
In der Gastronomieszene gab es reichlich Bewegung im zu Ende gehenden Jahr. Während einige Gasthäuser, Pizzerien und Bars in der Stadt Gerolzhofen und in der Gemeinde Kolitzheim ihre Türen schlossen, öffnet teils an gleicher Stelle wieder neue Pächter binnen kurzer Zeit. Die Redaktion blickt zurück auf ereignisreiche zwölf Monate in dieser Branche im südlichen Landkreis.
1. Eröffnet: Gasthaus zur Schmiede in Stammheim

Es war Liebe auf den ersten Blick: Als Nadine Lippolis das Inserat zur Neuverpachtung des Gasthauses Zur Schmiede auf einem Onlineportal entdeckte, war sie sofort hin und weg - und blies ihre schon geplante Weltreise ab. Nach einer Neugestaltung der Räume eröffnete die Schwäbin mit italienischen Wurzeln zum März das Lokal, das sich direkt am Museum für Militär- und Zeitgeschichte und neben dem Mainradweg befindet. Statt Pizza und Pasta serviert sie vor allem gutbürgerliche Küche.
2. Geschlossen: Pizzeria da Domenico in Gerolzhofen

Am 29. Februar, den es bekanntlich nur alle vier Jahre gibt, hatte die Pizzeria da Domenico letztmals geöffnet. Die kleine Gaststätte am Marktplatz in Gerolzhofen führte der gebürtige Syrer Abdullatif Hjazi, den alle nur Abd nennen, drei Jahre. Monatelang hatte er Personal gesucht, alleine konnte er den Betrieb nicht dauerhaft führen. Ganz aus der Welt ist Abd nicht: Schon im April eröffnete er in Schweinfurt ein italienisches Restaurant mit dem Namen "La Rosa Bianca". Dort fand er genügend Mitarbeitende für seine Pizzeria.
3. Eröffnet: Auf Pizzeria da Domenico folgte "Bella Casa"

Nach nicht einmal vier Wochen gehörte der Leerstand am Marktplatz wieder der Vergangenheit an. In den Räumen der ehemaligen Pizzeria da Domenico eröffneten Musa Özarslan und Mamo Hajhabbo Ende März die Pizzeria "Bella Casa". Zuvor hatten sie in der Nürnberger Gastronomie gearbeitet. Mit ihrem ersten eigenen Ristorante ging ein Traum in Erfüllung. Eine Besonderheit: Die Pizzen sind ausschließlich in der Größe XXL erhältlich.
4. Geschlossen: "Der Grieche" im Sportheim Unterspiesheim

Der Abschied fiel der Familie Spiridis schwer. 13 Jahre hatte Georgia zusammen mit ihrem Mann Nikolaos das Lokal "Der Grieche" im Sportheim in Unterspiesheim geführt, das so etwas wie der Dorfmittelpunkt in dem Kolitzheimer Gemeindeteil war. Egal ob Vereins- und Bürgerversammlung, Familienfeier oder Leichenschmaus, alles hatte sich bei ihnen abgespielt. Aus gesundheitlichen Gründen mussten die Wirte im April aufhören. Der Abschied war tränenreich und herzergreifend: Bereits in der Faschingssitzung wurde anstatt wie üblich "Bella Ciao, Bella Ciao" gemeinsam "Niko ciao, Niko ciao" gesungen und davon, wie schön die Zeit mit dem Ehepaar gewesen ist.
5. Eröffnet: Gasthaus Athen im Sportheim Unterspiesheim

Und auch in diesem Fall war schnell ein Nachfolger gefunden. Zum 1. Juni übernahm Entmont Christaki den gastronomischen Betrieb im Sportheim Unterspiesheim. Der aus Volos in Griechenland stammende Gastwirt ist vor elf Jahren in die Region gekommen und hatte zunächst in mehreren Gaststätten gearbeitet. Von 2018 bis zu Beginn der Pandemie hatte der heute 55-Jährige das Gasthaus in der Hauptstraße in Donnersdorf gepachtet und als griechisches Lokal "Kellari" geführt, bevor er zuletzt das Sportheim des VfL Niederwerrn führte.
6. Eröffnet: "Distelhäuser am Markt" in Gerolzhofen

Im Juni zog wieder Leben in das Eckgebäude am Marktplatz in Gerolzhofen ein, nachdem das "Distelhäuser am Markt" seit Monaten geschlossen hatte. Neuer Pächter des urigen Lokals mit langer Geschichte ist Alexis Spyridopoulos. Der 29-Jährige, der aus Thessaloniki in Nordgriechenland stammt, aber schon seit acht Jahren in Gerolzhofen lebt, setzte neue kulinarische Akzente in der "Distel": Er bietet seinen Gästen vor allem Burger in verschiedenen Variationen.
7. Eröffnet: Biergarten "Grabenschänke" in Gerolzhofen

Eine gastronomische Neuheit hat Gerolzhofen seit 30. August zu bieten, mit außergewöhnlichem Konzept: Es ist der Biergarten "Grabenschänke" an der Kreuzung Bürgermeister-Weigand-Straße/Grabenstraße. Ein klassischer Biergarten, der neben einer übersichtlichen Auswahl an Getränken auch etwas für den kleinen Hunger bietet und in dem Gäste ihr Essen mitbringen dürfen, existierte bis dato in der Stadt nicht. Die Idee setzte der gemeinnützige Verein "Zum Wohl Gerolzhofen" um, der von 15 Personen gegründet worden war. Er hat das leerstehende Kiosk von der Stadt angemietet und betreibt die Grabenschänke ohne Lohn. Die Gemeinnützigkeit des Vereins bedingt auch, dass das erwirtschaftete Geld lokalen Vereinen zugutekommt.
8. Eröffnet: Spotsbar "Bömmel's Theke" in Gerolzhofen

In den Räumen der ehemaligen "Theke", die seit Sommer geschlossen war, gibt es wieder einen Gastrobetrieb. FC-Bayern-Fan Björn Schiebel, der von vielen nur Bömmel genannt wird, hat sich mit der Gaststätte in der Martin-Luther-Straße 37 in Gerolzhofen gleich zwei Lebensträume erfüllt: erstens sein eigener Chef zu sein und zweitens die Arbeit mit seiner Leidenschaft, dem Fußball, zu verbinden. In der im September eröffneten Sportsbar mit dem Namen "Bömmel's Theke" fühlen sich Fußballfans so richtig wohl. Hier können sie in lockerer Atmosphäre viele Live-Spiele verfolgen.
9. Geschlossen: Brauerei-Gasthof Weinig in Gerolzhofen

"Eine Ära geht zu Ende", mit diesen Worten hatte das Ehepaar Wehner im Oktober das nahende Ende ihres Brauerei-Gasthofes Weinig angekündigt. Am 26. Dezember bewirtete das Traditionsgasthaus in der Rügshöfer Straße letztmals seine Gäste, seitdem ist es geschlossen. Damit endet eine über 200 Jahre währende Gasthaus-Historie der Familie Weinig, die einst Michael Weinig begründet hatte. Und die auch eine lange Geschichte einer eigenen Brauerei aufweist, was sich bis zuletzt im Namenszusatz wiederfand. Ausschlaggebende Gründe für das Aus waren ein Personalmangel und steigende Kosten.