
Nur ein Tagesordnungspunkt wurde am Dienstagabend im öffentlichen Teil der Sitzung der Verbandsversammlung des Zweckverbands "Waldpflege – Gemeinsamer Bürgerwald Gerolzhofen-Dingolshausen" behandelt. Doch der hatte es in sich. Förster Jochen Schenk schilderte die aktuelle Situation im Bürgerwald. Es gab keine guten Nachrichten: "Die Waldschäden sind das dominierende Thema", sagte Schenk.
Nach wie vor ein Problem sei der Befall der Fichten mit dem Borkenkäfer. Man habe in den vergangenen Tagen rund 120 Festmeter Käferholz fällen und aus dem Wald entfernen können, noch ehe die Käfer in diesen Stämmen ausflugfähig waren. Die Holzmenge sei noch recht niedrig und er sei "extrem glücklich damit", sagte Schenk. Im vergangenen Jahr sei man zur gleichen Zeit schon mit 1400 Festmetern Käferholz konfrontiert gewesen.
Kühle Witterung bremst die Schädlinge
Den Grund für den noch gebremsten Käferbefall sieht der Förster in den kühlen und feuchten Winter- und Frühjahrsmonaten. Die Larven von Borkenkäfer und Schwammspinner hätten mit Pilzbefall zu kämpfen. Das Wetter habe zudem für eine zeitliche Verschleppung der Borkenkäfer-Population gesorgt. "Vermutlich wird es heuer nur zu zwei statt drei Ausflügen kommen." Von einer Entwarnung könne man aber auf keinen Fall sprechen. Der regelmäßige Regen mache es momentan sehr schwer, Bohrmehl am Fuße der befallenen Bäumen zu entdecken. Vielleicht könne man deshalb das ganze Ausmaß des Befalls noch nicht erkennen. "In Franken brodelt es noch unter der Oberfläche – und in Südthüringen brennt es schon", schilderte Schenk die derzeitige Situation bei den Schädlingen.
Stürme nehmen zu
Die notwendige Entnahme der befallenen Fichten sorgt allerdings für ein weiteres Problem: Die Zahl der Windwürfe an den ausgelichteten Stellen nimmt zu. Besonders die Unwetter, die in den vergangenen Tagen und Wochen regelmäßig über die Region hinweggezogen sind, haben auch im Wald ihre Spuren hinterlassen. "Wir hatten in diesem Jahr schon 20 Sturmtage", berichtete Schenk. "Das sind nicht mehr normale Wetterverhältnisse." Bis jetzt sind bei den Gewittern 50 Festmeter umgestürzt. Im Vergleich zum Jahreshiebsatz von 6000 Festmetern ist dies aber noch eine überschaubare Menge.
"Sehr besorgniserregend"
Neben dem Schädlingsbefall gibt es ein weiteres großes Thema: die Trockenschäden. "Bei der Kiefer ist keine Besserung eingetreten", sagte Schenk. "Und es gibt eine starke Zunahme von Trockenschäden bei der Buche." Die Schäden an den Buchen, die jetzt im Frühjahr sichtbar wurden, würden praktisch im gesamten Bürgerwald auftreten, egal ob der Bereich durchforstet sei oder nicht, auf den unterschiedlichsten Böden und an den verschiedensten Standorten – "auch in Nordlagen ohne direkte Sonneneinstrahlung und auf wasserzügigen Stellen". Dies sei "sehr besorgniserregend".
Im Bereich rund um das "Steinerne Kreuz" beispielsweise sei mindestens ein Drittel aller dort stehenden Buchen geschädigt, schilderte Schenk die dramatische Situation. Große Buchen dort seien nicht mehr aus dem Winterschlaf aufgewacht. Die auffallend starke Buchenmast im vergangenen Herbst, als die Bäumen extrem viel Bucheckern produziert hatten, sei möglicherweise als ein letztes Aufbäumen der Buchen zu interpretieren, um ihre Art trotz der Notlage zu erhalten. "Die Situation bei den Buchen wird das dominierende Problem der Zukunft", fasste Schenk die Lage im Bürgerwald zusammen.
Eiche wird wichtig werden
Auf Nachfrage von Hubert Zink (Freie Wähler), wie die Lage bei den Eichen sei, sagte Jochen Schenk, auch die Eichen seien geschädigt. Allerdings räumt der Fachmann den Eichen höhere Überlebenschancen ein. Es sei zwingend nötig, künftig verstärkt die Eiche in den Blick zu nehmen und sie in jungen Jahren gegen die alles verdrängende Buche zu schützen. "Die Eiche wird die Grundgerüst-Baumart im Steigerwald werden." Daneben setzt Schenk seine Hoffnungen auch auf den Speierling. Diese Baumart sei tatsächlich bislang die einzige, die noch keine Probleme habe. Glücklicherweise gebe es in den hiesigen Wäldern, insbesondere im Gerolzhöfer Mahlholz, eine ungewöhnlich hohe Zahl an Speierlingen. Man hat bereits damit begonnen, diesen Gen-Pool zu nutzen und junge Speierling-Bäumchen heranzuziehen.
Nun können ja die Steigerwälder zusammen mit den in den vergangenen Jahren gelobten und gefeierten "schützen und nützen"-Förstern zeigen, zu welcher wissenschaftlich begleiteten Kulturleistung sie tatsächlich fähig sind