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Schweinfurt
Energiekrise und den drohenden Gas-Mangel im Hinterkopf: Wie die Stadtwerke Schweinfurt ihr Risiko abschätzen
Strom- und Gasmärkte, die verrückt spielen, der Krieg in der Ukraine, Knappheit und mögliche Zahlungsausfälle – die Zeiten sind unsicher, auch für Versorger.
Die Stadtwerke Schweinfurt: Nicht nur als Strom- und Gasversorger für Direktkunden sind sie von der aktuell unsicheren Situation auf den Märkten betroffen.
Foto: Patty Varasano | Die Stadtwerke Schweinfurt: Nicht nur als Strom- und Gasversorger für Direktkunden sind sie von der aktuell unsicheren Situation auf den Märkten betroffen.
Katja Beringer
 |  aktualisiert: 15.07.2024 10:18 Uhr

Rund 7,9 Millionen Euro Gewinn hat der Stadtwerke-Konzern im Jahr 2021 gemacht – mit Strom, Gas, Trinkwasser, den Stadtbussen und dem Freizeitbad. Doch das war vor dem Krieg in der Ukraine. Für 2022 hat das Unternehmen einen Nettorisikowert in zweistelliger Millionenhöhe eingeplant. Was heißt das? Und worin besteht das Risiko für einen Gas- und Stromversorger wie die Stadtwerke?

Die Zeiten sind verrückt, die "Märkte spielen verrückt". Thomas Kästner lässt das immer wieder fallen im Gespräch mit der Redaktion. Noch nie habe man in der Vergangenheit solche Preissprünge gesehen – meistens nach oben, um bis zu 50 Prozent. Schon Ende 2021 seien die Energiepreise nach oben gegangen. Doch was dann mit Beginn des Ukrainekrieges kam, hat alles auf den Kopf gestellt, was Insider wie der Geschäftsführer der Stadtwerke Schweinfurt bisher gekannt haben. Nichts scheint mehr gesetzt, die Unsicherheiten nehmen zu, Großkonzerne wie der Gaslieferant Uniper standen am Rande des Ruins. Jetzt die Übernahme durch den Staat.

Erleichterung bei denjenigen, die Uniper beliefert und die ausfallende Lieferungen getroffen hätten. Auch die Stadtwerke Schweinfurt gehören dazu, wobei Uniper nicht der einzige Lieferant von Gas nach Schweinfurt ist, betont Kästner: "Wir haben uns da breit aufgestellt."

Trotzdem, die Unsicherheit bleibt. Was, wenn es zu der gefürchteten Gasmangellage kommt? Als wahrscheinlich gilt sie nicht mehr, auszuschließen ist sie aber auch nicht. Was, wenn die Preise weiter durch die Decke gehen. Was, wenn viele Kundinnen und Kunden nicht mehr zahlen können – kleine Geschäftsleute, Privatleute? Mit all dem muss man rechnen, sagt Kästner. Und tut es auch.

Wie hoch könnte ein Defizit im schlimmsten Fall sein?

Das Risiko hat sich erhöht, auch für die Versorger, die direkt an den Endkunden liefern, wie es die Stadtwerke Schweinfurt tun. Sie haben ihr unternehmerisches Risiko für dieses Jahr in etwa als doppelt so hoch eingestuft wie 2021: Auf 32,5 Millionen schätzen die Stadtwerke den Nettorisikowert für den Konzern. Grundlage dafür ist die Expertise von Marktbeobachtern. Die Stadtwerke planen den Worst case ein bzw. vor – "so wie es jedes Unternehmen tut", sagt Kästner. "Bestandsgefährdend" sei dieser Risikowert, also das maximale Defizit, für den Stadtwerke-Konzern nicht.

Risiko Nummer 1 ist die Preisentwicklung, die nicht nur beim Gas, sondern auch auf dem Strommarkt extrem schwankt. Aktuell kaufen die Stadtwerke die Strommengen für 2023/24 ein. Schon jetzt ist klar: Bei den bisherigen Preisen wird es nicht bleiben.

Was kommt auf die Kundinnen und Kunden der Stadtwerke zu?

Was die Stadtwerke aktuell an ihre Bestandskunden verkaufen, basiert auf Preisverhandlungen aus 2020/2021. Man kaufe nachhaltig ein, das zahle sich jetzt aus, sagt Kästner und verweist darauf, dass bisher nur in geringem Umfang erhöht werden musste. Was das für Kunden bedeutet? Der Geschäftsführer will und kann, wie er sagt, diese Frage noch nicht beantworten. Man werde dann entscheiden, "wenn wir belastbare Zahlen haben". Das gilt auch für die Gaspreise.

Ein zweites Risiko: Was wird die Politik entscheiden? Auch das sei nicht vorhersehbar, sagt Kästner, und spricht von "regulatorischen Risiken". So sei beispielsweise nicht auszuschließen, dass die Politik im dritten Entlastungspaket Versorgern vorschreibt, Stundungen für Kundinnen und Kunden zu ermöglichen, wie zum Beispiel in der Pandemie.

Preisexplosionen in jedem Bereich, die jeden treffen

Mit eingeplant werden müsste auch, dass Kundinnen und Kunden nicht zahlen könnten, ob nun kleine Gewerbebetriebe oder Privatleute. "Das Ausfallrisiko steigt", sagt Kästner, auch angesichts der Inflation und der weiteren Preisexplosionen, beispielsweise im Baubereich oder bei Kraftstoffen. Auch davon sind die Stadtwerke selbst betroffen. Ob bei Bauvorhaben, für das Kabel, Sand oder Bitumen viel teurer sind als bisher – oder auch beim Nahverkehr, der teuren Diesel schluckt.

Aktuell gibt es auch für Versorger wie die Stadtwerke mehr unsichere Faktoren als Sicherheit, wie Kästner es beschreibt. Unsicher auch: Was passiert mit der Gasumlage, die ab Oktober auch über die Stadtwerke eingezogen werden soll. Noch weiß das keiner.

 
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