
Der Klimawandel geht nicht spurlos an den Wäldern vorbei. Auch wenn es heuer bislang ein eher feuchtes Frühjahr war, steht fest: Wenige Niederschläge und lange, heiße Perioden haben vielen Baumarten in den vergangenen Jahren erheblich zugesetzt. Wie sich die Trockenjahre speziell auf Buchen im Steigerwald auswirken hat die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) in Freising nun untersucht.
Dabei kamen erstmals neben der traditionellen Bodenbeobachtung auch Drohnen zum Einsatz. Was die Bilder aufzeigen, gibt Anlass zu großer Sorge: In vier Naturwaldreservaten nahe Handthal, Ebrach, Rauhenebrach und Zell am Ebersberg wurden teils deutliche Schäden an den Baumkronen von Buchen festgestellt. Überwiegend geschädigt waren ältere Bäume, auf manchen Flächen sogar weit über die Hälfte.

Bei einem kürzlich abgehaltenen wissenschaftlichen Symposium im Steigerwald-Zentrum in Handthal stellten die LWF-Wissenschaftler Markus Blaschke, der für die Naturwaldreservate in Bayern verantwortlich ist, und der für das Drohnen-Pilotprojekt zuständige Dr. Jan Dempewolf ihre Ergebnisse vor. Die Redaktion hat mit den beiden Waldexperten über die großflächigen Schäden an Buchenkronen im Steigerwald sowie den Vorteil eines dauerhaften Einsatzes von Drohnen bei der Waldbeobachtung gesprochen.

Blaschke: Also man muss sagen, dass die Buche eigentlich als die Baumart galt, die auch für den Klimawandel noch eine Zukunft hatte. Diese Aussage stand bis 2016, 2017. Dann kamen extrem trockene Jahre. Wir sind daraufhin gebeten worden, in den Naturwaldreservaten im Steigerwald uns die Lage anzuschauen, weil die Schäden sehr auffällig waren. Ich möchte ergänzen, dass es sich hier um teils seit über 40 Jahren ungenutzte Wälder handelt. Bei unserer jetzt erstmaligen Aufnahme haben wir festgestellt, dass es auch in geschlossenen Buchenwäldern Schäden an Kronen gibt, mal weniger stark, mal stärker. Vor allem betroffen sind die älteren und eher freistehenden Bäume. Das kann man deutlich sehen.
Blaschke: Darüber kann man nur spekulieren. Ein wichtiges Argument ist aber natürlich das Wasser. Es muss aus dem Boden ganz nach oben in die Krone transportiert werden. Das scheint für jüngere Bäume ein bisschen leichter zu sein.
Blaschke: Der Wassermangel ist im Boden angekommen. Wir haben im Boden nicht mehr genügend Wasser, das die Bäume für ihr Auskommen brauchen. Das hängt zwar auch vom Standort ab. Aber selbst in Böden, die an sich sonst immer sehr feucht waren, kann es sein, dass die Wurzeln nicht mehr an Wasser herangekommen.
Blaschke: Vor allem die Rotbuche ist betroffen. Die Hainbuche spielte weniger eine Rolle. Sie kommt auf unseren Flächen fast nicht vor und ist auch eine Art, die nochmal eine Stufe trockenresistenter ist als die Rotbuchen.
Dempewolf: Die ersten vorläufigen Ergebnisse haben gezeigt, dass deutliche Schäden vorliegen. Das kann man eindeutig erkennen, und zwar großflächig. Es sieht auch so aus, als ob viele Kronenschäden von oben besser sichtbar sind. Das könnte ein Vorteil der Drohnentechnologie sein und diese sich als Ergänzung zu den terrestrischen Aufnahmen vom Boden lohnen.

Dempewolf: Sehr detailliert. Die Auflösung beträgt zwischen ein und vier Zentimeter pro Pixel. Damit kann man oft schon sehr gute Aussagen über Baumarten und Schäden machen. Und wir können Aussagen treffen über eine sehr große Fläche, was vom Boden aus so nicht möglich ist, vor allem nicht in dieser Schnelligkeit. Das ist ein weiterer Vorteil unserer Technik.
Blaschke: Ich würde jetzt nicht sagen, dass sie im Steigerwald ein Problem bekommen wird. Aber auf Teilflächen wird sie auf jeden Fall ihre Schwierigkeiten haben. Und es wird so sein, dass wir unbedingt schauen müssen, dass wir neben der Buche auch andere Baumarten etablieren, beispielsweise die Eiche.
Blaschke: Ja, damit muss man jetzt leider rechnen, die Gefahr ist auf jeden Fall da. Pilze werden sich ausbreiten über diese Schäden, die durch die Trockenheit entstanden sind. Und wir sehen auch überall, dass spröde Brüche einsetzen bei der Buche. Ich hoffe sehr, dass wir ein paar Erholungsjahre haben und, dass sich die Buche ein bisschen regenerieren kann. Denn wir bräuchten etwas Zeit. Den Wald kann man nicht von heute auf morgen komplett umbauen.

Dempewolf: Wir streben an, diese Technik als Projektvorschlag einzureichen: Ministerien sind eine Möglichkeit, auch Forschungsagenturen. Von der Technologie betrachtet sind die Zukunftsaussichten gut. Die Auflösungen werden immer höher und die Sensoren besser. Wir haben inzwischen auch Multispektralkameras im Einsatz, die unsichtbare Lichtwellen im Nahinfrarotbereich messen, welcher für Pflanzen besonders aussagekräftig ist. In unserer Arbeitsgruppe haben wir nun auch ein Laserentfernungsmessgerät, mit dem dreidimensionale Aufnahmen möglich sind. Dadurch können wir noch mehr Aussagen über die Waldgesundheit machen.
Von oben werfen die Buchen mit Ästen auf die Wanderer, von unten krabbelt die Zecke im Hosenbein hoch und womöglich ist gar Isegrimm im Unterholz auf der Pirsch.
Nicht schlecht, vielleicht gibt es dann weiger Schwammerlsucher im Wald.