
Ingrid S., Anja K. und Petra J. sind Lehrerinnen. Sie unterrichten an drei Grundschulen im Landkreis Schweinfurt. Doch die drei verbindet noch mehr. Sie brennen für ihren Job. Es schmerzt sie festzustellen: An ihren Schulen fehlen Lehrkräfte, akut wegen Erkrankungen, aber auch seit längerem. Die Schülerinnen und Schüler leiden darunter, sagen sie.
Das belastet sie, zusätzlich zu Überstunden, Arbeitsdruck und der auf ihnen lastenden Verantwortung. "Jeder ist am Limit", stellt Ingrid S. fest. Sie sagt das auch, weil sie weiß: Von einer offiziellen Stelle, wie dem Schulamt, würde solch ein Satz nie fallen.
Die drei Lehrerinnen sprechen mit dieser Redaktion nur unter einer Bedingung: Ihre richtigen Namen dürfen nirgends auftauchen. Deshalb hat diese Redaktion ihre Namen für diesen Artikel geändert. Auch die Schulorte, an denen die Lehrerinnen unterrichten, bleiben ungenannt, denn übergeordnete Dienststellen untersagen es Lehrerinnen und Lehrern, über Zustände an ihren Schulen zu berichten.
An manchen Tagen betreut eine Lehrerin über 40 Kinder
Umso interessanter ist es, was die drei Lehrerinnen über das erzählen, was Lehrkräfte und Kinder an den Grundschulen in der Region derzeit erleben. Anja K. leistet zum Beispiel pro Woche mindestens zwei Überstunden. Seit Wochen muss sie täglich mehrere Kinder aus anderen Jahrgangsstufen, zusätzlich zu den Schülerinnen und Schülern ihrer eigenen Klasse betreuen. An manchen Tagen befinden sich 42 Kinder in ihrer Obhut. "Da ist kein Unterricht mehr möglich", sagt sie.
Petra J. kennt das. Auch an ihrer Schule müssen Lehrkräfte regelmäßig Schüler aus Klassen betreuen, die gesplittet wurden, weil deren Lehrerin krank ist. Oder eine Lehrkraft muss zwei komplette Klassen beaufsichtigen. "Einen Tag kannst du das mal machen", sagt Petra J. Doch damit sei es fast nie getan.
Ingrid S. hat zuletzt eine ganze Woche lang parallel zu ihrer eigenen eine weitere Klasse geführt. An mehreren Schultagen müssen ganze Klassen zu Hause bleiben. Ihrer Schulleitung blieb, wie sie sagt, keine andere Wahl, angesichts des Krankenstands im Kollegium. Randunterricht außerhalb der Kernstunden (erste bis vierte Stunde) falle reihenweise aus, sagt sie. Schüler mussten auch immer wieder früher als normal nach Hause oder in anderweitige Betreuung geschickt werden.
Eine mobile Reserve existiert de facto nicht
Eine Ursache, weshalb Schulleitungen sich oft nicht anders zu helfen wissen, als Schüler von erkrankten Lehrkräften unter den verbleibenden gesunden aufzuteilen, oder Lehrerinnen und Lehrern die Aufsicht über zwei Klassen zuzumuten, sei das Fehlen einer mobilen Lehrerreserve. Im Bereich des Schulamts Schweinfurt, das für die Grund- und Mittelschulen in Stadt und Landkreis Schweinfurt zuständig ist, gebe es seit Wochen de facto keine Lehrkraft, die bei Krankheitsfällen an Schulen aushelfen kann. Dies bestätigen alle drei Lehrerinnen. Dies sei vor einigen Jahren noch anders, gewesen, sagt Ingrid S. Da sei eine ausgefallene Lehrkraft am dritten Krankheitstag durch eine ausgebildete ersetzt worden.
Den Umfang des Unterrichtsausfalls kann das Schweinfurter Schulamt auf Nachfrage nicht beziffern. Auch zur Ausstattung der mobilen Reserve ist keine Zahl zu erfahren. Stattdessen heißt es: "Die mobile Reserve wird sukzessive aufgebaut." Und: Falls keine mobile Reserve zur Verfügung stehe, "dann muss die Schule das selbständig kompensieren", etwa durch das Zusammenführen von Klassen, das Kürzen von Unterrichtszeiten oder durch Homeschooling.
