"50 Prozent für die SPD bei der Europawahl. Warum eigentlich nicht?" Selbstbewusst, wenngleich mit Augenzwinkern, präsentierte sich Tanyel Taş zum Auftakt des Europawahlkampfs der SPD Unterfranken in Würzburg. Gut 80 Zuhörerinnen und Zuhörer waren gekommen, um die beiden amtierenden bayerischen Europaabgeordneten Maria Noichl aus Rosenheim und Thomas Rudner aus Regensburg im Gespräch zu erleben – und eben Taş, den Kandidaten aus Schweinfurt.
Der 34-jährige Familienvater steht auf Position 48 der SPD-Bundesliste. Der Platz wird ganz sicher nicht für einen Parlamentssitz reichen, er hindert den gelernten Industriemechaniker aber nicht, mit Leidenschaft für Europa zu werben. Die SPD ist neben der CSU vermutlich die einzige der 34 Parteien auf dem Stimmzettel, die einen Bewerber aus der Region für den Urnengang am 9. Juni nominiert hat.
Als Mitarbeiter des Automobilzulieferers Schaeffler, wo er aktuell freigestellter Betriebsrat ist, weiß Taş, wie wichtig Europa für die Sicherung von Wohlstand und Arbeitsplätzen ist. Die Transformation der Industrie hin zur Klimaneutralität sei nur gemeinsam mit Erfolg zu bewältigen, sagt er. Taş plädiert für einen "europäischen Egoismus" in Sachen Nachhaltigkeit und Arbeitnehmerrechten, um im Wettbewerb vor allem mit China und den USA zu bestehen.
Insofern sei es eine "Katastrophe" für die Verantwortlichen und die Beschäftigten der Automobil- und Zuliefer-Industrie, wenn die CSU nun das im Zuge des "Green Deal" beschlossene Verbrenner-Aus für 2035 wieder infrage stelle, so die drei Europa-Politiker unisono.
Maria Noichl: "Weber hat die Hosen gestrichen voll"
Die Menschen und Unternehmen zu verunsichern und ihnen zu suggerieren, sie bräuchten ihr Verhalten trotz chinesischer Konkurrenz und Klimakrise nicht verändern, sei ein "vergiftetes Versprechen", sagt Maria Noichl. EVP-Chef und CSU-Spitzenkandidat Manfred Weber habe die "Hosen gestrichen voll" und blinke in der Hoffnung auf Wählerstimmen nach rechts, so die Sozialdemokratin. Wenn es Europa nicht gelänge, die Transformation zur E-Mobilität mitzugestalten, werde man im weltweiten Wettbewerb zurückfallen. Taş: "Wertschöpfung passiert dann woanders – ohne uns."
Heftig teilten die drei Sozialdemokraten auch gegen die AfD aus. Dass sich Abgeordnete wie die Europa-Spitzenkandidaten Maximilian Krah und Petr Bystron mutmaßlich "von Putin haben schmieren lassen", sei "zum Kotzen", sagte Rudner. "Die Kriminalitätsrate unter AfD-Politikern liegt höher als in der Gesamtbevölkerung", setzte Noichl noch einen drauf. Man könne unzufrieden sein mit der Politik, "aber man darf diese Irren nicht wählen". Die AfD wolle Europa zerstören - und damit die Grundlage für Frieden und Wohlstand.
Die Rosenheimerin Maria Noichl, seit zehn Jahren im Parlament und Nummer drei der SPD-Europaliste, kümmert sich in Brüssel und Straßburg um "Feminismus und Misthaufen", wie sie selbst sagte, also um Agrar- und Gleichstellungspolitik.
Ein Beispiel für ein funktionierendes Europa
Dass Mädchen in der Schule für gute Noten die gleichen Leistungen erbringen müssen wie Buben, dann aber im Berufsleben noch immer schlechter bezahlt werden, sei eine "Schande". Zehn Jahre habe sie für ein europäisches "Lohntransparenzgesetz" gestritten, das zumindest große Unternehmen verpflichte, "die Lohntüten der Beschäftigten zu öffnen", um so Lohnungleichheiten nachzuspüren. Die gefundene Regelung sei nicht perfekt, sagte Noichl, aber doch ein guter Kompromiss und ein Beispiel für ein funktionierendes Europa.
"5 = Absatz 5
0 Prozent .......?
Der Ausdruck erweckt Bilder, die ich mir lieber nicht vorstellen mag.
Würden Sie "Angst" gesagt haben, würde ich mir leichter tun.
Jedoch, Frau Noichl, Angst vor wem? Vor Ihnen oder generell der SPD hier in Bayern
Das kann man eigentlich nicht „mißverstehen“.