Während für den bayerischen Einzelhandel an diesem Mittwoch die 2G-Regelung gekippt wurde, bleibt sie in der Gastronomie weiterhin bestehen. Zutritt hat dort nur, wer geimpft oder genesen ist. Ein aktueller Test ist nicht nötig.
Damit ist Bayern zuletzt einen Sonderweg gegangen – in anderen Bundesländern gilt die deutlich schärfere 2G Plus-Regelung. Das halten Schweinfurter Gastronominnen und Gastronomen von den aktuellen Maßnahmen.
Mike Mangold, Inhaber des Cafés Fleischerei in der Spitalstraße, ist erleichtert. Anders als ein Restaurantbesuch, der häufig schon einige Tage vorher geplant werde, sei der Abstecher ins Café häufig "ein Zufallsprodukt", erklärt er. "2G Plus hätte uns sicher hart getroffen. Deshalb bin ich froh, dass der Kelch an uns vorüber gegangen ist."
Spontaner Cafébesuch weiterhin möglich
Aktuell laufe das Geschäft "ganz vernünftig", berichtet der 55-Jährige auf Nachfrage der Redaktion. "Von unserer Kundschaft sind schätzungsweise 90 Prozent geimpft. Das macht es natürlich leichter." Einbußen habe es aber dennoch gegeben, beispielsweise zwischen den Jahren. "Silvester und Weihnachten waren in den letzten 15 Jahren die Tage, an denen wir den höchsten Umsatz gemacht haben", sagt Mangold. Anders nun in der vergangenen Weihnachtssaison. Ab 22. Dezember hatte die Fleischerei geschlossen.
"Ich bin froh, dass wir kein 2G Plus haben. Das Thema hat mir viele Kopfschmerzen bereitet", sagt Karin Reppert, Inhaberin des Brauhauses am Markt in Schweinfurt. Dass die 2G-Regelung bestehen bleibt, findet sie darum in Ordnung. Für ihre Kundinnen und Kunden sei die Regel mittlerweile Normalität, "ganz so, wie einen Chip in einen Einkaufswagen zu stecken", sagt die 54-Jährige. "Unsere Kunden haben sich mittlerweile darauf eingestellt und kommen mit Personalausweis und Impfnachweis in der Hand zu uns."
Aufenthalt in Innenräumen für viele unangenehm
Dennoch sei es momentan etwas ruhiger in der Gastronomie, berichtet sie. Auch das Weihnachtsgeschäft sei nicht so gut gelaufen wie sonst. Das bestätigt auch Julius Süß, Geschäftsführer des Hotel Ross in Schweinfurt, im Gespräch mit der Redaktion. Er vermute, dass es vielen Gästen unangenehm sei, sich zusammen mit anderen, fremden Personen in Innenräumen aufzuhalten. Auch seien einige Gäste verunsichert, da sich die verschiedenen Corona-Regelungen in Bayern häufig ändern.
Dimitrios Tzalis, Chef des griechischen Restaurants Delphi in Hambach, hat die selbe Vermutung wie Süß: "Die Leute haben Angst." Alle Weihnachtsfeiern seien abgesagt worden, auch momentan laufe das Geschäft nicht viel besser. Dass es im Freistaat bei der 2G-Regelung bleibt, komme ihm deshalb gelegen. Mit 2G Plus hätten wir viele Gäste verloren, ist sich der 59-Jährige sicher.
Kein Neid auf den Einzelhandel
Doch ist es unfair, dass für den Einzelhandel kein 2G mehr gilt, für die Gastronomie aber schon? "Nein", stellt Mangold ganz klar fest. Er gönne es den Händlerinnen und Händlern. Statt eines Besuchs im Einzelhandel hätten viele Personen stattdessen im Internet bestellt. "Einen Cappuccino aber kann man nicht online trinken gehen, dafür muss man vor Ort sein."
Auch Reppert macht deutlich, dass Neid auf den Wegfall der 2G-Regelung im Einzelhandel der falsche Weg sei. Für den Besuch in den Geschäften gelte für Kundinnen und Kunden weiterhin die Maskenpflicht. "Bei mir können sie Maske runter nehmen, um zu essen. Da ist natürlich eine etwas größere Gefahr da, und damit muss man auch umgehen."
Nächste Entscheidung könnte im Februar fallen
Jörg Limberg, Schweinfurter Kreisvorsitzender der DEHOGA Bayern (Hotel- und Gaststättenverband) und Geschäftsführer von Sax’s Schweinfurt, ist mit den aktuellen Maßnahmen ebenfalls d'accord. "Es war ein Anliegen vom Verband, dass die 2G-Regelung beibehalten wird. Wir haben mit Freude festgestellt, dass Bayern den Sonderweg geht."
Besonders stark aus der Pandemie sei bisher kein Schweinfurter Gastronomieunternehmen herausgegangen, sagt der 52-Jährige. "Wir kämpfen alle. Es ist ein großer Überlebenskampf." Dass die Regelung in Bayern nicht verschärft wurde sei nicht nur für die Inhaber von Restaurants, Cafés und Wirtschaften, sondern auch für deren Beschäftigte "Glück im Unglück".
Enttäuschung darüber, dass die 2G-Regelung im Einzelhandel, nicht aber in der Gastronomie wegfalle, gebe es bei der DEHOGA nicht, macht Limberg deutlich. Denn auch Gastronominnen und Gastronomen könnten möglicherweise davon profitieren. Ohne die 2G-Regelung kämen wieder vermehrt Personen für Besorgungen in die Innenstadt, ist er überzeugt. Und wer vor Ort ist, gehe vielleicht auch noch einen Café trinken oder etwas Essen.
Hofft du auf eine Sonderbehandlung, wenn die Echsenmenschen die Kontrolle über nommen haben