Welche Zukunft hat das Friederike-Schäfer-Heim in der Innenstadt? Wenn es nach Baureferent Ralf Brettin geht, nur in Form eines Neubaus auf dem jetzigen Gelände des Verkehrsübungsplatzes in der Friedrich-Stein-Straße. Die Baustadträte sehen das genauso.
Der Charme des in den 1960er Jahren im Bereich Judengasse, Petersgasse, Fischerrain und Rusterberg gebauten Altersheimes liegt vor allem in seiner Lage mitten in der Innenstadt und nahe am Main begründet. Es gab mehrere Umbauten und Erweiterungen, zuletzt 2006. Im Moment hat das Seniorenheim 127 Plätze, davon 55 Einzelzimmer und 36 Doppelzimmer und verzeichnet eine Auslastung von mindestens 95 Prozent.
Hoher Bauunterhalt
Gleichwohl ist das Haus in die Jahre gekommen und verschlang in den letzten sieben Jahren alleine 660 000 Euro Bauunterhalt. Es hat auch Mängel, die das Leben für die Bewohner und das Arbeiten für die Mitarbeiter erschweren. Die Bäder sind nicht barrierefrei oder rollstuhlgerecht, in den jeweiligen Stockwerken gibt es keine Aufenthaltsbereiche, der zentrale Speisesaal ist halbgeschossig versetzt. Die Zimmergrößen entsprechen nicht mehr den Vorschriften, die Haustechnik ist ebenso wie die Dämmung und die Zentralküche veraltet.
Die Verwaltung hat Ende 2016 eine Planungsgesellschaft aus Bielefeld mit einer ausführlichen Machbarkeitsstudie beauftragt, bei der zwei Sanierungsvarianten und eine Neubauvariante ausgearbeitet wurden. Die Sanierungs-Optionen des Bestandes würden zwischen 15,7 und 16,5 Millionen Euro kosten, der Neubau 13,3 Millionen, allerdings fehlen dabei unter anderem die Kosten für die geplante Tiefgarage.
Wohngruppen die Zukunft
Ein wichtiger Punkt, der für einen Neubau spricht, ist das Konzept. Zukünftig will man das so genannte Wohngruppen-Konzept anwenden, bei dem maximal 15 Bewohner in einer Art Wohngemeinschaft leben und gemeinsam betreut werden. Je nachdem, ob sie es wollen bzw. körperlich noch können, werden sie bei den alltäglichen Abläufen vom Wäsche zusammen legen oder Kochen bis Putzen eingebunden und behalten ihre Selbstständigkeit so lange wie möglich. Das Personal befürwortet diese Form der Betreuung, sie ist aber aufgrund der räumlichen Enge und der baulichen Gegebenheiten im Bestand schwer umzusetzen.
Die Planungsgesellschaft erklärt, dass aus ihrer Sicht „ein auf Dauer ausgelegter Betrieb mit den bestehenden Gebäuden aufgrund des baulichen Zustandes nicht vorstellbar ist.“ Hinzu kommt, dass man bei einer Sanierung des Bestandes wohl zwei Bauabschnitte und bis zu zweieinhalb Jahre braucht. Das würde aber wegen der Verlegung von Bewohnern in andere Heime einen wirtschaftlichen Verlust von bis zu sieben Millionen Euro ergeben. Ob die vielen baulich bedingten Strukturschwächen danach behoben sind, ist aber mehr als unsicher.
Standortsuche in der Innenstadt schwierig
Die Verwaltung hat sich auch damit beschäftigt, wo ein Neubau Platz finden könnte und zunächst die Innenstadt unter die Lupe genommen. Potenziell möglich wären das Rückert-Bau-Areal am Martin-Luther-Platz, der Spitalsee-Parkplatz an der Friedrich-Ebert-Straße, der Messeplatz-Parkplatz in der Roßbrunnstraße zwischen Theater und Kunsthalle sowie der Verkehrsübungsplatz in der Friedrich-Stein-Straße.
Die Innenstadt-Lagen sind aus zwei Gründen ungeeignet: Zu klein und auf zweien sind im Moment 70 und 98 öffentliche Parkplätze.
Bestandsgarantie für Verkehrsübungsplatz
Am besten geeignet als neuen Standort findet Ralf Brettin den Verkehrsübungsplatz, zu dem er wie alle Bauausschussmitglieder eine klare Aussage machte: „Er ist eine ganz wichtige Einrichtung und wir brauchen einen neuen Standort dafür.“ Schließlich wurde unter anderem auf Anregung von Sinan Öztürk (Linke) in den Beschluss der Satz aufgenommen, dass vor Baubeginn des neuen Friederike-Schäfer-Heimes zwingend ein neuer Verkehrsübungsplatz gebaut sein muss.
Was passiert nach dem Umzug?
Die Ausschussmitglieder setzten sich detailliert mit den Vorschlägen auseinander. Der Abschied aus der Innenstadt fiel vielen sichtlich schwer. Sinan Öztürk fragte, was mit dem bestehenden Komplex passiere, wenn der Neubau fertig ist. Gewerbe sei wohl nicht möglich, so Ralf Brettin, aber eine Umnutzung mit Wohnungen könne sich die Verwaltung gut vorstellen. Konkret sei hier aber noch nichts.
Die Verwaltung setzt bei der Planung und Umsetzung auf Tempo. Ralf Brettin möchte im Idealfall schon im Frühjahr 2019 mit dem Bauen am neuen Standort beginnen. Zuvor muss noch eine Altlastenuntersuchung stattfinden, da auf dem Gelände des Verkehrsübungsplatzes früher die Gelatinefabrik war. Über den neuen Standort für die Verkehrserziehung macht sich Schulreferent Jürgen Montag mit den Fachleuten schon Gedanken.