Wenn der Service im Restaurant besonders freundlich war, oder weil die Verkäuferin in der Bäckerei immer ein höfliches Lächeln auf den Lippen hat: die Gründe, aus denen Menschen Trinkgeld geben sind verschieden. Doch haben sie immer zum Zweck, Dank und Wertschätzung auszudrücken. Dabei gibt es auch Situationen, in denen man schon automatisch Trinkgeld gibt, weil man das Gefühl hat, dass man es muss. Aber muss man eigentlich Trinkgeld geben? In welchen Situationen gibt man lieber kein Trinkgeld und wo gehört das Trinkgeld schon automatisch dazu?
Wann ist Trinkgeld angemessen?
Grundsätzlich gilt: Trinkgeld ist in Deutschland immer freiwillig. Gemäß Gewerbeordnung ist Trinkgeld „ein Geldbetrag, den ein Dritter ohne rechtliche Verpflichtung dem Arbeitnehmer zusätzlich zu einer dem Arbeitgeber geschuldeten Leistung zahlt.“ Somit muss das Gehalt, das der Trinkgeldempfänger verdient, auch ohne Trinkgeld ausreichen, um seine Existenz zu sichern. Das Trinkgeld bekommt derjenige steuerfrei obendrauf. Auch wenn Trinkgeld in Deutschland kein Muss ist, gehört es vielerorts zum guten Ton. In Restaurants empfiehlt die stellvertretende Vorsitzende der Deutschen-Knigge-Gesellschaft, Linda Kaiser, beispielsweise fünf bis zehn Prozent des Rechnungsbetrags als Trinkgeld hinzuzugeben. „Grundsätzlich ist es für alle Beteiligten sinnvoll und wünschenswert achtsam und wertschätzend miteinander umzugehen“, betont sie. Das schließe ein, dass man die Worte „Bitte und „Danke“ in die Konversation mit einfließen ließe: „Derart höflicher Umgang ist manchmal mehr wert als ein paar Euro Trinkgeld.“
Wo ist Trinkgeld ein Muss?
Auch wenn Trinkgeld in Deutschland eine freiwillige Leistung ist und für die Empfänger eher eine Möglichkeit bietet, das Gehalt etwas aufzustocken, gilt diese Regelung nicht für alle Länder. In anderen Ländern wird das Trinkgeld bereits selbstverständlich auf die Rechnung aufgeschlagen und gehört zum Einkommen der Servicekräfte dazu. Besucht man beispielsweise ein Restaurant in Großbritannien oder in Frankreich, ist der Service meist in der Rechnung bereits enthalten und macht etwa zehn Prozent aus. In der Schweiz ist Trinkgeld in Form einer sogenannten Servicegebühr sogar gesetzlich vorgeschrieben und beträgt 15 Prozent des Rechnungsbetrags. In den USA und Kanada sind die Löhne von Servicekräften in Restaurants und Cafés oft so niedrig, dass Trinkgeld hier zum eigentlichen Gehalt zählt. Daher ist ein „tip“ von 15 bis 20 Prozent hier fast schon ein Muss.
Wann muss ich kein Trinkgeld geben?
Neben Situationen, in denen Trinkgeld üblich ist, und solchen, in denen Trinkgeld bereits automatisch hinzugerechnet wird, gibt es auch Momente und Orte, an denen Trinkgeld unangemessen sein kann. Das gilt immer dann, wenn der Eindruck entstehen könnte, man erschleiche sich durch das Trinkgeldgeben einen Vorteil.
Beispielsweise sollte man darauf verzichten, einer Krankenschwester oder einem Pfleger, der einen fürsorglich betreut, einen Geldschein zustecken zu wollen. Auch wenn damit eine gute Absicht verbunden ist, kann man so die Pflegekraft in eine unangenehme Situation bringen. Auch Beamte oder Amtsträger dürfen kein Trinkgeld annehmen, da dieses als Bestechungsversuch gewertet werden könnte.
Zusammenfassend gilt festzuhalten:
- Trinkgeld ist in Deutschland freiwillig
- Vor einer Reise in andere Länder sollte man sich über die Trinkgeldregeln vor Ort informieren
- Ärztinnen und Amtsträgern ist es verboten, Trinkgeld anzunehmen