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Gerolzhofen
Gerolzhofens Bürgermeister Wozniak im Interview: Personalsorgen und Schulhausbau auf dem Prüfstand
Während die Erschließung des Baugebiets Nützelbach weiter auf der Agenda steht, möchte der Bürgermeister Sparmaßnahmen für den Neubau der Schulen diskutieren.
Geht es nach Bürgermeister Thorsten Wozniak, werden die Pläne, die Grabenschule in Gerolzhofen (im Bild) im Zuge des Neubaus von Grund- und Mittelschule als Standortort aufzugeben, nochmals überarbeitet.
Foto: Stefan Pfister | Geht es nach Bürgermeister Thorsten Wozniak, werden die Pläne, die Grabenschule in Gerolzhofen (im Bild) im Zuge des Neubaus von Grund- und Mittelschule als Standortort aufzugeben, nochmals überarbeitet.
Michael Mößlein
 |  aktualisiert: 17.02.2024 02:53 Uhr

Die Erschließung des Baugebiets am Nützelbach und der Neubau der Schulen – manche Themen kleben an der Stadt wie Kaugummi an der Schuhsohle. Im Ausblick auf dieses Jahr verrät Bürgermeister Thorsten Wozniak, wo er sich Bewegung erhofft und was die Stadt lähmt.

Frage: Der erste Monat im neuen Jahr ist vorbei. Hat 2024 Sie schon positiv überrascht?

Thorsten Wozniak: Die Kundgebung gegen Rechtsextremismus am 3. Februar in Gerolzhofen hat mich stark beeindruckt, auch emotional. So etwas kann eine Gesellschaft zusammenschweißen. Dass die Demokratie lebt, ist wichtig. Menschen bringen sich ein. Und mir als Bürgermeister, und uns als Verwaltung und Politik, muss es gelingen, das seriös zu moderieren. Dann haben wir viel erreicht.

Es ließe sich eine Liste mit großen Themen füllen, die sich seit Jahren kaum verändert zeigen, wie die Marktplatzgestaltung, der Neubau der Schulen oder die Erschließung des Neubaugebiets am Nützelbach. Wo bewegt sich dennoch etwas?

Wozniak: Die Zufahrt von "Nützelbach II" wäre jetzt schon sehr weit, wurde aber ja zwangsläufig gestoppt. Die muss heuer weitergehen. Das Baugebiet "Nützelbach III" möchte ich in diesem Jahr bis zum Satzungsbeschluss voranbringen. In "Nützelbach II" sind alle Grundstücke bis auf drei Reihenhaus-Grundstücke reserviert. Und es kommen immer wieder neue Anfragen rein. Es ist also noch ein Bedarf an Bauplätzen vorhanden in Gerolzhofen. Dennoch wird es für "Nützelbach III" schwieriger werden, Bauplätze zu verkaufen, und länger dauern. Wir sollten auch den Bedarf an bezahlbarem Mietwohnraum im Blick haben. Hier gibt es konkrete Gespräche mit Investoren. Doch die gab es schon häufiger, trotzdem ist es oft gescheitert.

Für Bürgermeister Thorsten Wozniak ein bewegender Moment: Die Kundgebung 'Gemeinsam gegen Rechtsextremismus' in Gerolzhofen am 3. Februar.
Foto: Josef Lamber | Für Bürgermeister Thorsten Wozniak ein bewegender Moment: Die Kundgebung "Gemeinsam gegen Rechtsextremismus" in Gerolzhofen am 3. Februar.
Auch die Kläranlage ist seit Jahren eine Baustelle.

Wozniak: Da gehen jetzt die ersten Kostenbescheide raus. Dadurch, dass wir Stück für Stück erneuert haben, wird es unterm Strich bezahlbar bleiben. In der Kläranlage machen wir weiter: Wir bohren Brunnen und bauen Belüfterplatten ein. Aber wir warten seit zwei Jahren auf Bescheide, etwa des Wasserwirtschaftsamtes, was wir machen müssen. Erst dann können wir prüfen, was zu machen wäre, um Michelau und/oder Brünnstadt an die Gerolzhöfer Kläranlage anzuschließen.

