Draußen, auf dem teilweise zugewucherten 2,7-Hektar-Areal des einstigen US-Militärfuhrparks herrscht postsowjetische Tristesse rund um zwei Großgebäude Nummer 7 und Nummer 8. Das 2000 Quadratmeter umfassende Gebäude 7 befindet sich aber im guten Zustand: frische Farbe, neue Fenster, moderne Türen und reichlich Lagerfläche. Noch kurz vor dem Abzug der US-Streitkräfte war renoviert worden.
Eineinhalb Jahre dauerten die Kaufverhandlungen
Seit 20. Januar ist die Gemeinde Niederwerrn stolze Besitzerin des Motorpools – nach eineinhalb Jahren zäher Verhandlungen mit der Bima, der zuständigen Bundesanstalt für Immobilienaufgaben. Es gab zahllose Kontakte bis hinauf ins Verteidigungsministerium. Auch Bayerns Innenstaatssekretär Gerhard Eck und das Landratsamt setzten sich für die Konversion ein.
Vor allem die Frage der Ab- und Frischwasserversorgung habe sich schwierig gestaltet, erklärt Bärmann. Die Bundesbehörde hätte das Gelände gerne „autark“ erschlossen: Ohne Anschluss an den Rest der Conn Barracks auf der anderen Straßenseite, wo Niederwerrn im Zweckverband einen Gewerbepark entwickeln möchte. Nun nutzt der Motorpool die Leitungen der Rhön-Maintalgruppe, ebenso wie des Abwasserzweckverbands.
„Sonst hätten wir eine eigene Kläranlage bauen müssen“, sagt Bärmann. Beim Kaufpreis hält sich die Gemeinde bedeckt, die Gelder stünden im Haushalt bereit. Die Leitungen werden jetzt noch durchgespült, der Bauhof rückt zum Roden an, auch eine marode Lackierkabine muss weichen.
Das Personal soll auf 40 Mitarbeitr aufgestockt werden
Ab Februar wird „Nr. 7“ an die Firma „Autoliv“ vermietet, die auf Autotechnik spezialisiert ist. Die Tochter eines schwedisch-amerikanischen Weltkonzerns will im Mai den regulären Betrieb aufnehmen. Die bisherige Niederlassung am Hainig wechselt dann mit 30 Arbeitsplätzen in den Motorpool. Überwiegend sind es Ingenieure. Das Personal soll in Zukunft auf 40 Mitarbeiter aufgestockt werden.
Standortleiter Hermann Henftling erhält symbolisch die Schlüssel von Bürgermeisterin Bärmann. „Liv“ bedeutet im Schwedischen soviel wie Leben. „Wir entwickeln aktive Fahrsicherheitssysteme, um Unfälle zu verhindern“, sagt der Diplomingenieur. Es geht speziell um radarbasierte Technik, für internationale Autofirmen, die „autonomes Fahren“ ermöglichen soll.
Wirtschaftliches Signal zur Konversion
„Saving more lives“ lautet das Firmenmotto, „Mehr Leben retten“. Dazu wolle Niederwerrn gerne beitragen, sagt die Bürgermeisterin, die nicht nur die Gewerbesteuer, sondern auch ein „wirtschaftliches Signal“ zur Konversion der übrigen Conn Barracks sieht.
Dafür habe man keine Arbeitsplätze aus der Stadt abgeworben, betont Bärmann, sondern halte sie in der Region. „Autoliv wäre ansonsten komplett nach Kitzingen gegangen.“ Auch für das benachbarte „Gebäude 8“ werde sich sicherlich ein Interessent finden, ist die Rathauschefin überzeugt.