
Längere Zeit unbesetzt war im Vorjahr eine wichtige Position in der ILE Weinpanorama Steigerwald. Nachdem Umsetzungsbegleiterin Carina Hein ihren Vertrag gekündigt hatte, gab es fast sechs Monate eine Vakanz. Seit Mitte Oktober ist die Stelle, die zugleich die Geschäftsführung umfasst, wiederbesetzt.
Mit Christian Förster ist ein Mann gekommen, dem die Region nicht unbekannt ist. Der gebürtige Haßfurter hatte bis 2023 das benachbarte ILE-Gebiet "Kommunale Allianz Burgwindheim-Ebrach" in gleicher Funktion betreut. Nach einer längeren Elternzeit war der 34 Jahre alte und verheiratete Vater zweier Kinder nun bereit für eine neue berufliche Herausforderung.
Weltreise per Fahrrad bis nach Südostasien
Die hat er in Gerolzhofen gefunden, wo er im Altstadtbüro in der Spitalstraße als wichtige Schaltstelle, Initiator und Koordinator fungiert. Acht Gemeinden, deren Wünsche und Ideen, Gegebenheiten sowie Bedürfnisse sind in dem interkommunalen Zusammenschluss, der deckungsgleich mit dem Gebiet der Verwaltungsgemeinschaft Gerolzhofen ist, gleichermaßen zu berücksichtigen.
Herausforderungen nimmt Förster gerne an, das hat er privat wie beruflich mehrfach unter Beweis gestellt. Etwa in der Erlebnispädagogik oder in freiwilligen Projekten und bei einer 10.000 Kilometer langen Weltreise zusammen mit seiner Frau – per Fahrrad von hier über Russland nach Südostasien! Unterwegs hatte er noch Lust, in einer gemeinwohlorientierten Büffelmolkerei in Laos mitzuarbeiten.
Mit seiner Berufserfahrung und zwei erfolgreich absolvierten Studiengängen – Regionalentwicklung und Naturschutz in Eberswalde beziehungsweise Umweltwissenschaften in Freiburg – bringt er fundierte Kenntnisse für diese Aufgabe mit. In Zeiten von leeren Kassen und vielen Pflichtaufgaben weiß er, wie sehr Gemeinden gefordert sind. Deshalb bleibe ihnen nicht viel Zeit für strategische Überlegungen, meint Christian Förster.
Sein Augenmerk richtet er daher darauf, dass mehr Synergien geschaffen werden. "Die ILE kann hier als Plattform für Kooperationen dienen, um Entlastung zu schaffen, neue Impulse zu setzen, Projekte umzusetzen."
Förster: Wichtig sind solidarische Sorgegemeinschaften
Ob Landwirtschaft, Bildung, Unternehmen oder Gemeinwesen: Ihm zufolge braucht es Engagement, Netzwerke und "Ermöglichungsstrukturen", um eine gewisse regionale Resilienz aufzubauen.
Ein Beispiel dafür ist der weiter wachsende Pflegenotstand in den nächsten Jahren, wenn viele ältere Beschäftigte in Rente gehen werden, gleichzeitig aber mehr Pflegebedürftige zu erwarten sind. Nur mit Arbeitskräften aus dem Ausland die Lücke zu füllen, wird seiner Ansicht nach nicht reichen.
Wichtig sei, meint der ILE-Mann, die Pflege zu Hause zu stärken sowie in Nachbarschaftshilfen, Wohngemeinschaften und "solidarische Sorgegemeinschaften" zu investieren. Hilfe zur Selbsthilfe ist für ihn ebenso wichtig wie Betroffenheit zu erzeugen, "damit Menschen vor Ort Vorsorge treffen können".
Als positive Beispiele für aktives Engagement in der Region nennt er das Pilotprojekt "Soziale Dorfentwicklung" in Dingolshausen, den ehrenamtlichen Geo-Treff in Gerolzhofen sowie die junge Initiative "Frei:Raum Geo".
Seine Hauptarbeit sieht Förster darin, neue Lösungen zu finden und die Bürgermeister sowie lokalen Akteure zu motivieren. Dafür bietet er Interessierten seine Hilfe an: "Wenn Sie selbst an Lösungen für morgen arbeiten, Ideen haben und sich einbringen möchten, wenden Sie sich an mich", lautet sein Appell.
Der Umsetzungsbegleiter ist nach den ersten Monaten überzeugt, dass man in die Zusammenarbeit und in die Begeisterung der Menschen vor Ort investieren müsse. "Nur so können wir das Schicksal unserer Region aktiv und lebenswert gestalten."
Zahlreiche Projekte in diesem Jahr angedacht
Einige Projekte sind seit seinem Start umgesetzt worden, darunter ein Kurs zur Obstbaumpflege für Bauhofmitarbeitende sowie das Programm "Streuobst für alle", außerdem ein Informationsabend zur nachhaltigen Mobilität von Mitarbeitern.
Eines der bekanntesten und beliebtesten Förderprogramme für die Menschen und Vereine ist das Regionalbudget, mit dem Kleinprojekte unterstützt werden. Für dieses Jahr wurden zwölf Vorhaben aus der hiesigen ILE-Region ausgewählt. Davon profitieren werden unter anderem der ehrenamtlich geführte Biergarten Grabenschänke in Gerolzhofen, der Jugendraum in Dingolshausen, der eine neue Ausstattung erhält, und eine Dorfgemeinschaft in Oberschwarzach, die einen neuen Rutschenturm für einen Spielplatz anschaffen möchte.
Weitere Vorhaben stehen auf Försters Tableau. Darunter ein Koordinierungsworkshop sowie eine Weiterbildung für Jugendbeauftragte und Ferienspaß-Teams. In Planung ist eine Seniorenmesse für 2026. Erste Maßnahmen für einen Hochwasserrückhalt sollen heuer noch in die Umsetzung gehen, und für alle Gemeinden sollen gemeinsame Willkommensschilder erstellt werden.
Ein zentrales Vorhaben wird die Evaluierung und Neuaufstellung des Integrierten Ländlichen Entwicklungskonzeptes (ILEK) sein. Darin werden die Handlungsfelder für die nächsten Jahre festgelegt. Einfach gesprochen, geht es darum, wie Christian Förster erklärt: "Wo geht die Reise hin, welche Themen stehen an."