Es hängt also nicht nur an Engpässen im eigenen Haus?

Wozniak: Teilweise haben wir monatelang auf Abstimmungen mit Behörden oder Antworten geantwortet. Liegen die dann vor, geht's bei uns vielleicht noch an einen Planer und es braucht einen Beschluss, dann sind wieder Monate dahin. Das ist kein Vorwurf, aber es ist manchmal unfassbar zeitraubend.

Lassen sich die Folgen an einem konkreten Fall aufzeigen?

Wozniak: Ein Beispiel ist der Bau von Grund- und Mittelschule. Da habe ich mit den beteiligten Bürgermeistern der Verwaltungsgemeinschaft (VG) plus Kolitzheim vor ein paar Wochen schon vereinbart, dass wir das geplante Vorhaben nochmals auf den Prüfstand stellen: Belassen wir die Grabenschule nicht doch als Schulhaus? Bauen wir, wie beim Geomaris, nur einen Teil der Schulen am Lülsfelder Weg neu? Gibt es nicht eine Variante, die – anders als bei einem kompletten Neubau – für zehn, 15 Jahre hilft, und vielleicht "nur" 15 Millionen Euro kostet. 

Das wäre knapp ein Viertel der Summe, die zuletzt als Schätzung im Raum stand.

Wozniak: Ja. Wenn man damit, nur als Beispiel, 15 Jahre zurechtkäme, oder darauf später aufbauen könnte, dann wäre das auch überlegenswert. Denn auch beim Neubau müssten wir wohl nach 30 Jahren wieder Millionen reinstecken. Wobei das gut angelegtes Geld ist – das sich mehrere Gemeinden teilen. Trotzdem müssen wir nochmals schauen: Gibt es einen Zwischenschritt, über den vielleicht die Schulfamilie nicht glücklich sein wird, der aber weitere Millionenausgaben berücksichtigt, die in der Stadt anstehen, für Straßen, für den Marktplatz, fürs Schwimmbad, für einen Kindergarten ...

Was sind die roten Linien?

Wozniak: Wir sind in der Verantwortung, für Barrierefreiheit zu sorgen, wir müssen Flucht- und Rettungswege herstellen, wir wollen modernes Unterrichten ermöglichen und wir haben Bereiche, in denen es kein Wasser und Abwasser gibt oder andere schlechte Raumzustände. Wir haben also Handlungsbedarfe. Das muss die jetzt anstehende Planung berücksichtigen. Dadurch, dass wir das jetzt nochmals überdenken, verlieren wir keine Zeit, denn wir hatten eh eine notgedrungene Pause. Vielleicht ist wirklich die Variante Teilneubau und vorläufiger Erhalt der Grabenschule eine Möglichkeit, um einige Millionen zu sparen, ohne sich eine Option zu verbauen. Pädagogisch sinnvoll wäre es sicherlich, neu zu bauen und alles zusammen.

Wie geht es auf dem Marktplatz in diesem Jahr voran?

Wozniak: Wir werden im frühen Frühjahr den aktuellen Planungsstand bekommen. Wenn sich der im Haushalt, den wir im April verabschieden werden, abbildet, kann's weitergehen. Wenn es nach mir ginge, dann hätten wir heuer die archäologischen Untersuchungen, zumindest den Start, und nächstes Jahr den Bauspatenstich, wohl wissend, dass man sich damit nicht nur Freunde macht.

Der Marktplatz in Gerolzhofen ist seit Jahren sanierungsbedürftig. In diesem Jahr sollen die Arbeiten tatsächlich starten – zumindest die archäologischen Untersuchungen im Untergrund.
Foto: Stefan Pfister | Der Marktplatz in Gerolzhofen ist seit Jahren sanierungsbedürftig. In diesem Jahr sollen die Arbeiten tatsächlich starten – zumindest die archäologischen Untersuchungen im Untergrund.
Die Stadt hat kaum noch freie Gewerbeflächen. Was machen Sie, wenn Unternehmen sich ansiedeln oder erweitern möchten?

