zurück
Schweinfurt
Ein echter Elefant läuft mehrmals beim Schweinfurter Faschingszug mit. Wie ist das denn passiert?   
Der Elefant als Wappentier der ESKAGE: das hat historische Gründe. Dahinter steckt ein bisschen Zufall und der Wunsch, einen unvergesslichen Zug auszurichten.
Beim ersten Schweinfurter Faschingszug der ESKAGE im Jahr 1979 war auch ein Elefant mit dabei. 
Foto: Hans Rost | Beim ersten Schweinfurter Faschingszug der ESKAGE im Jahr 1979 war auch ein Elefant mit dabei. 
Susanne Wiedemann
 |  aktualisiert: 06.03.2025 02:40 Uhr

Allerlei Getier sieht man regelmäßig beim Schweinfurter Faschingszug am Faschingsdienstag. Viele Narren und Närrinnen werfen sich gerne in ein Plüschkostüm. Sieht gut aus, ist auch gut gegen Kälte. Bären sieht man, Bienen, Wildschweine, Faultiere, Hühner, Katzen. Nur kaum einen Elefanten. Dabei wäre Elefant eigentlich die perfekte Verkleidung für den Zug. Denn das Wappentier der ESKAGE, der Ersten Schweinfurter Karnevalsgesellschaft, ist der Elefant.

Das Rüsseltier schmückt die Orden, das Zepter des Prinzen der ESKAGE. Warum eigentlich? Weil in der Schweinfurter Faschingsgeschichte mehrmals ein Zirkuselefant im Faschingszug mitgelaufen ist.  Einmal am 13. März 1840 für den Liederkranz, zweimal für die ESKAGE: am 27. Februar 1979 und am 3. März 1987. Wie es dazugekommen ist, haben wir mal nachgeschaut.  

1840 veranstaltete der Liederkranz in Schweinfurt einen Maskenzug, bei dem auch ein Elefant mit dabei war. 
Foto: Museen und Galerien der Stadt Schweinfurt | 1840 veranstaltete der Liederkranz in Schweinfurt einen Maskenzug, bei dem auch ein Elefant mit dabei war. 

Fasching war im 19. Jahrhundert fest mit dem 1833 gegründeten Liederkranz verbunden. Die Bälle und Veranstaltungen waren legendär. Die folgende Passage ist einem Artikel von Mathias Wiedemann aus dem Jahr 2013 entnommen: "Das legendärste Ereignis in der langen Geschichte des Liederkranz-Faschings aber fand am 13. März 1840 statt, und zwar in Form eines großen Masken-Zugs, den 10.000 Menschen bejubelten. Schweinfurt zählte damals gerade mal 7374 Einwohner. 

Liederkranz als Vorgänger der ESKAGE

Und das kam so: Die größte Attraktion des Zugs waren nicht Prinz Carneval und Prinzessin Fisperlipsa, nicht die Parodien aus dem 'Freischütz' oder die neuen Narrenmützen, nicht die geschmückten Wagen oder die kostümierten Reiter. Der unumstrittene Star war (neben einem Zebra) ein leibhaftiger Elefant, auf dem ein exotisch gewandeter Gesandter aus Hindustan ritt. Der Gesandte war in Wirklichkeit der Hotelier Schnetter. Der hatte für die Aktion einen Zirkus engagiert, der in der Nähe sein Winterquartier aufgeschlagen hatte. 120 Gulden kostete ihn der Spaß, wie bei Reinhold Jordan in der Festschrift 150 Jahre Liederkranz von 1983 nachzulesen ist.

Catharina Sattler, Frau Wilhelm Sattlers und begabte Künstlerin, fertigte eine Zeichnung des Zugs an, die als Vorlage von den oben abgebildeten Kupferstich diente. Der Elefant hatte übrigens selbst eine Geschichte. Der französische Zirkusdirektor Hoguet erzählte jedenfalls, das Tier sei wenige Jahre zuvor im Krieg gegen den algerischen Fürsten Abd el Kadar von den Franzosen erbeutet worden."

Gardemädchen Nancy Steinert durfte beim Schweinfurter Faschingszug 1987 auf dem Elefanten reiten. 
Foto: ESKAGE-Archiv | Gardemädchen Nancy Steinert durfte beim Schweinfurter Faschingszug 1987 auf dem Elefanten reiten. 

1954 wird die ESKAGE als eigenständiger Karnevalsverein aus dem Liederkranz gegründet. An den Liederkranz-Elefanten erinnert sich 1979 Werner Knieß, der 1979 den ersten Schweinfurter Faschingszug der ESKAGE organisiert. Die Gesellschaft will ihr 25-jähriges Bestehen groß feiern. Ein Zirkus ist wie damals 1840 zufällig in der Nähe. Der Direktor findet die Faschingsidee offenbar gut. Elefant und Kamel sind also mit von der Partie.  

Zum 25-jährigen und zum 33-jährigen Bestehen der ESKAGE  kommt wieder ein Elefant

"Ach Gott, ihr seid doch verrückt", erinnert sich Prinzenpaar-Betreuerin Uschi Reinhard an ihre erste Reaktion, als sie damals erfahren hat, dass beim Faschingszug 1979 ein Elefant mitlaufen wird. 

Für Nancy Steinert wird der Zug im Jahr 1987 unvergesslich bleiben, als 33 Jahre ESKAGE gefeiert wurde und wohl wieder ein Zirkus in der Nähe war. Sie durfte als Mitglied der Jugendgarde auf dem Elefanten reiten. "Das werde ich nie vergessen", erzählt sie. "Ich habe mich gefühlt wie eine Königin."

Guck mal, ein Elefant: Beim ersten Schweinfurter Faschingszug der ESKAGE 1979 war ein Zirkustier  die Attraktion. 
Foto: Hans Rost | Guck mal, ein Elefant: Beim ersten Schweinfurter Faschingszug der ESKAGE 1979 war ein Zirkustier  die Attraktion. 

Fasching an sich ist schon eine Leidenschaft von Nancy Steinert. Mit vier hat sie mit dem Fasching angefangen, seit Jahrzehnten ist sie mit Begeisterung dabei, aktiv in der Bütt und als Trainerin. Doch dieser eine Zug bleibt ihr immer im Gedächtnis. Auch deswegen, weil sie mal nicht gefroren hat in ihrer Gardeuniform. Die Elefantenohren haben ihr schön die Beine gewärmt, als sie auf dem Tier gesessen ist. Die weiße Strumpfhose war danach zwar nicht mehr weiß, aber das war dann nicht so wichtig, erinnert sich Nancy Steinert an ihren großen Moment beim Faschingszug.  Was sie noch im Rückblick freut: "Es gab nie Neider."   

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Schweinfurt
Susanne Wiedemann
Elefanten
Fasching
Faschingsdienstag
Karnevalsumzüge
Karnevalsvereine
Zirkusdirektoren
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top