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Poppenhausen
Thorsten und Frank: Das erste Schweinfurter Prinzenpaar im wahrsten Sinn des Wortes
Thorsten Schmälzle und Frank Fischer sind nicht nur Prinzen. Sie sind auch Botschafter und Vorbilder. Worauf sie sich besonders freuen im Fasching.
Das Schweinfurter Prinzenpaar Thorsten Schmälzle und Frank Fischer (rechts) üben schonmal Bonbon-Werfen für den Faschingszug am Faschingsdienstag.  
Foto: Anand Anders | Das Schweinfurter Prinzenpaar Thorsten Schmälzle und Frank Fischer (rechts) üben schonmal Bonbon-Werfen für den Faschingszug am Faschingsdienstag.  
Susanne Wiedemann
 |  aktualisiert: 27.02.2025 02:38 Uhr

Eins, zwei, drei und los! Und Lächeln! Klappt schon ganz gut, das Kamelle-Werfen. Das Prinzenpaar Thorsten I. Schmälzle und Frank I. Fischer proben im Hof in ihrem Haus in Poppenhausen für den Faschingszug. Kisten mit Bonbons stapeln sich im prinzlichen Vorratsraum. Und Prinzenrollen. Die passen schließlich perfekt zum ersten Schweinfurter Prinzenpaar im wahrsten Sinn des Wortes.      

Prinz Thorsten und Prinz Frank lieben ihre neue Rolle. Das spürt man in der ersten Sekunde, wenn die beiden mit strahlendem Lächeln im superschicken Prinzenoutfit aus der Tür kommen und einfach nur Fröhlichkeit und Herzlichkeit verströmen.

Kurz vor dem Faschingsendspurt haben wir uns mit dem Prinzenpaar getroffen und uns darüber unterhalten, was ihnen die Rolle generell bedeutet. Wir waren sofort beim Du, deswegen stehen im Folgenden nur die Vornamen. Und natürlich geht es auch darum, wie die Menschen hier ein queeres Paar in so einer prominenten Rolle aufnehmen.      

Schweinfurts OB Sebastian Remelé (links) übergab dem neuen Prinzenpaar Thorsten I. und Frank I. symbolisch die Schlüssel zu seinem Rathaus. Rechts Prinzenpaarbetreuerin Uschi Reinhard.  
Foto: Steffen Krapf | Schweinfurts OB Sebastian Remelé (links) übergab dem neuen Prinzenpaar Thorsten I. und Frank I. symbolisch die Schlüssel zu seinem Rathaus. Rechts Prinzenpaarbetreuerin Uschi Reinhard.  

Aber erstmal geht es darum, wie die Prinzenlaufbahn angefangen hat. Thorsten, im echten Leben Filialleiter des örtlichen Discounters in Poppenhausen und sein Lebensgefährte Frank, Chef eines Friseursalons im Ort, waren schon immer gerne im Fasching aktiv. An mehr als mal einen Sketch spielen haben sie eigentlich nicht gedacht, erzählen sie. Bis eines Abends eine Abordnung der Schweinfurter Karnevalsgesellschaft Eskage vor der Tür steht. Und fragt: "Wollt ihr Prinzenpaar werden?"

Überraschender Besuch von der Eskage

Die beiden müssen erstmal nachdenken. "Ich hatte Gänsehaut", erinnert sich Frank. Er fragt sich  "Ist Schweinfurt bereit für ein queeres Prinzenpaar?" Thorsten erzählt, wie er kurz nach dem Eskage-Besuch mit seiner Mutter telefoniert und sie um Rat fragen will in der Prinzensache. Dabei sieht er, dass Frank schon dabei ist, Outfits zu bestellen. Thorsten I. und Frank I. sind also bereit für den Faschingsthron. Das Motto der Regentschaft: "Lebe bunt, lebe froh. Pfleg' die Haare, sonst hast Stroh." 

Ist das Prinz-Sein so, wie sie es sich vorgestellt haben? Thorsten schüttelt den Kopf. "Es ist noch viel besser!"  "Es macht so viel Freude", sagt Frank. Nicht nur auf Sitzungen treten die beiden auf. Sie besuchen Firmen, Altenheime, die Lebenshilfe. Der Lebenshilfe-Termin ist den beiden besonders ans Herz gewachsen. "Die Leute haben sich so gefreut". Auch in die Altenheime gehen sie gerne. "Die alten Menschen werden oft vergessen", meint Frank. Mit ihnen eine schöne Zeit zu erleben, gebe auch einem selbst wieder viel zurück: "Zeit kostet nichts und bringt viel."

