Andreas Leyrer, der Forstliche Leiter des Steigerwald-Zentrums in Handthal, braucht sich nicht weit umzuschauen, um die massiven Folgen zu sehen, die dem heimischen Wald durch die Zunahme von Hitzewellen und Trockenheit drohen. Eigentlich genügt ihm hierfür schon ein Blick aus dem Fenster im Steigerwald-Zentrum. In dem Wald, der gleich hinter dem Gebäude beginnt, sieht er reihenweise beschädigte Buchen. Besonders deutlich zeigen sich die Dürreschäden an den Bäumen oben an der Kuppe des Waldhangs, wo der Boden am trockensten ist.
Jetzt, im Herbst, wo das meiste Laub bereits gefallen ist, sind die geschädigten Bäume für den Laien nicht ganz so schnell zu erkennen. Für Förster Leyrer ist dies freilich kein Problem. Ein besonderes Sorgenkind sind ausgerechnet die Buchen, die im Steigerwald am weitesten verbreitete Baumart. In den zurückliegenden Jahren haben die Buchen unter der extremen Trockenheit stärker gelitten als viele Fachleute es vorhergesehen hatten. Und auch in diesem Jahr, in dem es regelmäßig Niederschläge und keine Extremtemperaturen gab, sind die vorhandenen Schäden weiter fortgeschritten, stellt Leyrer ernüchtert fest. Es gab allenfalls eine gewisse Stabilisierung des Gesundheitszustands der Bäume.
Schäden zeigen sich nach nur wenigen Hitzetagen
"Auch Buchen mit wenigen grünen Ästen leben weiter", erklärt Leyrer. Das bedeute jedoch nicht, dass diese gesund sind. Wie labil und geschwächt der Baumbestand mittlerweile tatsächlich ist, zeigte sich laut Leyrer im Juli und August während zweier Trocken- und Hitzephasen. Obwohl diese jeweils nur etwa eine Woche angehalten und die Temperaturen 30 Grad nicht gravierend überschritten hatten, "war nahezu täglich der Schadensfortschritt sichtbar".
Im besonders gefährdeten Bereich, am Kipppunkt des Steigerwaldanstiegs, war das Laub der Bäume bereits Anfang August markant braun verfärbt, schildert der Förster – es war die gleiche Situation wie sie im Jahr 2019 Ende August zu beobachten war. Vor zwei Jahren seien erste Baumschäden an den Süd- und Westhängen sowie an den Hangkanten zu sehen gewesen. Inzwischen, so Leyrer, gebe es beschädigte Bäume auch auf den Nordhängen und dort, wo es ebener ist.
Wissenschaftler gingen aktuell davon aus, dass die Folgen des Klimawandels im Wald deutlich rascher erkennbar werden als erwartet, berichtet Leyrer. Es sei ein dynamischer Prozess zu beobachten und es sei klar, dass eine Erholung der Bäume mehrere Jahre braucht.
Seine Prognose für die Buche lautet: Diese Baumart kommt in unseren Breiten an ihre Grenzen. Die aktuellen Schäden – nicht nur bei den Buchen – zeigen dem Förster, dass die Widerstandsfähigkeit der Wälder "in Teilen bereits überschritten ist und gravierende, das Landschaftsbild verändernde Auswirkungen zu erwarten bzw. bereits zu erkennen sind".
Förster hofft auf die Hilfe der Wissenschaft
Deshalb baut auch er auf die Hilfe der Wissenschaft, die mit Projekten wie der in der Nähe des Steigerwald-Zentrums angelaufenen Untersuchung der Bodenfeuchtigkeit, Modelle entwickeln möchten, die Ansätze bieten, wie Förster Dürreschäden zumindest begrenzt vorbeugen können. Weiter kommt es laut Leyrer darauf an, die Wälder so umzubauen, dass möglichst klimaresistente Laubwälder entstehen. Er nennt beispielsweise die unterstützte Naturverjüngung von Eichen, die tiefer wurzeln als Buchen und auch deshalb mit Trockenheit und Hitze besser zurechtkommen. Hierzu müssten – wo Bejagung nicht reicht – Zäune als Schutz vor Wildverbiss aufgestellt und der Wald gepflegt werden.
Tote Bäume möchte er, wo die Verkehrssicherheit dies zulässt, auch als Anschauungsobjekte stehen lassen. Sie sollen den Besuchern im Wald zeigen, in welch kritischem Zustand sich dieser befindet. "Werden immer alle toten Bäume entnommen, erscheint der Wald dem Bürger grün und gesund", meint Leyrer. Doch dies wäre ein Trugschluss.