Die Corona-Krise, die seit Mitte März das gesellschaftliche Leben in Deutschland von einem Moment auf den anderen hat stillstehen lassen, ist nicht nur für unser Land die größte Herausforderung seit dem Zweiten Weltkrieg. Und natürlich ist klar, dass im Kampf um die Eindämmung der Pandemie die Sorge um das Leben gerade der älteren Bevölkerung absoluten Vorrang hat.
Deswegen sei grundsätzlich an dieser Stelle der Respekt für die bisherige Arbeit des Oberbürgermeisters und der Mitarbeiter in der Task Force der Stadt und des Landratsamtes in Corona-Zeiten ausgedrückt.
Das Aber kann man gleichwohl weder Sebastian Remelé noch Kulturamtsleiter Christian Federolf-Kreppel ersparen. Einige Aussagen im Kulturausschuss über die Sorgen der freien Kulturträger der Stadt um ihre Existenz, lassen einen die Stirn runzeln. Um es deutlich zu sagen: Im Moment wird die freie Kultur schlicht im Stich gelassen.
Natürlich nicht, wenn es darum geht, Miete zu stunden oder staatliche Fördertöpfe zu vermitteln. Das ist aber nicht der Punkt. Warum war es weder Kulturamtsleiter noch Kulturreferent bisher möglich, eine außerordentliche Kulturkonferenz zum Beispiel per Skype oder Telefon einzuberufen, um dort konkret zu fragen, wo Disharmonie, Stattbahnhof und Co. der Schuh drückt, wo man helfen kann, welche Perspektiven es gibt? Aber auch: Warum meldet sich die Kunst- und Kulturszene in Schweinfurt nicht in einer konzertierten Aktion bei der Stadtverwaltung? Wo ist die Solidarität der städtischen Museen, des Kulturforums mit den freien Kulturanbietern?
Es zeigen sich zwei Fehler im System, die angesichts dieser historischen Krise fatal sein könnten für die freien Kulturträger in Schweinfurt. Der Disharmonie nicht deutlich mehr als 50 000 Euro pro Jahr zu geben, damit sich das Haus zukunftsfähig aufstellen kann, war von Seiten der Kommunalpolitik kurzsichtig. Und klar ist auch, dass die Arbeitsbelastung von Christian Federolf-Kreppel als Theaterchef und Kulturamtsleiter zu hoch ist. Niemand kann sich gleichzeitig um sein eigenes in Schwierigkeiten gekommenes Haus kümmern und gerade in der Coronakrisenzeit gleichzeitig die Not der freien Kultur lindern. Nicht umsonst wird im Kulturprofil ein neues, eigenständiges Kulturreferat empfohlen.
Die freien Kulturträger in Schweinfurt brauchen jetzt Perspektiven, sie brauchen jetzt Unterstützung durch die Stadt. Sonst sind sie vielleicht bald nicht mehr da.