Freude machen, auf Menschen zugehen, zeigen, wie wertvoll Gemeinschaft und Zusammenhalt ist, das ist den beiden wichtig. Ein bisschen ablenken, Zuversicht geben, auch das gehört zum Prinzenleben. Oder wie es Thorsten formuliert: "Ablenken vom Scheißalltag".  

Schuhwerk nicht so perfekt zum Tanzen

Beide versuchen, sich auf ihr jeweiliges Publikum einzustellen. Überall die gleiche Rede zu halten, ist nicht ihr Ding. Und mitmachen ist gefragt. "Wir machen schon mal eine Polonaise", sagt Frank. Womit wir beim Thema Tanzen wären. Jedes Prinzenpaar bekommt einen Tanz choreografiert. Ganz schön anstrengend, meint Thorsten. Vor allem mit den enganliegenden Gummistiefeln, die zur "Uniform" gehören. Aber schließlich geht es laut Thorsten im Fasching nicht darum, perfekt zu sein. Thorsten ist auch ziemlich beeindruckt von den Gardetänzen. "Das ist Hochleistungssport."

Prinzenrolle vom Prinzenpaar: Das kommt nicht nur bei der Sitzung in Dittelbrunn gut an. 
Foto: Uwe Eichler | Prinzenrolle vom Prinzenpaar: Das kommt nicht nur bei der Sitzung in Dittelbrunn gut an. 

Botschafter für Herzlichkeit und Selbstbewusstsein

Prinz Thorsten (37) und Prinz Frank ("20 plus Mehrwertsteuer") sehen sich aber auch als Botschafter und auch als Vorbilder. Nicht nur für Herzlichkeit und Miteinander. Sondern auch für Toleranz und Selbstbewusstsein. "Seid mutig, authentisch. Bleibt euch treu", haben sie in einem Interview gesagt.

Ihrer Meinung nach sollte es nicht groß darum gehen, dass sie ein Paar sind. Thorsten wünscht sich, dass es einfach als komplett normal angesehen wird, dass eben jetzt zwei Männer Prinzenpaar sind. Die beiden haben auch nichts gegen Schwulenwitze. Im Gegenteil. Man muss auch über sich selbst lachen können, sagt Thorsten. Und zweitens wäre es auch eine Ausgrenzung, wenn keine Witze über eine bestimmte Gruppe erzählt werden. Was Thorsten wichtig ist: Respektlos sollten die Witze nicht sein. 

Negative Reaktionen haben die beiden nicht erlebt nach ihrer Inthronisierung, sagen sie. Sie fühlen sich absolut akzeptiert. Queer auf dem Land? Früher sei das nicht immer so einfach gewesen, erinnert sich Frank. Er hört sich sehr traurig an, als er erzählt, dass er früher gefragt wurde, warum er nicht in eine Großstadt gehe. Da sei es doch einfacher queer zu leben. Für jemanden, der so an seiner Heimat hängt, so eng mit seiner Mama ist und sich ein Haus auf dem ehemaligen Stall-Gelände des Elternhauses in Poppenhausen gebaut hat, wäre das nie infrage gekommen. 

Hochzeitsvorbereitungen laufen

Frank und sein zukünftiger Ehemann Thorsten sind seit 15 Jahren zusammen. Sie leben gern in Poppenhausen, fühlen sich wohl, sind aktiv im Dorfleben. Thorsten stammt aus Bayreuth. Er fühlt sich als auch "Neigschmeckter" gut aufgenommen.

Mal nichts zu machen, das mögen und können die beiden überhaupt nicht. Deswegen freuen sie sich auf den Faschingstrubel und sehen mit Wehmut auf den Aschermittwoch, an dem alles vorbei ist. Aber langweilig wird es sicher nicht: Ihre Hochzeit muss geplant werden.    

Höflich wie die Prinzen sind, bedanken sie sich bei allen, die sie unterstützen. Allen voran Fahrer Michael und Prinzenpaar-Betreuerin Uschi Reinhard. "Mehr als eine gute Seele", sagt Thorsten. Ach ja, gibt's noch ein paar Tipps, für alle, die Fasching feiern? Thorsten rät: Viel trinken (kein Alkohol!). Regelmäßig essen, um die langen Nächte durchzustehen. Frank schwört für das gute Aussehen auf Betonhaarspray und Augenpads. Noch ein Tipp von Thorsten: Vorsicht, wenn man bei einer Sitzung die Blue Man Group trifft und sich herzlich begrüßt: "Die färben ab."

 
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Kommentare
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  • Doris Kindermann
    Die beiden sind so toll und haben ihr Herz auf dem rechten Fleck.
    Sie „leben“ ihre Rolle richtig, das kann jeder sehen.
    Schweinfurt und die gesamte Region kann sehr stolz auf ihr Prinzenpaar sein.
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