Wer in einem Restaurant wie dem Schlundhaus in Bad Königshofen Leberknödelsuppe, Königsberger Klopse oder ein Schnitzel bestellt, möchte freundlich bedient werden. Doch auch Menschen wie Julia Hofmann, die den Gästen Essen und Getränke bringen, wollen respektvoll behandelt werden. Das ist aber nach Hofmanns Worten nicht immer der Fall. "Die Leute werden uns gegenüber immer unverschämter, frecher und respektloser", schrieb die Servicekraft auf Facebook und schilderte ihre Erlebnisse im Restaurant-Alltag. Der Beitrag wurde mehr als 100 Mal mit "Gefällt mir" markiert, über 40 Mal geteilt und erhielt fast 30 zustimmende Kommentare.
"Seit ungefähr einem Jahr verhalten sich immer mehr Gäste unfreundlich", berichtet Julia Hofmann im Gespräch mit dieser Redaktion. Die 35-jährige Hotelfachfrau bedient seit 17 Jahren Gäste, seit zehn Jahren im Schlundhaus. Früher sei sie bei der Arbeit nur selten unhöflich behandelt worden, doch inzwischen müsse sie sich fast täglich Sprüche anhören oder werde gar persönlich beleidigt.
Die Frage, warum das so ist, beschäftige sie sehr. "Mein Chef sagt immer, ich soll es mir nicht zu Herzen nehmen. Aber das ist nicht so einfach", gibt Hofmann zu bedenken. Oft gehe sie "mit ein bisschen Bauchschmerzen" auf die Arbeit. Aus Angst, selbst unfreundlich gegenüber Gästen zu werden.
Auch wenn sie immer versuche, es zu vermeiden: Einmal sei sie laut geworden. "Ich habe ein Paar gebeten, noch einmal kurz um den Marktplatz zu laufen, bis ich ihren Tisch gesäubert habe. Die Frau ging ins Lokal und schaute, ob der Tisch tatsächlich schmutzig ist", erinnert sich Hofmann. Stammgäste hätten daneben gesessen und den Kopf geschüttelt. Sie kann ein solches Verhalten wie das der Frau nicht nachvollziehen: "Wir versuchen immer, eine Lösung zu finden, damit der Gast glücklich ist. Aber alles geht eben nicht".
Immer öfter werde sie mit Sätzen wie "Da hat wohl jemand keinen Bock zu arbeiten", "Wenn Sie fähig für Ihren Job wären, hätten Sie einen Tisch für uns" oder "Sie sind bloß zu faul zum Arbeiten" konfrontiert. Trauriger Höhepunkt und Auslöser für den Internet-Beitrag war laut Hofmann ein Vorfall im Biergarten.
An einem Fünf-Personen-Tisch in Bad Königshofen wollten zehn Leute sitzen
An besagtem Tag setzten sich fünf Gäste an den von ihnen reservierten Fünfer-Tisch. Dann gesellten sich noch zwei Personen dazu. Nach einigen Minuten stießen weitere drei zur Gruppe. Sie wollten sich ebenfalls mit an den Fünfer-Tisch setzen, an dem bereits sieben Leute saßen.
"Sie fragten mich, ob sie einen der Reservetische an ihren stellen könnten", erinnert sich Julia Hofmann. "Ich erklärte ihnen, dass das nicht möglich ist, weil dann der Laufweg für uns Bedienungen blockiert ist". Für solche Hinweise habe vielleicht die Hälfte der Gäste Verständnis, die andere – wie in diesem Fall - nicht. Denn als Hofmann zurück in den Biergarten kam, hatten die Gäste den Reservetisch selbständig an ihren gestellt.
Auf den erneuten Hinweis, dass das nicht gehe, habe einer der Männer ihr geraten, doch einfach um den Tisch herumzulaufen. Sie rief ihren Chef Christian Fischer zu Hilfe, der die Gruppe noch einmal – etwas lauter – ermahnte und den Tisch zurück stellte. Daraufhin verließen drei der zehn Personen wortlos den Biergarten.
Julia Hofmann aus Bad Königshofen kann unfreundliches Verhalten nicht nachvollziehen
Hofmann hofft, mit ihrem Post mehr Verständnis für ihre Arbeit zu wecken. Sie erklärt darin, dass man im Restaurant immer reservieren sollte. Oder manchmal nicht Platz nehmen kann, obwohl Tische frei sind, weil das Personal fehlt, um so viele Gäste zu bewirten. Auch, weil in der Schlundhaus-Küche an den meisten Tagen aufgrund von Personalmangel lediglich zwei Personen arbeiten. Chef Christian Fischer, selbst bereits 70 Jahre alt, kocht die bis zu 120 Essen am Tag. Eine Küchenhilfe geht ihm zur Hand.
Die Bad Königshöfer Gäste des Schlundhaus sind nicht unfreundlich
Die Servicekraft betont, dass es sich bei den unfreundlichen Gästen nicht um Personen aus Bad Königshofen oder dem Umkreis handle. Sondern ausschließlich um fremde, meist ältere Personen, Familien seien nicht darunter. "Die Einheimischen sind freundlich und dankbar, dass es uns gibt. Sie haben Verständnis, wenn wir ihnen die Lage erklären", bestätigt Christian Fischer.
Auf ihren Facebook-Beitrag habe sie viel positive Resonanz erhalten, andere Restaurantbetreiber hätten ihr von ähnlichen Erfahrungen berichtet, so Hofmann. "Auch im Restaurant oder beim Einkaufen wurde ich oft angesprochen. 'Hey, Ihr macht Euren Job echt gut, lasst Euch nicht unterkriegen' und andere Kommentare von Gästen waren dabei", erzählt die 35-Jährige.
Warum Hofmann trotzdem weiter macht im Schlundhaus in Bad Königshofen
Ob sie wegen der Beleidigungen und Respektlosigkeit schon daran gedacht hat, ihre Arbeit als Bedienung aufzugeben? Der Großteil der Gäste sei nach wie vor freundlich, die Vorfälle mit den respektlosen Kunden würden dennoch viel Kraft und Nerven kosten. "Aber ich liebe meinen Job und komme mit den Kollegen und dem Chef super klar. Ich darf viele unterschiedliche Menschen kennenlernen, das ist das Tolle an meinem Beruf. Da müsste schon sehr viel passieren, gesundheitlich oder im Team, dass ich hier weggehe."
Wir haben gerade vielleicht schwierige Situationen, aber das ist kein Grund seine schlechte Laune an andere auszulassen.
Ich erlebe das auch jeden Tag ,mit Sätzen wie , hätten Sie etwas anständiges gelernt müssten sie auch nicht hier arbeiten.
Ich wünsche manchmal allen diesen Zeitgenossen das sie sich in ihrer virtuellen Umgebung bewegen ,und dann erkennen das es auch noch Leute geben muss die tatsächlich arbeiten um die Ansprüche die sie stellen zu erfüllen.
Der Respekt vor anderen geht momentan wegen Einfältigkeit, absolute Technikgläubigkeit und vor allem den Willen sich nicht mit unbequemen Situationen zu beschäftigen immer mehr verloren.