Wozniak: Wir haben schon noch Flächen. Wir haben auch Grundstücke gekauft, ich denke zwischen 20.000 und 25.000 Quadratmeter im Anschluss an bestehende Gebiete, was für ein mittelgroßes Unternehmen reichen würde. Aber es sind tendenziell keine Flächen mehr vorhanden, die einfach zu erschließen sind. Trotzdem sage ich: Wenn die Stadt an Grundstücke kommt, dann werden wir die auch kaufen, zu fairen Preisen.

Wie sehr leidet die Stadt unter fehlendem Personal?

Wozniak: Alle suchen Personal. Das ist das Hauptproblem. Vor zehn Jahren hatten wir 40, 50 Bewerbungen für einen Ausbildungsplatz. Heute freuen wir uns manchmal, wenn wir zwei, drei haben. Im Stadtbauamt bleibt ein Projekt wie die Schulen schnell mal liegen, wenn nur eine Person ausfällt. Als dort zuletzt ein Mitarbeiter in Ruhestand ging, haben wir die Stelle eineinviertel Jahre vorher ausgeschrieben, aber nicht nachbesetzen können.

Welche Konsequenzen hat das?

Wozniak: Wir haben die Organisation der VG untersuchen lassen. Ein Ergebnis ist, dass wir eine zusätzliche, dritte Abteilung für den Bereich Bauen und Liegenschaften schaffen werden. Ein Ziel ist es, schlagkräftigere Zuschnitte zu haben und zusätzliche Leitungsfunktionen und Verantwortung, um für jüngere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter attraktiver zu sein. Zudem soll es etwas mehr Service für die Bürgermeister der VG-Gemeinden geben. Die Zahl der Mitarbeitenden könnte von 40 auf etwa 44 wachsen, wobei ich nicht glaube, dass wir alle Stellen werden besetzen können.

Was ändert sich dadurch räumlich?

Wozniak: Das Stadtbauamt wird möglichst noch im ersten Halbjahr 2024 ausziehen, irgendwo zur Miete. Perspektivisch haben wir für das Stadtbauamt das zu renovierende VG-Nebengebäude im Blick. Dies muss noch diskutiert werden. Es wäre auch denkbar, die Stadt verkauft das Gebäude und mietet sich dort ein.

Das Nebengebäude (gelbes Haus) im Hof der Verwaltungsgemeinschaft (im Hintergrund) soll nach einer Sanierung das Stadtbauamt beherbergen. Bis dahin soll das Stadtbauamt übergangsweise anderswo unterkommen.
Foto: Michael Mößlein | Das Nebengebäude (gelbes Haus) im Hof der Verwaltungsgemeinschaft (im Hintergrund) soll nach einer Sanierung das Stadtbauamt beherbergen. Bis dahin soll das Stadtbauamt übergangsweise anderswo unterkommen.
Hat sich das Landratsamt schon gemeldet, ob sie die Stadthalle als Notunterkunft für Geflüchtete mieten möchte?

Wozniak: Es gibt noch keine Aussage, ob die Stadthalle benötigt wird, und wenn ja, wann. Meine persönliche Einschätzung ist, dass es eher in Richtung Winter sein könnte.

Gibt es Neues zur gewünschten Freibad-Sanierung, gekoppelt mit einer üppigen Förderung?

Wozniak: Auch hier hängt es mit personellen Gründen zusammen, dass es noch keinen Antrag gibt. Für diesen muss erst der Haushalt 2024 verabschiedet sein. Ohne die Zahlen ist kein Antrag möglich.

Worauf freuen Sie sich in diesem Jahr als Bürgermeister?

Wozniak: Es wird im Frühjahr eine neue Kampagne zum Stadtmarketing starten. Wir bauen unsere Kulturangebote aus, unter anderem mit einem Summer-Opening im Spitalgarten am ersten Juni-Wochenende. Und wir werden – wenn es nach mir geht – eine neue Weihnachtsbeleuchtung für die Altstadt umsetzen, moderner und mit neuem Konzept.  

 
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