Ein typischer Faschings-Nachmittag im "Schloss", dem Zuhause des Schweinfurter Prinzenpaares Andrea I. und Florian I. Wieland in Unterspiesheim. Uschi Reinhard, die offizielle Prinzenpaar-Betreuerin der Schweinfurter Faschingsgesellschaft ESKAGE kommt pünklichst. Am Abend steht die letzte Sitzung der ESKAGE an. Uschi Reinhard sorgt hochkonzentriert dafür, dass "ihre" Prinzessin perfekt ausschaut. Auf den Prinzen hat sie ein Auge, aber der steht nicht im Fokus: "Der Prinz ist eigentlich pflegeleicht."
Die Prinzessinen-Zofe ist vorbereitet auf modische und haarige Notfälle
Sie hat es nicht weit nach Unterspiesheim, sie wohnt "ums Eck", in Schwebheim. Aber selbst wenn sie eine stundenlange Anreise hätte, zu spät kommen würde sie nie. Auch würde sie selbst nie ungestylt aus dem Haus gehen. Uschi Reinhard ist Disziplin, Eleganz und Verlässlichkeit in Person. Das merkt man sofort. Dass sie demnächst schon 80 wird, ist schwer vorstellbar. Für Frisuren-Notfälle am Abend hat sie ein Ersatz-Haarteil dabei. Das Glätteisen liegt bereit, Spängchen sind eingepackt. Nähzeug und Kleiderbürste sind auch dabei. Es könnte ja mal wieder jemand auf die Schleppe der Prinzessin treten.
Uschi Reinhard ist auf alles vorbereitet. Denn die Frisörin weiß aus eigener Erfahrung, was eine Prinzessin braucht. In der Session 1971/72 war sie selbst Prinzessin. In einem grünen Kleid aus Brokat mit Schleppe und Rüschen. Den Orden aus ihrer Regentschaft hat sie dabei. "Bunte Farben des Frohsinns", war damals das Motto.
Uschi Reinhard ist auch sonst Faschingsexpertin. Man könnte sagen, sie hat das von der Pike auf gelernt. Seit 50 Jahren ist sie bei der ESKAGE. "Die ESKAGE ist mein Leben", sagt sie. Sie hat die Garde trainiert, die Ehrengäste betreut. Sie hat geholfen, Prinzenpaare zu rekrutieren. Und natürlich lange Jahre die Prinzenpaare betreut. Dazu gehört und gehörte mehr als Frisieren.
Die Allround-Betreuerin begleitet das Paar zu den Auftritten, hilft beim Umziehen, kümmert sich um die Orden, die Prinz und Prinzessin verteilen und selbst bekommen. Zofe, guter Geist, Vertraute, gute Freundin, Mädchen für alles: all das ist Uschi Reinhard. Andrea Wieland geht sogar noch weiter: "Wir sind wie Mutter und Tochter."
Zurück zur Sitzungsvorbereitung: Die Prinzessin hat sich umgezogen. An diesem Abend geht sie in Rot und Weiß. Letzte Kontrolle: Sitz das Diadem? Jede Locke an ihrem Platz? Uschi Reinhard ist noch nicht ganz zufrieden. Ein bisschen muss sie noch zupfen. Die Frisur von Prinzessin Andrea soll ja halten, egal, ob beim Faschingszug, beim Tanzen oder beim Sitzungs-Marathon. Dazu braucht es Haarspray. "Tonnen", sagt Andrea Wieland. Und jede Menge Haarnadeln. Das kann strapaziös sein. "Auf den Kopf, nicht in den Kopf", ist ein beliebter Scherz zwischen Prinzessin und Zofe. "Die Uschi ist die volle Perfektionistin", sagt Andrea Wieland. "Die Uschi lebt für ihre Prinzessin."
33 Tage und 33 Nächte mit dem Prinzenpaar unterwegs
Wenn am Aschermittwoch alles vorbei ist, wird sie 33 Tage und 33 Nächte mit Andrea I. und Florian I. unterwegs gewesen sein. An Aschermittwoch denkt Uschi Reinhard nicht so gerne. "Da bin ich immer traurig." Fasching ist halt einfach ihr Leben.
Zumindest wird der Kontakt zu ihrer Prinzessin nicht abreißen. Uschi Reinhard ist Kundin in Andrea Wielands Stern-Apotheke. Die ist schon seit langem beeindruckt wie schick Uschi Reinhard immer ist. Selbst wenn sie in der Früh nur mal schnell eine Kopfschmerztablette braucht. Schuhe, Tasche, Make-up, alles perfekt. Einmal Prinzessin, immer Prinzessin. Das passt auch gut zu Uschi Reinhard.
Langweilen wird sie sich nicht, wenn der Fasching vorbei ist. Sie hat einen mobilen Frisiersalon, ist an drei Tagen in der Woche in Altenheimen in Schweinfurt unterwegs. "Ich bin immer mit irgendwas beschäftigt."