Das Friederike-Schäfer-Heim am Rusterberg ist marode, es kann nicht wirtschaftlich sinnvoll im Bestand saniert werden, wie Gutachten zeigten. Der 2017 ins Auge gefasste Standort Verkehrsübungsplatz scheidet wegen einer zu teuren Altlastensanierung aus, die Verwaltung ließ eine Machbarkeitsstudie für einen Neubau am Martin-Luther-Platz anstatt des Rückertbaus erstellen, die der Stadtrat mit der von der CSU geforderten Maßgabe einer vorherigen Prüfung der Finanzkraft der Hospitalstiftung als Bauherrin mehrheitlich genehmigte.
Das Thema sorgt gleichwohl für gereizte Stimmung zwischen Opposition, der Mehrheitsfraktion der Christsozialen und der Verwaltung. Das war bei den teils hitzigen Diskussionen im Haupt- und Sozialausschuss sowie im Stadtrat deutlich spürbar sowie hernach in einer Stellungnahme der SPD-OB-Kandidatin Marietta Eder.
Die CSU-Fraktion meldet sich nun ebenfalls zu Wort und wehrt sich gegen die Kritik. Dass es mit dem Friederike-Schäfer-Heim an seinem jetzigen Standort in der Judengasse nicht mehr weitergehen kann, sei allen im Stadtrat klar, heißt es zunächst. Im Bestand seien die Bäder teilweise weder barrierefrei noch rollstuhlgerecht, die Wege für das Personal zu lang, die Aufenthaltsbereiche für die Bewohner unattraktiv, und es gebe kaum Einzelzimmer. In der letzten Stadtratssitzung habe eine große Mehrheit für einen Neubau des Friederike-Schäfer-Heims am Standort des jetzigen Friedrich-Rückert-Baus gestimmt.
"Den Kritikern ist aber scheinbar nicht klar, worum es in der letzten Stadtratssitzung zum Thema Friederike-Schäfer-Heim eigentlich ging. Es ging einzig und allein darum, aufzuzeigen, dass ein Neubau des Friederike-Schäfer-Heims am Martin-Luther-Platz möglich ist", betont CSU-Fraktionsvorsitzender Stefan Funk. Es sei eine Machbarkeitsstudie als Handlungsempfehlung und keine fertige Planung vorgestellt worden. Darüber hinaus legt Funk Wert auf die Feststellung, dass "die CSU ihre Zustimmung zu dieser Empfehlung von der Darlegung der Finanzierbarkeit durch die Hospitalstiftung abhängig gemacht hat".
Neubaupläne des Architekturbüros zeigen Größe des Gebäudes
Weiter heißt es in der Stellungnahme, im Stadtrat sei nicht über die Größe des Baukörpers gesprochen worden, und es war "schon gleich gar nicht die Rede davon, dass der Neubau des Heimes zwölf Meter in den Martin-Luther-Platz hineinragt und damit der Martin-Luther-Platz zu einem Plätzchen verkommt". Dies sei eine Falschmeldung und aus Sicht der CSU "von den Kritikern dieser Lösung nur in die Welt gesetzt worden, um Stimmung gegen den Standort zu erzeugen". In der Machbarkeitsstudie werde nur die Möglichkeit erwähnt, dass sich der Bau noch in Richtung Parkplatz vor dem Rückert-Bau zur Zehntstraße hin ausdehnen könne. Der Luther-Platz bleibe also ein Platz und kein "Plätzchen", so die CSU.
In der Hauptausschussitzung am 15. Oktober zeigte das beauftragte Architekturbüro BBO eine 31-seitige Präsentation, um die Machbarkeitsstudie zu untermauern. Auf Seite 21 dieser Präsentation ist ein detaillierter Plan für einen möglichen Neubau am Martin-Luther-Platz zu sehen. Der Plan zeigt, dass direkt neben dem jetzigen Treppenaufgang von der Zehntstraße kommend der Haupteingang geplant wäre. Es folgt eine Terrasse sowie in der Folge die Verteilerküche. Außerdem ist aus den öffentlich gezeigten Plänen ersichtlich, dass bei dieser Neubauvariante der komplette Parkplatz vor der Wissenswerkstatt überbaut würde. Die Architekten planen bei 7519 Quadratmeter Bruttogeschossfläche mit fünf Stockwerken, die geschätzten Kosten betragen 19 Millionen Euro. Der Rückertbau hat nur Erdgeschoss und ersten Stock. Auf Seite 28 der Präsentation ist zu sehen, dass der First der Johanniskirche nur 3,84 Meter höher wäre als der geplante Neubau.
CSU-Fraktion verweist auf Stadtrats-Workshop zu den Plänen
In der CSU-Stellungnahme wird auf einen Stadrats-Workshop im September zum Thema verwiesen, bei dem "nahezu ausschließlich die Kritiker des Projektes ihre Teilnahme verweigert hatten" - in der Stadtratssitzung hatte es zu diesem Thema ebenfalls heftige Wortwechsel gegeben. CSU-Stadtrat Klaus Rehberger habe beim Workshop gefragt, ob der Neubau nicht über das Areal der Tiefgarage Graben ausgedehnt werden könne, um bis zu zwei Stockwerke zu sparen. "Klarheit jedoch über all diese 'ungelegten Eier' könne nur ein Architektenwettbewerb schaffen", schreibt die CSU.
Dass man nun seit zwei Jahren auf der Suche nach einem geeigneten neuen Standort ist, zeige, dass sich die Räte die Entscheidung nicht leicht machten, so Stefan Funk. Es seien auch andere Standorte wie der ehemalige Messeplatz neben der Kunsthalle, der Parkplatz in der Friedrich-Ebert-Straße und der Verkehrsübungsplatz in der Friedrich-Stein-Straße geprüft worden. "Ein großer Pluspunkt des bisherigen Friederike-Schäfer-Heims ist die zentrale Lage, direkt in der Innenstadt. Mit dem neuen Standort am Martin-Luther-Platz bewahrt sich das Heim diesen in Schweinfurt einzigartigen Vorteil", so der CSU-Fraktionsvorsitzende. "Wenn die älteren Schweinfurterinnen und Schweinfurter nicht mehr so leicht am Leben in der Stadt teilnehmen können, dann bringen wir sie in die Stadt und damit das Leben zu ihnen", so Pressesprecherin und CSU-Stadträtin Stefanie Stockinger-von Lackum.
Mit dem Neubau solle sich das Heim weiterentwickeln "zu einem Haus, in dem Leben in Privatheit, also im eigenen Zimmer, Leben in der Gemeinschaft, beispielsweise beim gemeinsamen Essen, aber auch Leben in der Öffentlichkeit, nämlich mit der Anbindung und dem Zugang des Hauses an/in das Zentrum der Stadt, möglich sein soll. Außerdem soll das Angebot an Kurzzeit- und auch an Tagespflege im neuen Friederike-Schäfer-Haus mit aufgenommen bzw. weiter ausgebaut werden", so die CSU.
In einer früheren Version dieses Artikels ist die Darstellung enthalten, dass der Neubau zwölf Meter in den Martin-Luther-Platz ragen würde und die CSU-Fraktion mit ihrer Darstellung falsch liegt. Das war nicht richtig und wurde deswegen korrigiert.