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Aschaffenburg/Büchold
Überraschung: Unterfränkischer Bauernpräsident Stefan Köhler soll für die CSU ins Europaparlament
Die CSU Unterfranken will wieder in Europa vertreten sein. Stefan Köhler, Landwirt aus dem Spessart, hat gute Chancen, sich intern durchzusetzen. Wem das Nachsehen droht.
Landwirt und CSU-Mitglied: Stefan Köhler, der unterfränkische Bauernpräsident, möchte ins Europaparlament. 
Foto: Thomas Obermeier | Landwirt und CSU-Mitglied: Stefan Köhler, der unterfränkische Bauernpräsident, möchte ins Europaparlament. 
Michael Czygan
 |  aktualisiert: 15.07.2024 10:19 Uhr

Diese Personalie kommt überraschend: Der unterfränkische Bauernpräsident Stefan Köhler will im kommenden Jahr für die CSU ins Europarlament einziehen. Noch ist der Landwirt nicht nominiert. Beim CSU-Bezirksparteitag Mitte November könnte es zu einer Kampfabstimmung kommen: Köhler, 56 Jahre und aus Wiesen (Lkr. Aschaffenburg), gegen Christian Staat, 39 Jahre und aus  Büchold (Lkr. Main-Spessart).

Staat war bereits 2019 als regionaler CSU-Spitzenkandidat zur Europawahl angetreten. Unterfranken ist seit dem Ausscheiden der SPD-Politikerin Kerstin Westphal vor fünf Jahren nicht mehr im Europaparlament vertreten. Der Bezirksverband der CSU stellt in Straßburg und Brüssel seit 2013, als Anja Weisgerber in den Bundestag wechselte, keinen Parlamentarier mehr. Das würde man gerne ändern, sagt Bezirksvorsitzender Steffen Vogel.

Auf der Suche nach einem Bewerber mit Aussicht auf einen Platz weit vorne auf der CSU-Europaliste entstand die Idee, den Präsidenten des unterfränkischen Bauernverbandes (BBV) zu fragen. Stefan Köhler hat seine Bereitschaft mittlerweile signalisiert. Er wolle gerne die "starke Stimme der bayerischen Landwirtschaft" in Europa sein, sagt der 56-Jährige aus Wiesen. Schließlich werde ein Großteil der Agrarpolitik auf europäischer Ebene entschieden.

Gerade in Zeiten des "Green Deal", den EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU) ausgerufen hat, sei es wichtig, die Interessen der bayerischen Landwirtinnen und Landwirte in die weitere Debatte einzubringen. Köhler ist seit 2017 Präsident des Bauernverbands in Unterfranken, vor einem Jahr unterlag er nur knapp bei der Wahl des Bayerischen Bauernpräsidenten gegen den Mittelfranken Günther Felßner. Am Ende fehlten sechs Stimmen.

Bauernpräsident Köhler: "Ich habe meine Hände noch im Dreck"

Stefan Köhler legt Wert darauf, nicht nur als BBV-Funktionär unterwegs zu sein. "Ich bin praktizierender Landwirt, ich habe meine Hände noch im Dreck." Der diplomierte Agraringenieur betreibt mit einer Familie seit 1992 im Hochspessart eine Mutterkuhhaltung mit 70 bis 80 Tieren. Mit Kollegen kooperiert er beim Anbau unter anderem von Dinkel, Weizen, Körnermais und Ackerbohnen. Ein Teil der Flächen werde ökologisch bewirtschaftet, heißt es auf seiner Homepage.

"Die CSU steht für die Landwirtschaft", sagt Köhler, der seit 2017 Mitglied in der Partei ist. Mit seiner Nominierung würde die CSU ein Zeichen in die Bauernschaft senden - nicht zuletzt auch, nachdem die Freien Wähler mit der bayerischen Landesbäuerin Christine Singer als Spitzenkandidatin in die Europawahl gehen, betont Bezirkschef Vogel.

Bislang stellt die CSU sechs Europaabgeordnete, mehr werden es den Umfragen zufolge kaum werden. Fünf der aktuellen Vertreterinnen und Vertreter kandidieren erneut, da sind gute Listenplätze rar.

Kampfkandidatur mit Volkswirt Christian Staat und weiteren Bewerbern?

Bevor die Europaliste endgültig aufgestellt wird, muss sich Stefan Köhler zunächst auf unterfränkischer Ebene durchsetzen. In der CSU geht man davon aus, dass Christian Staat, der vor fünf Jahren einen engagierten Wahlkampf in der Region führte, von der Gesamtpartei gleichwohl lediglich auf Listenplatz acht gesetzt wurde, das Feld nicht kampflos räumt.

Christian Staat aus Büchold war bei der Europawahl 2019 der Spitzenkandidat der CSU Unterfranken.
Foto: Ulrike Langer | Christian Staat aus Büchold war bei der Europawahl 2019 der Spitzenkandidat der CSU Unterfranken.

Der 39-jährige Volkswirt, der in Brüssel unter anderem als Büroleiter für den ehemaligen deutschen EU-Kommissar Günther Oettinger gearbeitet hat, sagt auf Nachfrage: Der CSU-Bezirksvorstand habe beschlossen, erst nach der Vergabe der Kabinettsposten in München über das Europamandat zu sprechen. Daran wolle er sich halten. Staat rechnet mit mehreren Bewerbern für den unterfränkischen Spitzenplatz auf der CSU-Liste: "Das ist gelebte Demokratie."

 
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