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Schweinfurt
Corona-Krise: Die Schweinfurter Verwaltung im Krisenmodus
In der letzten Sitzung des Stadtrates vor der neuen Wahlperiode zog Oberbürgermeister Sebastian Remelé Zwischenbilanz zur Corona-Krise. Was die größten Herausforderungen sind.
Um die vorgeschriebenen Mindestabstände in Zeiten der Corona-Pandemie einhalten zu können, tagten die Stadträte am 28. April bei der letzten Ratssitzung der Amtsperiode 2014 bis 2020 nicht im Rathaus, sondern im großen Saal des Konferenzzentrums auf der Maininsel.
Foto: Stefan Pfister | Um die vorgeschriebenen Mindestabstände in Zeiten der Corona-Pandemie einhalten zu können, tagten die Stadträte am 28.
Oliver Schikora
 |  aktualisiert: 07.05.2020 02:10 Uhr

"Ungewöhnlicher Ort, ungewöhnliche Umstände" – Oberbürgermeister Sebastian Remelé brachte es auf den Punkt, was die letzte Sitzung des Stadtrates in der Amtsperiode 2014 bis 2020 am 28. April ausmachte. Nicht nur, weil niemand jemals gedacht hätte, einen ersten Tagesordnungspunkt mit dem Titel "Aktuelle Lage zur Corona-Pandemie in Schweinfurt" behandeln zu müssen. 

Der OB gab einen Überblick, wie die Verwaltung im Moment "im Krisenmodus" arbeitet, was bei den städtischen Tochtergesellschaften los ist, wie die Kultureinrichtungen arbeiten oder das Friederike-Schäfer-Heim. Zu Beginn der Ausgangsbeschränkungen am 15. März gab es in der Region vier Menschen mit bestätigten Coronavirus-Infektionen, Stand 1. Mai, 11 Uhr, waren es laut Gesundheitsamt 647 Infizierte, davon 171 in der Stadt.

In Schweinfurt starben mittlerweile 16 Personen an einer Covid-19-Infektion, im Landkreis 21. Derzeit sind in der Stadt 186 Menschen in Quarantäne, 103 Schweinfurter Bürger haben die Corona-Infektion überstanden und gelten als geheilt. Am Tag der Sitzung waren laut OB im Josefs-Krankenhaus 16 Patienten, im Leopoldina 32, davon sieben auf der Intensivstation.

Es zeige sich klar, dass die Ausgangsbeschränkungen richtig waren, "die Kurve flacht sich ab", so Sebastian Remelé. Leider starben auch 16 Schweinfurter, die meisten davon aus dem Domicil-Pflegeheim, dem kurzzeitig die Schließung drohte, da es zu wenig Pflegekräfte gab. Mittlerweile ist die Lage wieder unter Kontrolle, doch "es zeigt, wie anfällig der Bereich Pflege ist", so der OB:

Die gravierenden finanziellen Auswirkungen auf den städtischen Haushalt durch den coronabedingten Einbruch der Gewerbesteuer schilderte Oberbürgermeister Sebastian Remelé auch im Stadtrat noch einmal.
Foto: Stefan Pfister | Die gravierenden finanziellen Auswirkungen auf den städtischen Haushalt durch den coronabedingten Einbruch der Gewerbesteuer schilderte Oberbürgermeister Sebastian Remelé auch im Stadtrat noch einmal.

Im städtischen Friederike-Schäfer-Heim gebe es bisher noch keine Corona-Infektionen, weder bei Bewohnern noch bei der Belegschaft. Genügend Schutzausrüstung für die Mitarbeiter gebe es ebenso, betonte der OB.

Deutlich wurde, wie sehr die Krise auch die Verwaltung beeinflusst, in vielerlei Hinsicht. Es gibt mehrere Krisenstäbe, auch mit dem Landratsamt, die ruhig und zielorientiert arbeiten. 400 der 1000 Verwaltungsmitarbeiter sind im Moment im Homeoffice, im Rathaus plane man zur Wiedereröffnung einen Schichtdienst und achte auch darauf, Risikopatienten zu schützen. Es gebe genügend Masken, Spuck- und Niesschutz wo nötig und Desinfektionsmittel für Mitarbeiter und Besucher, betonte Remelé.

Finanzielle Auswirkungen für den städtischen Haushalt massiv

Die Wirtschaftsförderung informiere und berate die städtischen Gewerbebetriebe zu den zahlreichen Hilfsangeboten von Freistaat und Bund, habe auch bei der Entwicklung der Lieferdienste mitgewirkt oder die Werbegemeinschaft unterstützt. Wie gravierend die wirtschaftlichen Auswirkungen auch für den städtischen Haushalt sind, hatte Finanzreferentin Anna Barbara Keck erst kürzlich im Hauptausschuss dargelegt. Erwartet wird ein dramatischer Gewerbesteuer-Einbruch von mindestens 30 Millionen Euro.

Nicht nur bei der städtischen Musikschule sind die Auswirkungen der Corona-Krise massiv.
Foto: Martina Müller | Nicht nur bei der städtischen Musikschule sind die Auswirkungen der Corona-Krise massiv.

Die städtischen Kultureinrichtungen sowie Musikschule, Bibliothek und vhs sind im Moment noch alle geschlossen. Wann und in welcher Form sie wieder öffnen können, ist offen. Viele der Mitarbeiter dort helfen in anderen Abteilungen der Stadt oder sind für das Gesundheitsamt tätig, zum Beispiel am Bürgertelefon. Remelé schilderte zahlreiche kreative Ideen der städtischen Kultureinrichtungen: Das Museum Georg Schäfer bietet You-Tube-Videos aus der Ausstellung, das Ausleihen von eBooks sei bei der Bücherei rasant in die Höhe geschnellt. Die vhs bietet 13 Integrationskurse mittlerweile online an.

Lehrer der Musikschule seit Mitte April in Kurzarbeit

Remelé bedauerte, dass es unabdingbar war, für die Musikschullehrer seit 20. April Kurzarbeit anzumelden. Er hoffe, dass spätestens im Herbst, wenn auch womöglich eingeschränkt, das bekannte Programm aller städtischen Kultureinrichtungen möglich ist. Über die freien Kulturträger, die eigenverantwortlich arbeiten und von der Stadt teilweise bezuschusst werden, sprach Remelé nicht.

Anzeige für den Anbieter YouTube über den Consent-Anbieter verweigert

Massiv sind die finanziellen Auswirkungen der Krise für die Stadtwerke. Beim Busverkehr hatte man im April einen Einnahmeausfall von 300 000 Euro. Mit der Lockerung der Ausgangsbeschränkungen und der Wiederöffnung der Geschäfte werde man auch den Fahrplan sukzessive auf das alte Niveau zurückführen. Die "Freibadsaison im Silvana steht auf der Kippe", so der OB.

Sehr froh ist der Oberbürgermeister über die Entwicklung im Leopoldina-Krankenhaus. Dort seien in der Spitze bis zu 40 Covid-19-Patienten behandelt worden. 37 von 1800 Mitarbeiterin seien bisher positiv getestet und in Quarantäne geschickt worden. Die Lage sei seit gut zwei Wochen stabil. Der OB rief dazu auf, dass Patienten notwendige Krankenhausaufenthalte in jedem Fall wahrnehmen sollen. Das Leopoldina habe jetzt acht Intensivbetten mehr, die Isolierstation für Covid-19-Patienten im fünften Stock habe 130 Betten. Es gebe genügend Schutzausrüstung für Mitarbeiter und Patienten und man sei "für eine mögliche zweite Infektionswelle gerüstet."

 
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