Seit Tagen schnallen die Spritpreise auf immer weitere Rekordhöhen. Die Folgen des Ukraine-Kriegs treffen damit auch die vielen Speditionen im Landkreis Schweinfurt.
Kai Vedder, Geschäftsführer von Translog Transport und Logistik GmbH aus Schweinfurt macht deutlich: "Im Vergleich zum niedrigsten Preis in der Coronakrise hat sich der aktuelle Tankstellenpreis verdoppelt." Für sein Unternehmen bedeuten die Preissteigerungen monatlich einen mittleren fünfstelligen Betrag an Spritkosten.
"Ohne Sondervereinbarungen mit den Kunden kann die Branche bei anhaltender Entwicklung, Transporte alleine nicht aufrechterhalten", schreibt Vedder in einer Mitteilung auf Anfrage der Redaktion.
Kurzfristig würden die aktuellen Preissteigerungen voll zulasten der Betriebsergebnisse gehen. Die Preisvereinbarungen für den Transport können die kurzfristigen Preissprünge nicht mit einbeziehen, erklärt Vedder. Die sogenannte Dieselfloater, also Kraftstoffzuschläge, die sich automatisch an die Entwicklung des Kraftstoffpreises anpassen, seien auf moderate und konstante Preisanpassungen ausgelegt, die erst mit einem Versatz von drei Monaten wirken, so der Spediteur.
Speditionen haben keine finanziellen Puffer
Neben den Transportpreisen sei aktuell auch die Liefer- und Preisentwicklung für Lkw kritisch, sodass sich die Lage insgesamt verschärft habe, sagt Vedder. Die kalkulierten Margen im Transportgewerbe seien aufgrund des herrschenden Preisdrucks für lokale Anbieter mit deutschen Fahrzeugen und regionalen Fahrpersonal angespannt.
Vielen haben deshalb keine finanziellen Puffer für solche Kostenentwicklungen, so die Einschätzung des Unternehmers. "Wir führen gerade Krisengespräche mit unseren Auftraggebern, inwiefern außerhalb der bestehenden Vereinbarungen Kostenanpassungen möglich sind. Stand heute führen wir alle Transporte planmäßig durch", so Vedder.
Spedition stoppt Russland-Geschäft, Fahrer kämpfen in Krisengebieten
Aufgrund des Krieges hat die Spedition Schäflein aus Röthlein ihren Verkehr nach Russland mittlerweile komplett eingestellt, schreibt Bernd Schäflein, Vorstand des Unternehmens. Zudem befänden sich inzwischen Fahrerinnen und Fahrer des 1939 gegründeten Unternehmens im Krieg.
"Fahrpersonal ist oder kehrt zurück in die Heimatländer und nimmt dort an den Kriegsgeschehnissen teil", so der Spediteur. Somit werde sich das Angebot an Lkw-Fahrern und damit auch die Transportkapazitäten weiter verknappen, was die Kosten ebenso nach oben treibe. Lieferfahrten müsse das Unternehmen dennoch nicht aussetzten.
Neben den teuren Kraftstoffpreisen und steigenden Energie- und Strompreisen, wirken sich auch die höheren Verbraucherpreise, wie bei den Lebensmitteln, auf das Unternehmen aus. "Deshalb stehen wir gleichzeitig vor deutlichen Lohnkostensteigerungen, die entsprechend verhandelt werden müssen", so Schäflein. Um wirtschaftlich zu bleiben, müssten die Kosten an Kundinnen und Kunden weitergeben werden. Viele zeigten jedoch Verständnis, so Schäflein.
Edeka streicht russische Produkte aus dem Sortiment
Bei der Edeka Zentrale in Schweinfurt werden die direkten Folgen des Krieges aufgefangen, schreibt Pressesprecherin Stefanie Schmitt in einer Mitteilung an die Redaktion. Lieferketten und Vertrieb seien nicht beeinträchtigt. Lediglich die steigenden Spritkosten treffen das Unternehmen, so Schmitt.
