Barbara Göpfert (CSU) aus Fuchsstadt und der Schweinfurter Tanyel Tas (SPD) sind die einzigen aus der Region Schweinfurt, die sich am 9. Juni um ein Mandat im Europaparlament bewerben. Ihnen ist klar, dass sie auf diesem Weg keinen Parlamentssitz erringen werden. Dennoch nehmen sie ihr politisches Engagement sehr ernst.
Rechnerisch betrachtet müsste die CSU in Bayern über 80 Prozent der Stimmen holen, damit Barbara Göpfert eine Chance hätte, ins Europaparlament einzuziehen. Sie steht auf Platz 19 der Liste und die Wählerinnen und Wähler haben nur eine Stimme, mit der sie die bestehende Listenreihung nicht verändern können. Derzeit hat die CSU sechs Abgeordnete.
Göpfert will für Erhalt des Wohlstands kämpfen
Dass sie in Brüssel keine Wohnung suchen muss, ist der Stadtlauringer Gemeinde- und Kreisrätin bewusst. Ihr geht es darum, für den europäischen Gedanken zu werben. Denn letztlich gehe es derzeit auch um die Frage, den Wohlstand zu erhalten, und um das Thema, wie man den Mächten wie China und Russland gegenübertreten wolle.
Göpfert ist in der Landwirtschaft aufgewachsen und hat daher fast schon automatisch einen Bezugspunkt zu Europa, denn in ihrer Wahrnehmung haben 70 bis 80 Prozent der Entscheidungen in Brüssel mit ihrem Berufsstand zu tun: "Ich weiß, wie man Anträge ausfüllt." Insofern plädiert sie für einen Abbau der Bürokratie in der Landwirtschaft. Auch außerhalb von Wahlen setzt sie sich als Kreisbäuerin für die Belange der Bäuerinnen und Bauern ein.
Dass sie sich im Wahlkampf bei vielen Terminen engagiert, hängt mit der Hoffnung auf den unterfränkischen CSU-Kandidaten Stefan Köhler zusammen, der als Sechstplatzierter gute Chancen auf ein Mandat hat. Er könne nicht jede Veranstaltung besuchen, sagt Göpfert, deswegen versuche sie, ihn möglichst gut zu vertreten und Werbung zu machen.
Sollte Tanyel Tas Hoffnung auf ein Ticket für Europa haben, müsste die SPD bundesweit auf einen Stimmenanteil von etwa 46 bis 50 Prozent kommen. Das ist unrealistisch. Umfragen sagen etwa 15 Prozent voraus. Die Bundes-SPD hat heute 16 Europaabgeordnete. Tas steht auf Platz 48 der Liste.
SPD-Kandidat Tas: Kräfte wollen Europa sprengen
Darin sieht er aber kein Problem. Denn ihm gehe es darum, daran mitzuarbeiten, die Idee Europas weiterzutragen. Wie Göpfert sieht er sie durch Kräfte gefährdet, "die Europa sprengen" wollen. Deswegen hält er es für wichtig, sich aktiv einzumischen.
Tas hat über die IG Metall den Weg in die Politik gefunden und ist freigestellter Betriebsrat in der Schweinfurter Industrie. Er stelle fest, dass in Europa unterschiedlich starke Rechte für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer existierten. Das würden manche Konzerne ausnutzen, um Standorte gegeneinander auszuspielen. Darauf will Tas aufmerksam machen und für einheitliche Rechte kämpfen.
Auch wenn er nicht nach Brüssel kommen wird, ist Tas in Schweinfurt auf Wahlplakaten abgebildet. Er mache "mit voller Energie" Wahlkampf, weil er die Themenfelder Wirtschafts- und Industriepolitik auch innerhalb seiner Partei stärken will. Und die Kontakte, die er jetzt knüpft, könnten auch nach der Wahlkampfzeit gewinnbringend sein. Schließlich sei es wichtig, sich politisch zu engagieren: "egal in welcher Position und auf welcher Ebene".
Bislang gab es aus der Region Schweinfurt zwei Europaabgeordnete: Anja Weisgerber (CSU) 2004 - 2013 und Kerstin Westphal (SPD) 2009 - 2019.