Die Corona-Krise macht sich auch bei den Stadtwerken Schweinfurt deutlich bemerkbar. Seit in Bayern der Katastrophenfall ausgerufen wurde, ist die Nutzung des ÖPNV "dramatisch um bis zu 80 Prozent eingebrochen", wie Geschäftsführer Thomas Kästner mitteilt. Hinzu kommt, dass seit 16. März das von den Stadtwerken betriebene Freizeitbad Silvana auf behördliche Anweisung geschlossen ist und auch dort die Einnahmen wegfallen. Die beiden Umstände "treffen die Stadtwerke sehr hart", sagt Kästner.
Als Grund für den Einbruch des ÖPNV nennt Kästner die seit 21. März in Bayern geltenden weitreichenden Ausgangsbeschränkungen, aufgrund derer die eigene Wohnung nur noch bei Vorliegen eines triftigen Grundes verlassen werden darf. Hinzu kommt, dass Schulen, Kindergärten, Kitas und die Gastronomie geschlossen sind, der Einzelhandel nur teilweise geöffnet hatte. Zudem hätten Fahrgäste Angst, sich in den Bussen mit dem Virus anzustecken. "Wir sind daher sehr froh, dass in Bayern und den anderen Bundesländern nun entsprechende Verpflichtungen zum Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes im ÖPNV eingeführt wurden", sagt Kästner. Man erhoffe sich dadurch, dass Unsicherheiten abgebaut werden.
Geänderte Fahrpläne der Stadtbusse
Seit 19. April fahren die Stadtbusse an Sonn- und Feiertagen nicht mehr. Eine Entscheidung, die man bei den Stadtwerken getroffen hatte, nachdem die Ausgangsbeschränkungen auf 3. Mai verlängert worden waren. Viele Busse seien zuvor leer gefahren, weil für die Fahrgäste "in einer Vielzahl der Fälle an diesen Tagen keine triftigen Gründe für das Verlassen der Wohnung und damit auch der Nutzung des ÖPNV vorliegen", erklärt der Geschäftsführer. Unter der Woche fahre man nach dem Samstagsfahrplan, es seien Verstärkerfahrten in den frühen Morgenstunden eingebunden worden, um die Menschen zur Arbeit zu bringen. Auch die Industriebuslinie sei weiter im Einsatz.
Wenn am Montag in Bayern schrittweise die Schüler in die Klassen zurückkehren, bedienen die Stadtwerke den Schülerverkehr auch wieder. Mit zunehmender Schülerzahl werde man weitere Fahrten ab dem 11. Mai anbieten, sagt Kästner. Zudem soll das Abendangebot, bei dem bisher die Fahrten bis 20 Uhr möglich waren, auf 22.15 Uhr ausgeweitet werden. Damit bediene man rund 80 Prozent des bisherigen Fahrplans.
Keine Sonderkündigungsrechte für Abos
Trotzdem können Fahrgäste nicht mit Kulanz rechnen, wenn sie im Besitz einer Monatskarte oder eines anderen Abos sind. Der ÖPNV könne, sagt Kästner, weiterhin in einem erheblichen Umfang genutzt werden, weshalb man Abos und Monatstickets ohne Veränderungen, wie beispielsweise Sonderkündigungsrechte oder Aussetzen der Abos, fortführe. Es sei nachvollziehbar, dass Fahrgäste diesbezüglich Nachfragen stellten, Kästner weist jedoch darauf hin, dass die Kosten zur Aufrechterhaltung des ÖPNV weiterhin fast in voller Höhe anfallen und der Verkehrsbetrieb bereits jetzt mit einem Millionenbetrag aus dem Ergebnis der Stadtwerke subventioniert werde. Ein Ausgleich für entgangene Fahrgeldeinnahmen und sonstige Unterstützung seitens Bund und Ländern gebe es bislang nicht.
Wie hoch die Verluste für das laufende Geschäftsjahr 2020 tatsächlich ausfallen, sei zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht seriös einschätzbar, erklärt Kästner. Man hänge an den behördlichen Vorgaben. Der Geschäftsführer stellt jedoch klar: "Ob es um Strom, Gas, Fernwärme, Wasser, TV, Internet oder den öffentlichen Personennahverkehr geht, die Versorgung ist auch im Corona-Krisenmodus sicher." Auswirkungen auf Strom-, Gas-, Wasser- und Fernwärmeversorgung sei für den Kunden nicht spürbar.