
Wenn wir ehrlich sind, sind wir am Sonntag, 23. Februar, um 18 Uhr nach der Verkündung der ersten Hochrechnungen zur Bundestagswahl auch erleichtert. Vielleicht nicht wegen des Ergebnisses, wer weiß das jetzt schon. Aber ganz sicher, weil dann endlich der Wahlkampf vorbei ist. Die vergangenen Wochen und Monaten mit diversen Veranstaltungen auf lokaler Ebene und ganz viel Informations-Overkill auf allen möglichen Kanälen waren einigermaßen erschöpfend.
Nichts desto trotz hat uns der Wahlkampf auch ein paar Perlen auf lokaler Ebene aufgezeigt. Und irgendwie ist es fast schade feststellen zu müssen, dass die derzeitigen Umfragen unseren neuen Instagram-Star aus Schweinfurt, den SPD-Abgeordneten Markus Hümpfer, eher doch nicht im Parlament sehen. Das hat mit der Prognose für die Sozialdemokraten zu tun, die weiter unter 20 Prozent der Stimmen gesehen werden, und damit, dass er selbst in Bayern auf dem wenig aussichtsreichen Listenplatz 21 steht.
Was Hümpfer, wie natürlich alle seine neun Konkurrentinnen und Konkurrenten um das seit Jahren von der CSU-Abgeordneten Anja Weisgerber gehaltene Direktmandat im Wahlkreis Schweinfurt-Kitzingen, natürlich nicht daran hindert, weiter für Aufmerksamkeit im Wahlkampf zu sorgen.
Das hat er bisher meist mit witzigen, aber durchaus bissigen Instagram-Videos getan, in denen er die politischen Konkurrenten, allen voran CDU, CSU und FDP, aufs Korn nimmt. Jetzt hat er sich auch auf die eigentlich von der CSU beherrschte Domäne "Food-Content" gestürzt. Als wichtigster "Food-Blogger" aus dem politische Spektrum gilt ja Ministerpräsident Markus Söder, der sich gerne mal in einem Fast-Food-Restaurant ablichten lässt, im Advent einen übergroßen Lebkuchen mit seinem Konterfei präsentierte und keinen Zweifel daran lässt, dass vegetarisches Essen nicht nach seinem Geschmack ist.
Auch Anja Weisgerber glänzte bereits auf dem Food-Sektor, ganz klassisch konservativ natürlich, nämlich mit einem Plätzchen-Backbuch im Advent. Und natürlich darf bei ihren Wahlgeschenken der Klassiker nicht fehlen, die Würzmischung aus eigenem Haus.
Der Hümpfers Markus stellte sich nun in einem Schweinfurter Dönerhaus am Roßmarkt hinter den Tresen, stellte selbst Döner zusammen und setzte sich für das Naheliegende ein: die Dönerpreisbremse. Weil das politisch mutmaßlich nur von Markus Söder gut gefunden wird und bundespolitisch keine Mehrheit findet, war Hümpfer klar, dass er selbst den Geldbeutel öffnen musste. Er sorgte dafür, dass das Dönerhaus 200 Döner für drei Euro anbieten konnte, die Preisdifferenz zu dem eigentlich fälligen Preis von fünf Euro übernahm er.
Eine politische Botschaft hatte das Ganze natürlich: Die Sozialdemokraten wollen sich laut Wahlprogramm für erschwingliche Lebensmittel einsetzen und fordern die Senkung der Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel auf fünf Prozent.
Und: 5%, 7%, 16%. Der Verbraucher zahlt immer denselben Preis. Es ist nur die Frage, wieviel führt der Verkäufer ab...