Das Potenzial, das in der ehemaligen US-Kaserne Conn Barracks steckt, ist enorm, darüber sind sich Geldersheim, Niederwerrn, die Stadt sowie der Landkreis Schweinfurt einig. Die vier Kommunen bilden gemeinsam den Zweckverband "Interkommunaler Gewerbepark Conn Barracks", der im Dezember 2013 als Planungsverband gegründet wurde. Sie wollen gemeinsam einen Gewerbepark entwickeln, der langfristig der Sicherung und Stärkung der Wirtschaftskraft der Region dienen soll.
Zuletzt hatte der Zweckverband eine Satzungsänderung nötig, damit die Mitglieder als Käufer von Grundstücksflächen auftreten können. Bis auf die Stadt Schweinfurt haben die zuständigen kommunalen Gremien diesen Beschluss bereits gefasst, der noch fehlende Beschluss der Stadt soll zeitnah erfolgen und gilt als Formsache. Eigentümer des gut 200 Hektar großen Areals der Conn Barracks ist derzeit die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima), die es Ende 2014 von den Amerikanern übernommen hatte. Etwa 100 Hektar davon sollen laut Zweckverband zu einem Gewerbepark entwickelt werden.
Laut Frank Deubner, zuständig im Landratsamt Schweinfurt für die Konversion der Conn Barracks, ist die Entwicklung der ehemaligen Kaserne hin zum Gewerbegebiet "ein aufwändiger Prozess", der eine Vielzahl an Aufgaben mit sich bringt. Der häufig von Kritikern gemachte Vorwurf, die Konversion gehe nicht schnell genug voran, lasse sich entkräften: Nicht nur, dass sich vier Kommunen regelmäßig abstimmen und einen Konsens finden müssten, auch andere Faktoren wie etwa das dortige Ankerzentrum des Freistaats Bayern (befristete Nutzung bis Ende 2025) und die dadurch blockierte Zufahrt von der B 303 verzögerten das Projekt. Ebenso die zwar nötige, aber zeitintensive Altlastenuntersuchung der Bima, bei der mittlerweile die letzte Phase, die Detailuntersuchung, läuft. Ergebnisse werden im zweiten Quartal 2020 erwartet.
"Extern bestimmte Faktoren"
Auch Geldersheims Bürgermeister Oliver Brust verweist auf "extern bestimmte Faktoren", die das Projekt erschweren. Er nennt ebenfalls das "sich sehr lang hinziehende mehrstufige Altlastengutachten" sowie die blockierte Zufahrt durch das Ankerzentrum, aber etwa auch das "abgewandte Schreckgespenst der Nutzung des Geländes als Ausbildungszentrum für die Bundespolizei".
Thema Altlastenuntersuchung: Die ist nicht nur ein langwieriger, sondern im Nachgang, wenn es um die Beseitigung der Altlasten geht, auch ein womöglich teurer Aspekt. Dabei geht es vor allem um die Frage: Wer zahlt? Die Kosten für die Altlasten zahlt zu 90 Prozent der Verkäufer, also die Bima – allerdings nur bis zur Höhe des Kaufpreises. Liegen Kosten der Altlastenbeseitigung darüber, müssen die Käufer dafür gerade stehen. Hier müssen Lösungen gefunden werden, die für alle tragbar sind. Fest steht: Das Verursacher-Prinzip greift nicht: "Die US-Army ist auf jeden Fall raus", sagt Deubner. Ziel des Zweckverbands ist es, die Kosten und Risiken gleich zu verteilen und am Ende den interessierten Unternehmen einen attraktiven Quadratmeterpreis anzubieten.
