
Der Ellertshäuser See im nördlichen Landkreis Schweinfurt ist im Sommer eigentlich ein Anziehungspunkt: für Badegäste, für Segel-Freunde, für Spaziergänger, für Sonnenhungrige. Doch 2023 ist alles anders, denn der größte Stausee Unterfrankens ist bisher nur halb gefüllt mit Wasser. Und das bringt durchaus Probleme.
Im November 2021 wurde, wie berichtet, das Wasser des normalerweise bis zu 16 Meter tiefen Sees abgelassen, um die Technik auf den neusten Stand zu bringen. Die Hauptabflussleitung war im Lauf der Jahre marode geworden. Der Wasserspeicher ist in den 1950er-Jahren gebaut worden. Wegen der dicken Sedimentschicht auf dem Grund, musste das Becken entschlammt werden. Seit Mai 2023 darf nun nach einer ausgefallenen Saison wieder gebadet werden: An einem abgegrenzten Bereich am Nordufer unterhalb von Sandstrand und Kiosk.
Bereits 2022 ist die Badesaison am See komplett ausgefallen, aber auch in diesem Sommer zieht der See deutlich weniger Besucher an als sonst. Für diejenigen, die vom Tourismus rund um den See leben, wie der Kiosk, das Restaurant oder der Campingplatz, ein echtes Problem. Die Campingplatzpächter Evi und Oliver Zull erzählen, im Vergleich zu normalen Jahren seien die Übernachtungszahlen auf dem Platz um die Hälfte gesunken. Viele Camper hätten storniert, als sie gehört haben, dass der Stausee nicht voll ist. Evi Zull bringt es auf den Punkt. "Halbvoller See, halbvolle Auslastung."
Im Frühjahr dann die Nachricht, dass ein Teil des Sees zum Baden freigegeben wird. Doch was bedeutet das für die vielen Badefans, die sonst an heißen Tagen in Scharen vor Ort waren? Wie fühlt es sich an, in einem noch nicht komplett gefüllten Stausee an einem schönen Feriensommertag ins kühle Nass zu hüpfen?
Deutlicher weniger Besucher als sonst an heißen Sommertagen
Ein Besuch Mitte August, schon der erste Blick vom gegenüberliegenden Ufer auf den Badebetrieb am frühen Mittag zeigt: Es war schon mal mehr los. Der Andrang ist überschaubar und die Liegewiese fast leer, einzig der Kiosk ist gut besucht; viele der Gäste sind allerdings Fahrradfahrer, für die der Ellertshäuser See ein schöner Zwischen-Stop auf ihrer Rundfahrt ist.
Auf dem Wasser ist nicht viel los, ein SUP-Fahrer versucht sein Glück, eine Schwimmerin zieht ihre Bahnen im kühlen Nass und zwei Kinder zuckeln auf einem riesigen pinken Flamingo-Reifen über See. Der Blick auf die Badestelle wird durch einen großen Bauzaun versperrt, der den neu aufgeschichteten Zwischendamm absichert, auf dem am asphaltierten Ende außerdem ein großer Bagger steht. Der Grundsee hinter dem neuen Zwischendamm war Anfang Februar vollständig aufgestaut und sogar übergeschwappt. Es musste Wasser abgelassen werden, damit die Baustelle im vorderen Bereich des Sees nicht überflutet wurde.

Ein näherer Blick auf die Badestelle offenbart jetzt: Der See ist noch ein gutes Stück entfernt von seinem gefüllten "Urzustand". Auf dem Steg, der sonst bis weit ins Wasser reicht, sitzt ein Mann und lässt seine Beine ins Leere baumeln. Erst nach dem Ende der Badesaison soll der Ellertshäuser See wieder in Gänze geflutet und so auf wieder auf seinen Normalpegelstand gebracht werden – dann ist auch von dem neuen Damm nichts mehr zu sehen, die Stege reichen wieder bis in den See und auch die Beine können wieder im Wasser baumeln.
Die Badegäste jedenfalls genießen bei schwülwarmen Temperaturen das Baden im kühlen Nass, auch wenn, wie eine Dame aus Burglauer (Lkr. Rhön-Grabfeld) berichtet, die Badenden erstmal einen schlickige Passage durchwaten müssen, um sich ins Wasser zu stürzen. Sie ist das erste Mal nach dem Ablassen des Sees wieder zum Baden da: "Das Ambiente ist natürlich mit Blick auf Baustelle und Bagger ein anderes." Es sei nicht mehr so idyllisch auch mit dem wilden Uferbewuchs, der nun dort blüht, wo einst schon gebadet wurde.
Badegäste kritisieren die schlammigen Einstiegsbereiche am Wasser
Sie vermutet, das viele Badegäste zögern, weil sie den schlammigen Uferbereich fürchten, der auch mit kleinen Kinder eher weniger optimal ist. Schöner ist es da schon, wenn man den ersten Teil mit SUP, Luftmatratze oder Schwimmtier "durchschiffen" kann. Ein Pärchen aus Schweinfurt, die mit dem Fahrrad gekommen sind und unter Bäumen ein schattiges Plätzchen gefunden haben, waren bereits im Wasser.

Auch sie monieren den schlammigen Ein- und Ausstiegsbereich, stellen aber auch fest, dass es natürlich schön ist, hier am Ellertshäuser See wieder baden zu können. Und: "Es ist angenehm, dass es bei weitem nicht so voll ist wie früher." Ein paar Jugendliche allerdings sind das erste Mal da und stellen nüchtern fest: "Wohl auch das letzte Mal." Bei ihnen kommt der Blick auf die Baustelle nicht gut an.
Dass der See diesen Sommer noch nicht vollständig wieder aufgestaut ist, liegt an baulichen Verzögerungen, wie das für die Sanierung zuständige Wasserwirtschaftsamt Bad Kissingen kürzlich erklärte. Im Herbst sollen die Arbeiten am Damm fertig sein, danach geht es am Vorsee weiter. Die Hoffnung ist, dass es im Herbst und Winter genügend regnet, damit es 2024 wieder eine Badesaison gibt, die diesen Namen verdient.