Das bedeutet: Schulleitungen müssen selbst schauen, wie sie zurechtkommen. Eine Vertreterin aus einer Schulleitung im Landkreis Schweinfurt, die namentlich unerwähnt bleiben möchte, bestätigt gegenüber dieser Redaktion, dass an ihrer Schule schon Unterricht ausfallen musste. Dabei würde sie alles verfügbare Personal einbinden, um Schüler zu beaufsichtigen. Ernüchtert stellt sie fest: "Die Kinder werden nicht so beschult, wie es sein sollte."
Es geht ihnen vor allem um die Folgen für die Kinder
Dies treibt auch Petra J. um. Es gehe ihr und ihren Kolleginnen und Kollegen nicht darum, über ihre eigene berufliche Situation zu motzen. "Wir denken eher daran, dass der Lehrermangel den Kindern und den Eltern schadet."
Dies führe auch dazu, dass Lehrkräfte sich regelmäßig krank in die Schule schleppten. Petra J. begründet dies so: "Du weißt genau, es läuft nicht, wenn du nicht da bist." Und Anja K. ergänzt: Wenn sie sich morgens krankmeldet, dann müsse sie sich trotzdem daheim an den Schreibtisch setzen und das Material zusammenstellen, mit dem die Ersatzlehrkraft ihre Schüler beschäftigen kann.
Dass Lehrkräfte angesichts solcher Umstände kapitulieren, wundert Ingrid S. nicht. Dennoch mache es sie betroffen, "wenn gestandene Lehrer ans Aufhören denken". Doch nicht nur solche seien betroffen. Auch die ganz Jungen, die als Referendare erst in den Lehrer-Beruf gestartet sind, würden abgeschreckt. Dies gilt auch für Lehramtsstudenten an den Schulen. Anja K.: "Studierende sind zum Teil wirklich geschockt, wie es an den Schulen zugeht."
Ohne Quereinsteiger wäre der Unterrichtsausfall viel größer
Helmut Schmid aus Schwebheim ist Vorsitzender des Unterfränkischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (ULLV). Bis zum Jahr 2021 war er Rektor der Grundschule Gerolzhofen. Ihm zufolge ist der Lehrermangel aktuell "noch ernster" als im vorherigen Schuljahr. Damals verhinderte nur der Einsatz von etwa 1300 Quereinsteigern, also Beschäftigten ohne Lehrerausbildung, an den Grund- und Mittelschulen in Unterfranken, größere Unterrichtsausfälle. Dass Lehrkräfte sich überlastet fühlen, "ist nicht aus der Luft gegriffen", meint Schmid.
Er baut auf Prognosen, wonach in den kommenden Jahren tatsächlich mehr Lehramtsabsolventen von den Unis kommen werden. Wie viele davon an den Grundschulen landen werden, bleibe abzuwarten.
Um den Beruf als Lehrkraft an Grundschulen aufzuwerten, wirbt der ULLV-Vorsitzende dafür, das Studium zu ändern. Alle angehenden Lehrer, egal welcher Schulart, sollten ein gemeinsames Grundstudium absolvieren und sich dann spezialisieren. Dies würde es erleichtern, Lehrer schulartübergreifend einzusetzen, je nach Kapazität und Bedarf. Auch eine Art duales Studium, das das Uni-Studium mit mehr Praxisanteilen eng verzahnt, könnte helfen, so Schmid. Er wünscht sich auch möglichst bald eine bessere Besoldung von Grund- und Mittelschullehrern und den Einsatz von speziell ausgebildeten Erziehern an Schulen, die Lehrkräfte unterstützen.
Eines verbindet die Vorschläge jedoch: Sie würden erst mittel- oder längerfristig wirken. Den akuten Mangel an Lehrkräften beseitigen sie nicht.
Bei uns in Bayern sind die Wiesen grün,die Kühe lila und in unserem Freistad die Bürger gepildet.
Auf so ain Gewesch halt ich nix.
Mia hamm unsern Margus und die Doroh.
Ales Brobaghanda von derah lingen.
Unner Kinner sind gscheid un ned blöd
Mergd öich des!!
Mia brauchn keh linga Lerer!