Wie läuft die Zusammenarbeit der Kommunen und wie schätzen die Beteiligten die Entwicklung des Projekts ein? Hintergrund: Etwa 167 Hektar des Conn-Barracks-Areals gehören zur Gemeinde Geldersheim, rund 33 Hektar liegen auf der Gemarkung Niederwerrn (inklusive des 2,7 Hektar großen Motorpools, den die Gemeinde bereits 2017 von der Bima kaufen und an den Autoliv-Ableger Veoneer vermieten konnte). Etwa ein Hektar der Conn Barracks liegt auf dem Gebiet der Stadt Schweinfurt. Der Landkreis unterstützt als übergeordnete Kreisbehörde die Gemeinden Geldersheim und Niederwerrn und das gesamte Projekt mit seinem Konversionsmanagement. Diese Kooperation ist laut Bürgermeister Oliver Brust erfolgsversprechender, als wenn jede Kommune einzeln agiert. Ein solches Gelände könne eine Gemeinde wie Geldersheim mit rund 3000 Einwohnern nicht alleine entwickeln. "Gerade in unserem Fall macht eine Kooperation mit anderen Partnern Sinn", erklärt er.
Brust erläutert die unterschiedlichen Voraussetzungen der Kommunen: Geldersheim habe einen großen Flächenanteil, Niederwerrn einen mittleren, die Stadt Schweinfurt einen geringen und der Landkreis keinen. Finanziell sei Geldersheim der kleinste Partner. Die Interessen sind gleich gelagert: Niederwerrn und Geldersheim hätten keine freien Gewerbeflächen, die Stadt brauche Erweiterungsmöglichkeiten. Gemeinsam soll die Entwicklung finanziert und zu gleichen Teilen sollen die 80 Prozent der möglichen zukünftigen Realsteuern (Grundsteuer und Gewerbesteuer) untereinander aufgeteilt werden, "und zwar nicht nach Flächenanteil, sondern nach gleichen Teilen. Und das 50 Jahre lang", teilt Brust mit. Die verbliebenen 20 Prozent bleiben bei der jeweiligen Kommune, auf deren Gemarkung das Unternehmen angesiedelt ist. "Uns ist es wichtig, dass während der von mir vorgeschlagenen und bewusst lang gewählten Dauer von 50 Jahren jeder Partner auch am Erfolg des Projektes partizipieren kann", erklärt Brust.
Schritt für Schritt
Diesen Weg bewertet Niederwerrns Bürgermeisterin Bettina Bärmann als erfolgsversprechend, man habe gemeinsam eine gute Basis für die weitere Entwicklung des Projekts geschaffen, "es sind jetzt viele Sachen geklärt". Auch äußere Faktoren hätten sich verändert: Anfang 2018 noch sei die Bima nicht bereit gewesen, "uns die Flächen zu verkaufen". Im August 2018 habe sich das geändert. "Das Fenster, dass uns die Bima jetzt geöffnet hat, wollen wir nutzen", sagt sie. Die Kooperation der Kommunen sei sinnvoll, man brauche das Know-How aller Beteiligten, es gelte "die gesamte Region im Blick zu halten". Deshalb spiele es auch "überhaupt keine Rolle", wer wie viel Fläche auf dem Areal hat, selbst, wenn es nur ein Hektar wie im Fall der Stadt Schweinfurt ist: Um das Projekt erfolgreich zu entwickeln, "brauchen wir auch die Stadt Schweinfurt, mit ihrer Erfahrung und der Industrie".
Schweinfurt sei im Wandel, und die an der Konversion beteiligten Kommunen hätten nun die Möglichkeit, die Voraussetzungen zu schaffen für die ganzen Firmen, die sich dem Wandel stellen wollen. Die gelungene Ansiedlung von Veoneer zeige, dass Interesse und Bedarf da ist. Auch die Unternehmen wüssten, welche Chancen sich auf dem Areal bieten, zumal an der Fachhochschule in Schweinfurt die Fachkräfte ausgebildet würden, "die hier benötigt werden". Die Conn-Flächen bezeichnet sie mit Blick auf die Entwicklung hin zum Gewerbegebiet als "Sahnestück". Und sie plädiert dafür, die Flächen ganz gezielt und nicht "möglichst schnell" zu vergeben. Man müsse schauen, "dass wir die richtigen Firmen" bekommen, um den Industriestandort und die Region langfristig weiterzuentwickeln. Kirchturmdenken und Einzelgänge seien da unangebracht.