Edeka unterstützt die Sanktionen der EU und hat daher beschlossen, alle Produkte, die in Russland produziert werden, nicht mehr zu bestellen, schreibt Schmitt. "Dafür bieten wir alternative Produkte aus internationaler Produktion an."
Im Lebensmittelhandel betrifft das in erster Linie Rohstoffe, Weichweizen und Haushalts-Öl. Was die Preise von Weizenprodukte betreffe, melden Hersteller bereits steigende Kosten. Wie diese sich auf die Lebensmittelpreise auswirken, bleibe abzuwarten, schreibt Schmitt.
1000 Euro Tankosten zusätzlich für jeden einzelnen Lkw
"Uns bleibt nichts anderes übrig, als trotzdem auf die Straße zu gehen. Die Ware muss ausgeliefert werden", sagt Dominik Glück, Geschäftsführer der Spedition Glück aus Gochsheim im Gespräch mit dieser Redaktion. Im Prinzip sei das ganze ein Teufelskreis, da alles letztlich teuer werde.
Glücks Spedition transportiert unter anderem für die Firma Schäflein Industriebauteile für Baumaschinen. "Gestern habe ich in München Diesel für 2,45 Euro getankt, heute waren es 2,56 Euro", beschreibt Glück die aktuelle Lage. Eine Tankfüllung koste den Spediteur, Stand 10. März, 225 Euro anstatt 160 Euro wie vorher.
"Und das jeden Tag. Wenn das so weiter geht, reden wir im Monat von zusätzlichen Kosten von 1000 Euro pro Lkw", erklärt Glück. Tankkarten oder ähnliches würden kaum helfen. Daher bleibe auch ihm nichts anderes übrig, als die Kosten an die Kunden weiterzureichen.
Spedition startet Hilfsaktion für gestrandete Fahrer
Neben den steigenden Spritpreisen sei jedoch die Situation für russische-stämmige und ukrainische Fahrer hierzulande dramatisch, sagt Glück. Wegen des Kriegs und der Sanktionen gegenüber Russland würden derzeit viele Fahrer auf hiesigen Rasthöfen stranden. "Sie haben nicht ausreichend Bargeld mit sich und die Kreditkarten sind wegen des Swift –Ausschlusses gesperrt."
Zudem trauten sich russische Fahrer nicht mehr, auf den Rasthöfen zu parken, erzählt Glück. Über Kollegen und Soziale Medien habe er davon erfahren, dass diesen teilweise Gewalt angedroht und Reifen zerstochen werden.
https://www.benzinpreis.de/international/kontinente/europa
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/183571/umfrage/bruttomonatsverdienst-in-der-eu/
Deshalb gezielt finanziell Schwache entlasten statt mit Gießkanne (bevorzugt Vielfahrer und Spritschleudern) zu subventionieren. Oder mit den Mehreinnahmen gleiches Energiegeld für jeden vorziehen.
Eine Tankfüllung koste den Spediteur, Stand 10. März, 225 Euro anstatt 160 Euro wie vorher.
Das kann doch nur ein Sprinter sein mit 100l-Tank
Wie war noch mal sein Amtseid: So etwas wie Schaden vom deutschen Volk abzuwenden oder so?
In den Niederlanden und Polen geht das doch auch mit Steuersenkungen!
Lasst den Menschen mit niedrigem und mittleren Einkommen einfach mehr Geld.
Die Produzenten können dann ihre gestiegenen Kosten weitergeben.
Wenn sie richtig rechen können sind sie nicht in ihrer Existenz bedroht, sie müssen dann gegebenenfalls ihre internationalen Lieferketten überdenken.
Die Konsumenten können dann selbst entscheiden ob sie ihr Geld für Produkte ausgeben wollen die mit hohem Energieaufwand über weite Strecken transportiert werden oder ob sie sich eher für lokale Produkte entscheiden.