Aus und vorbei. So richtig glauben kann das Hans-Jürgen Runge noch nicht so wirklich. Der ehemalige Chefdekorateur aus Gerolzhofen hat viele Jahrzehnte in dem Schweinfurter Warenhaus am Jägersbrunnen gearbeitet.
Zunächst unter dem Namen Horten, später ab 1996 bei Galeria Kaufhof. Unzählige Stunden hat der aus Gerolzhofen stammende Mann damit verbracht, Schaufenster zu dekorieren. Ein Großteil seines Lebens stecke in dem Gebäude, sagt er. Seit Mittwoch ist damit Schluss. Da nämlich, hat Galeria Karstadt Kaufhof seine Filiale in Schweinfurt endgültig geschlossen.
"Ich wollte mich heute noch einmal von den Mitarbeitern hier verabschieden", sagt Runge, als er am Mittwochnachmittag am Eingangsbereich steht und durch die mit Absperrband verschlossenen Türen blickt. Neben ihm sammelt ein Kaufhof-Mitarbeiter gerade einige liegengebliebene Reste im Schaufenster ein. "Es freut mich immer, wenn ich einen der Leute sehe. Er hat bei mir gelernt", sagt Runge und schmunzelt. Ein bisschen erinnere ihn das an seine Zeit zurück. "Damals war das Dekorieren noch etwas ganz Besonderes, nicht mehr vergleichbar mit heute."
Ein Blumenstrauß zum 59. Geburtstag
Immer wieder hat Runge die Mitarbeiter im Kaufhof besucht. Zum 59. Geburtstag des Warenhauses hat der ehemalige Mitarbeiter der Belegschaft sogar einen riesigen Blumenstrauß vorbeigebracht. In seiner Hand hält er ein Schwarzweißfoto aus früheren Zeiten. Darauf zu sehen ist die erste Kundin, die 1964 bei der Eröffnung des Warenhauses - damals noch unter dem Namen Horten - feierlich einen Geschenkkorb von dem ehemaligen Geschäftsleiter Hans-Hermann Hütten zu Begrüßung entgegennimmt.
Auf seinem Handy hat Runge Bilder, als noch Massen an Menschen in das Kaufhaus strömten. Bei der Eröffnung habe er damals selbst auf dem Dach gestanden und Fotos angefertigt.
Ursprünglich stammt Hans-Jürgen Runge aus Hannover. Bevor er vor 60 Jahren nach Schweinfurt kam, arbeitete der Dekorateur bei der Warenhauskette DeFaKa in Köln. Eines Tages wollte ihn sein damaliger Chef nach Bremen versetzen. Weil er aber gute Verbindungen nach Schweinfurt hatte, wollte er lieber dort hin. "Ich bin so froh, dass ich hier gelandet bin", sagt Runge und lacht. Bei Galeria kannte er die Belegschaft von Grund auf. "Jetzt ist leider alles vorbei."
Die Antwort des Gerolzhöfer auf die Frage, wo er jetzt künftig einkaufen gehe, kommt zögerlich. "Es ist schwierig", sagt er mit Blick auf die Situation vor Ort. Mit dem Verlust des Kaufhofs würde nicht nur eine wichtige Einkaufsmöglichkeit in der Schweinfurter Innenstadt wegbrechen, sondern auch Parkplätze für Menschen von außerhalb verschwinden. Er sorge sich um die Zukunft der Einkaufsstadt. "Für die Kundschaft, die Jahrzehnte hier eingekauft hat, war das ein Teil von Schweinfurt."
Das Parkhaus des "Horten-Kaufhaus" ist mehr als unattraktiv, da es an die Öffnungszeiten des Kaufhaus gekoppelt war.
War man danach noch anderswo unterwegs, konnte man sein Fahrzeug erst am nächsten Werktage holen. Ich erkenne hier kein Argument für dieses Parkhaus.