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Schweinfurt
Flaute in der Industrie: ZF plant Arbeitszeitabsenkung für fast alle Beschäftigten in Schweinfurt
Das Unternehmen kündigte am Freitag die Arbeitszeitabsenkung von beinahe allen 9800 Beschäftigten ab Dezember an. Damit will der Konzern vor allem Zeit gewinnen.
Dem Automobilzulieferer ZF stehen schwierige Zeiten bevor. Zusätzlich zum Abbau befristeter Stellen will der Konzern Anfang Dezember die Arbeitszeit Tausender Mitarbeiter absenken. Der Standort Schweinfurt zählt 9800 Beschäftigte.
Foto: Anand Anders | Dem Automobilzulieferer ZF stehen schwierige Zeiten bevor. Zusätzlich zum Abbau befristeter Stellen will der Konzern Anfang Dezember die Arbeitszeit Tausender Mitarbeiter absenken.
Marcel Dinkel
 |  aktualisiert: 25.11.2024 09:42 Uhr

Nur noch 32,5 Wochenstunden. Was auf den ersten Blick nach einer harmlosen Zahl klingt, hat es in Wahrheit in sich. Nachdem der Automobilzulieferer ZF vor wenigen Wochen bereits den Abbau von rund 400 befristeten Stellen sowie weitere Arbeitszeitabsenkungen angekündigt hatte, legt der Konzern mit Hauptsitz im Württembergischen Friedrichshafen nun nochmal nach.

Wie das Unternehmen am Freitag in Schweinfurt mitteilte, haben sich der Betriebsrat und der Konzern Ende Oktober auf eine Absenkung der Arbeitszeit für "nahezu alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter" am Multidivisionsstandort Schweinfurt vom 1. Dezember 2024 bis zum 30. Juni 2025 geeinigt.

Belegschaft arbeitet nun 32,5 statt 35 Wochenstunden

Damit sollen die Tarifbeschäftigten am Multidivisionsstandort für die kommenden sieben Monate nur noch 32,5 statt 35 Wochenstunden arbeiten. Auch die Verträge von Teilzeitangestellten sollen anteilig gesenkt werden. Auszubildende, Duale Studenten sowie Mitarbeiter in Altersteilzeit und die Betriebe Aftermarket und ZF Engineering sind laut Unternehmen von dieser Regelung ausgenommen.

"Damit fällt die Stundenabsenkung geringer aus als geplant", wird Personalleiter Marcus Giek in der Mitteilung zitiert. Giek hebt hervor, dass dieser Schritt wesentlich dank der Solidarität der außertariflichen Arbeitnehmer und Führungskräfte möglich sei. Diese verzichten auf einen Teil ihres Gehalts und verpflichten sich, eine entsprechende Anzahl an Tagen freizunehmen. Mitarbeitende mit Überstunden können diese zuvor abfeiern. Das kommende Urlaubsgeld hingegen werde auf Basis der regulären Arbeitszeit vor der Absenkung vergütet.

ZF in Schweinfurt stehen schwierige Monate bevor 

Standortleiter Manfred Süß äußert sich zufrieden zum Kompromiss: "Wir mussten uns den rückläufigen Umsätzen stellen, gleichzeitig wollten wir betriebsbedingte Kündigungen unbedingt vermeiden." Mit der Vereinbarung beweise das Schweinfurter Team einmal mehr Flexibilität, Anpassungsfähigkeit und Zusammenhalt.

"Dafür danke ich jedem einzelnen Mitarbeiter und jeder Mitarbeiterin, aber auch dem Betriebsrat", so Süß. Man wolle nun die Zukunft des Unternehmens gestalten. "Ich bin zuversichtlich, dass wir den Standort Schweinfurt wieder in die wirtschaftliche Erfolgsspur zurückbringen."

Machte in der Vergangenheit bereits auf interne Probleme im Unternehmen aufmerksam: Oliver Moll, Betriebsratsvorsitzender von ZF in Schweinfurt, bei einer Großkundgebung der IG Metall im April auf dem Marktplatz in Schweinfurt.
Foto: Josef Lamber | Machte in der Vergangenheit bereits auf interne Probleme im Unternehmen aufmerksam: Oliver Moll, Betriebsratsvorsitzender von ZF in Schweinfurt, bei einer Großkundgebung der IG Metall im April auf dem Marktplatz ...

"Es geht darum, sich Zeit zu verschaffen und die hauseigenen Themen nach vorne zu bringen", erklärt Oliver Moll, Betriebsratsvorsitzender von ZF Schweinfurt. Bereits in der Vergangenheit hatten die IG Metall und Beschäftigte die interne Bürokratie im Unternehmen kritisiert. Nun gelte es, Strukturen, Prozesse und Entscheidungswege zu hinterfragen und anzupassen, so Moll.

 
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  • Erich Spiegel
    So wie China im Online im Vormarsch ist, so ist es auch in der Autoindustrie, Maschinenbau, Kunststofftechnik, Chemie, etc. also fast überall. Wie lange kann das noch gut gehen? Damit es wieder besser wird und sinnvolle Maßnahmen ergriffen werden, müsste erst mal der berühmte Groschen fallen. Das wäre der erste Schritt in die richtige Richtung. Leider glaubt die Gesellschaft, Gewerkschaft und Teile der Politik man kann so weiter machen wie die letzten 30 Jahre. Aber die Welt hat sich weitergedreht. Wie wir alle wissen, regiert Geld die Welt. Wenn es so weiter geht kann man sich ausrechnen wer in 20 Jahren das Sagen hat in Europa.
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  • Dietmar Eberth
    Manche müssen es erst selbst erfahren. "Wer billig kauft, kauft zweimal"

    Verbraucherschutz warnt
    https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/digitale-welt/onlinehandel/schnaeppchenapp-temu-aufpassen-beim-onlineshoppen-86905

    EU-Kommission warnt
    https://www.tagesschau.de/wirtschaft/verbraucher/temu-eu-kommission-verbraucher-100.html
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  • Erich Spiegel
    Dem derzeitigen massiven Stellenabbau in Deutschland (und Europa) als kleiner Bürger hilflos zusehen zu müssen tut richtig weh, weil ich auch unserer Jugend zukünftig gutbezahlte Jobs zu fairen Bedingungen wünsche. Die europäische Industrie ist leider in fast allen Bereichen abgehängt. Sie muss mit Staaten konkurrieren, die wirtschaftlich massiv aufgeholt haben. Besonders hervor sticht dabei China, das wohl das effizienteste Wirtschaftssystem der Welt hat. Das geht einher mit Ausbeutung der menschlichen Arbeitskraft (z.b. 70 Std Woche) und Umweltverschmutzung. Kritisieren kann man das, nur es nutzt nichts. China liefert Qualität, aber zum halben Preis. Wer schon mal Preise bei Temu, Alibaba, etc. mit einheimischen Online Shops vergleichen hat weiß Bescheid. Offensichtlich ist die gelieferte Qualität von Temu gut genug um ist binnen weniger Monate zur Nr. 4 der online Shops zu werden, hinter Amazon, Otto, etc.
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