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Schweinfurt
Digitaloffensive am Schweinfurter Leopoldina-Krankenhaus: Was bedeutet das für Patienten und das Team?
Mehr Effizienz, weniger Zeitaufwand für Dokumentation, mehr Zeit für die Pflege: Wie das Leopoldina diese Ziele mit einer Digitaloffensive erreichen will.
Im Rahmen der Digitaloffensive am Leopoldina-Krankenhaus soll auch die Messung der Vitalfunktionen einfacher und effizienter werden. Wahlleistungsmanagerin Nadja Kleußner (sitzend) und Doris Krischker, stellvertretende Stationsleiterin, probieren hier das neue Gerät aus.
Foto: Thomas Balling | Im Rahmen der Digitaloffensive am Leopoldina-Krankenhaus soll auch die Messung der Vitalfunktionen einfacher und effizienter werden.
Susanne Wiedemann
 |  aktualisiert: 15.07.2024 10:09 Uhr

Im Zusammenhang mit dem KHZG (Krankenhauszukunftsgesetz) bekommt das Leopoldina-Krankenhaus 6,8 Millionen Euro staatliche Fördermittel. "Die Politik hat in der Pandemie erkannt, dass zu wenig in die Modernisierung der deutschen Krankenhäuser, vor allem in die Digitalisierung investiert wurde", so Leopoldina-Geschäftsführer Jürgen Winter bei einem Gespräch mit dieser Redaktion. Mit dabei IT-Leiter Thomas Balling und der Kaufmännische Leiter Sebastian Güldner. 

Auch ohne die Fördermittel hätte man die Digitalisierung vorangetrieben, sagt Jürgen Winter. Ohne die Zuschüsse wären die Projekte aber weitaus schwerer zu realisieren gewesen. Schließlich investiere man viel aus dem laufenden Betrieb in die Klinik. Was Winter, Balling und Güldner freut: Im Vorfeld der Zuschuss-Vergabe wurde ermittelt, wo die einzelnen Kliniken, die sich für das Projekt mit Patientenzahl/Schwerpunktcharakter qualifiziert haben, im Vergleich liegen beim Digitalisierungsstand.

1624 Klinken wurden dieser Reifegradmessung unterzogen. Maximale Punktzahl wären 100, das wäre der Idealzustand, so Thomas Balling. Der Durchschnitt der bewerteten deutschen Klinken liegt bei 33, der Spitzenreiter kam auf 64, das Leo liegt bei 47. "Wir sind bei den  Top zehn Prozent  bundesweit." Gerade deswegen müsse man am Ball bleiben, sich anstrengen, betonen Winter, Balling und Güldner. "Permanent dranbleiben" ist für Thomas Balling das Motto.

Welche Projekte setzt das Leopoldina-Krankenhaus Schweinfurt um? 

Im Rahmen der Digitaloffensive geht die Klinik folgende klinische Prozesse an: klinikweites EKG-Management, Digitalisierung der Vitalfunktionsmessung, Digitalisierung der Intensivbereiche, Vernetzung mit Pflege- und Rehaeinrichtungen. In diese Bereiche werden 5,1 Millionen Euro investiert.  Am Schluss steht ein digitales Patientenportal auf der Agenda. Dafür sind 1,7 Millionen Euro eingeplant.  

Was bedeutet klinkweites EKG-Management?

120 EKGs werden pro Tag in der Klinik geschrieben. Die Verarbeitung ist zeitaufwendig, erfordert sozusagen Handarbeit. In Zukunft laufen die EKG-Daten sofort in einen Rechner ein, die Daten sind an allen Arbeitsplätzen verfügbar. "Der Befundprozess gewinnt an Qualität und Geschwindigkeit", so Winter. Das Programm kann die Daten mit früheren Untersuchungen vergleichen, auf Abweichungen und Abnormalitäten aufmerksam machen. Nach Schulungen könnte das EKG-Management im Herbst eingeführt werden. 

Was bedeutet digitalisierte Vitalfunktionsmessung?  

Vom Projekt Vitalfunktionsmessung verspricht man sich 50 Prozent Zeitreduzierung bei der Erhebung der Vitalwerte wie Temperatur, Blutdruck, Puls, Sauerstoffsättigung im Blut. Bis jetzt müssen die Daten per Hand eingetragen werden. Neue Terminals speichern die Daten sofort. Weiterer Vorteil: Die Ärzte und Ärztinnen können Vitalwerte sofort an allen Arbeitsplätzen einsehen und in ihrer Therapieentscheidung berücksichtigen. 

6, 8 Millionen Euro Fördermittel bekommt das Leopoldina-Krankenhaus für eine Digital-Offensive. Im Bild (von links) Geschäftsführer Jürgen Winter, IT-Leiter Thomas Balling und Kaufmännischer Leiter Sebastian Güldner mit den Förderbescheiden. 
Foto: Susanne Wiedemann | 6, 8 Millionen Euro Fördermittel bekommt das Leopoldina-Krankenhaus für eine Digital-Offensive. Im Bild (von links) Geschäftsführer Jürgen Winter, IT-Leiter Thomas Balling und Kaufmännischer Leiter Sebastian Güldner ...

Was bedeutet Digitalisierung der Intensivbereiche? 

Auf den Normalstationen werden Behandlungsdaten schon digital erfasst. Das wird jetzt auf die Intensivstationen übertragen. Warum das für mehr Effizienz sorgt, Kapazitäten für Pflege freisetzt, zeigt Thomas Balling  an einem Beispiel. Auf den Intensivstationen wird im Stundentakt dokumentiert. Die Papierkurve für eine Intensivbehandlung über zehn Tage ergibt 67 Seiten, die eingescannt und aufgehoben werden müssen. "30 Jahre lang", sagt Sebastian Güldner. In dieses Projekt fließt der Großteil der Investitionen. Die Umsetzung könnte 2023/2024 erfolgen. 

Was bedeutet Digitalisierung für das Überleitungsmanagement?

Wir jemand in die Reha oder eine Pflegeeinrichtung verlegt, muss erst mal recherchiert werden, wo es Plätze gibt. In Zukunft sollen die Recherche und der Übernahmeprozess digital abgestimmt werden, statt per Telefon oder Fax. Auch die Daten für die Nachversorgung können digital übermittelt werden. Davon werde vor allem der Sozialdienst profitieren. 

Was hat es mit dem Patientenportal auf sich? 

Das Patientenportal sei ein Wunsch der Politik, so Winter. Gedacht ist, dass Patienten und Patientinnen über ein Portal mit Smartphone oder Computer zum Beispiel zur Vorbereitung der Aufnahme in die Klinik schon mal Daten eingeben können, wie zum Beispiel, welche Medikamente sie einnehmen. Dieses Portal steht am Schluss der Digitalisierungsoffensive. Winter sieht das als Angebot für Menschen, die mit Apps und Computern vertraut sind. "Wir setzen das mit Augenmaß ein." 

 
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