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SCHWEINFURT
Schüler digitalisierten den Leerstand
Vor der Schweinfurter „Leerstandskarte“ (von links): City-Managerin Svenja Melchert, die Schüler Lennart Sokalla und Lenny Fischer, Projektleiterin Gertrud Schüll, Jürgen Leutert (Vermessungsamt).
Foto: Vladimir Budin | Vor der Schweinfurter „Leerstandskarte“ (von links): City-Managerin Svenja Melchert, die Schüler Lennart Sokalla und Lenny Fischer, Projektleiterin Gertrud Schüll, Jürgen Leutert (Vermessungsamt).
Stefan Sauer
Stefan Sauer
 |  aktualisiert: 20.03.2017 03:44 Uhr

Sie sind 13 oder 14 Jahre jung – im Kartieren, Erfassen und Digitalisieren von Daten aber schon fast Profis. 14 Schüler der achten Klassen des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums haben innerhalb im Februar von nur drei Nachmittagen die Leerstände in der Schweinfurter Innenstadt aufgespürt, fotografiert, in Karten eingetragen und digitalisiert.

Die City-Managerin ist schwer beeindruckt

Das Ergebnis stellten sie am Mittwoch vor und überreichten es der City-Managerin Svenja Melchert. Die zeigte sich schwer beeindruckt“. „Toll, was ihr da geleistet habt. Was andere im Beruf machen, habt ihr in einem Projekt erledigt.“

Das Projekt – genau genommen nennt es sich „Junior-Ingenieur-Akademie“ – leitete die Lehrerin Gertrud Schüll. Bei der Kartierung der Leerstände stand den Schülern Jürgen Leutert vom Vermessungsamt hilfreich zur Seite. Mit ihm und der Lehrerin standen sie zur Klärung offener Fragen in ständigem Funkkontakt, als sie an einem kalten Wintertag, auf geteilt in sechs Gruppen, in der Innenstadt alle leer stehenden Geschäfte aufspürten, in Flurkarten eintrugen und fotografierten. 62 Leerstände waren es am Ende.

Alle Leerstände erkundet und rot markiert

In der Schule wurden die Daten mithilfe eines Computerprogramms GIS (Geo-Informations-System) digitalisiert, die Leerstände rot markiert und zu diesen weitere Informationen hinterlegt – wie etwa die Grundfläche sowie ein Foto von dem Objekt, damit klar ist, um welches Gebäude es sich handelt. Das Ergebnis präsentierten die „Junior-Ingenieure“ mit erstaunlicher Souveränität selbst vor der City-Managerin, Vertretern des Vermessungsamtes, der Schulleitung und der Presse.

Die Innenstadt: Was macht sie mehr und was weniger attraktiv?

Warum aber stehen so viele Geschäfte leer, sogar in 1-A-Lagen? Und was könnte man dagegen tun? Dazu schloss sich eine rege Diskussion an. Mehrere Schüler fanden die Geschäfte am Marktplatz nicht sehr attraktiv. Einer wünschte sich eine bessere Auswahl an „Essensläden“, ein anderer mehr kleine Geschäfte mit Spezialsortimenten.

Die Dominanz von Handyläden und Bäckereifilialen ist den Leerstandsermittlern nicht verborgen geblieben. Sie führte auch zu der Frage, wie in der City mehr Angebotsvielfalt und ein besserer Branchenmix erreicht werden könnte. „Welche Steuerungsmittel hat die Stadt überhaupt“, wollte der neue Schulleiter Klemens Alfen wissen. „Das hängt stark von der Kommunikation mit den Eigentümern ab“, sagte Svenja Melchert. „Meine Aufgabe ist es, Prozesse zu moderieren, Geschäftsinhaber zusammenzubringen.“

„Hohe Mieten können sich oft nur Filialisten leisten“

Verordnen könne die Stadt Ladenvielfalt nicht. Und: Die Ladenmieten spielten sicherlich auch eine Rolle. „Hohe Mieten in 1-A-Lagen können sich oft nur Filialisten leisten“, sagt Svenja Melchert, „kleinere Händler nicht.“ Auch wenn ein Eigentümer Leerstand wegen steuerlicher Vorteile hinnehme, „kann man da kaum Druck ausüben“. Um der Tendenz zu Interneteinkäufen etwas entgegenzusetzen, müsse die Innenstadt Erlebnisse schaffen: Mit Veranstaltungen, Festen, Märkten sei Schweinfurt schon recht aktiv. Es könnten weitere Attraktionen hinzu kommen. An ein Marktplatz-Picknick habe sie auch schon gedacht, oder ein Fahrradfest in Schweinfurts guter Stube.

Mehr Grün - und ein unterirdisches Schwimmbad

„Mehr Grün“ schlägt ein Schüler vor. Die City-Managerin ermuntert die Schüler, Ideen einzubringen: „Wir sind darauf angewiesen, zu erfahren, was euch in der Innenstadt interessiert oder fehlt.“ Da hat einer der Junior-Ingenieure eine ganz ausgefallene Idee: „Ein Schwimmbad“ wäre nicht schlecht, am besten unterirdisch. Das, meint der Schüler, hätte keine andere Stadt und würde viele, viele auswärtige Kunden nach Schweinfurt locken.

 
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