineschwarte – traditionell in froher Runde gemeinsam verzehrt nach altem Brauch, ohne Teller, ohne Schüsseln, einfach vom Brett weg.
Vom Fleisch lenkt bei der Schweinfurter Schlachtschüssel wenig ab: etwas Brot, etwas Kraut, das war's. Ministerpräsident Markus Söder dürfte das Herz aufgehen, ist er doch nicht nur bekennender Fleischesser, sondern auch ein flammender Redner, wenn es darum geht, dass die Welt weniger Fleisch essen sollte.
Das schiebt Söder gerne den Grünen zu. Ganz korrekt ist das natürlich nicht. Die Weltgesundheitsorganisation rät schon lange zu weniger Fleischkonsum; maximal 300 bis 600 Gramm Fleisch und Wurst pro Woche sollten es sein.
Der Scholzomat denkt und schweigt
Und Oberbürgermeister Sebastian Remelé – freut er sich, dass seine Stadt nun ein Immaterielles Kulturerbe hat? Offiziell geäußert hat sich der OB noch nicht. Nun gut, ist ja noch ziemlich frisch, die Meldung. Allerdings: Wir erwarten wenig. So ab und an erinnert der OB an einen weiteren großen Schweiger: Olaf Scholz. Der Scholzomat denkt und schweigt – ganz ähnlich Schweinfurts OB, dem dieser Vergleich als waschechter CSU'ler wohl eher unangenehm ist.
Wer sich erst auf Anfrage dieser Redaktion über die Pressestelle zu der Diskussion um den angekündigten Stellenabbau und die Warnungen der IG Metall öffentlich äußert, muss sich das gefallen lassen. Was OB und Wirtschaftsförderer Thomas Herrmann dann tatsächlich gesagt haben, machte auch wenig Hoffnung.
Was soll man tun, die Konzerne entscheiden doch eh woanders und nicht in Schweinfurt, so der Tenor. Stimmt, doch auch woanders hört man Stimmen aus Schweinfurt – und registriert sie. Und nicht zuletzt fänden es die Beschäftigten der Industrie vielleicht auch gut, wenn die lokale Politik ihre Situation öffentlich wahrnehmen würde und das Gefühl entstünde, hier kämpft jemand für uns.
Warum Bürohunde so wichtig sind
Zum Schluss was Schönes: Die Wohnungsbaugesellschaft Schweinfurt ist auf den Hund gekommen. Im positiven Sinn. Dort gibt es eine Betriebsvereinbarung Bürohund. Fünf Anträge seien schon eingegangen, so SWG-Geschäftsführer Alexander Förster im Stadtrat. Das ist gut fürs Betriebsklima, sagen Experten: Bürohunde senken den Stresslevel und sorgen für mehr Kreativität. Ob es Bürohunde wohl auch im Rathaus gibt?