Gewerbeflächen auf Stadtgebiet nahezu alle vergeben
Wie Kristina Dietz von der Pressestelle der Stadt Schweinfurt erklärt, gehe es darum, den Standort Schweinfurt (Stadt und Landkreis) "für die Zukunft zu stärken". Für die Stadt sei das "besonders wichtig, sind die Gewerbeflächen innerhalb des Stadtgebietes doch mittlerweile nahezu vollständig vergeben".
Auch Dietz weist Kritik zurück, der Prozess dauere insgesamt zu lange. Der Umzug des Ankerzentrums von den Ledward Barracks in die Conn Barracks im Jahr 2019, Absprachen und Zusammenarbeit aller Beteiligten ("Gemeinsam ist man stark, gemeinsam brauchen manche Dinge aber auch etwas mehr Zeit"), die Altlastenuntersuchungen, all dies habe in der Vergangenheit dafür gesorgt, "dass die Entwicklung zum Teil etwas zäh voranging". Betrachte man aber die Umstände, "kann nicht von einer besonders langwierigen oder stockenden Entwicklung die Rede sein". Denn, wie Uta Baumann, die Pressesprecherin des Landratsamtes Schweinfurt, sagt: "Dieses Riesenareal" ist eine herausragende "Chance für unsere Region". Diese Chance wolle man nicht vertun, deswegen gilt "Sorgfalt vor Eile".
Über die aktuellen Entwicklungen der Conn Barracks will das Konversionsmanagement des Landkreises Schweinfurt die Bürger öffentlich informieren. Dazu lädt das Landratsamt zu zwei Bürgerdialogen am Dienstag, 28. Januar, im Fränkischen Hof in Geldersheim sowie am Donnerstag, 6. Februar, in das Foyer des Rathauses Niederwerrn ein. Beide Veranstaltungen dauern von 17 bis 19 Uhr.
Warum soll die Stadt weiter in Haßfurt investieren? Grieser fand das schon nicht gut und wollte sich nach SW orientieren, damals SW-Süd. Zudem liegt die A 70 AS Haßfurt ungünstig: man muss durch die ganze Stadt fahren.
Auf obigem Luftfoto sieht man viel Platz für eine Verlängerung der Landebahn nach Osten. Wenn Geldersheim aus falscher Angst/Kleingeist dagegen ist, wäre dass ein weiterer Grund für Nachholung der Eingemeindungen.
Mit Landeplatz für Geschäftsflieger bekäme die ganze Sache Pfeffer: Flieger könnten vor neuen Bürohäusern stehen. SW als Büro-, Messe oder Kongressstandort wäre dann auch ein Thema. Die geplante Veranstaltungshalle brächte mit angeschlossenem Zentrum für Großkongresse viel mehr und ersparte ständige Subventionen. SW sollte mit dem Pfund seiner zentralen Lage viel mehr wuchern und sich neben der Industrie ein zweites, krisensicheres Standbein schaffen.
Nur Mut! Nicht so zaghaft! Die Chancen waren noch nie so gut!
Der Freistaat hat versagt, durch Stornierung der geplanten Eingemeindungen nach SW bei der Gebietsreform in den 70ern aus rein politischen Gründen! Spätestens als der Abzug der US-Army Anfang 2012, vor 8 Jahren(!), verkündet wurde, hätte der Freistaat in einer großen Lösung die Eingemeindungen beschließen sollen oder wenigstens in einer kleinen Lösung, analog des Maintals, das gesamte Conn-Areal der Stadt SW zusprechen sollen. Aber der Freistaat lässt die Stadt, die nicht ein einziges Industriegrundstück mehr anbieten kann, in der vertrackten Situation. Der Stadt SW kann man auch den Vorwurf machen, dass sie nicht schon längst mit allem Nachdruck eine Nachholung der Eingemeindungen eingefordert hat.