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Schweinfurt
Bund Naturschutz Schweinfurt: Laufzeitverlängerung von Atomkraftwerken "gefährlich und unnötig"
In der aktuellen Diskussion geht es um den verbleibenden Atommeiler Isar 2 in Niederbayern. Der Verband kritisiert auch OB Remelé und Umweltpolitikerin Weisgerber.
Die Kühltürme des stillgelegten Atomkraftwerks in Grafenrheinfeld. Für eine Wiederinbetriebnahme angesichts des Gasmangels ist der Abbau bereits zu weit fortgeschritten.
Foto: Josef Schäfer | Die Kühltürme des stillgelegten Atomkraftwerks in Grafenrheinfeld. Für eine Wiederinbetriebnahme angesichts des Gasmangels ist der Abbau bereits zu weit fortgeschritten.
Lisa Marie Waschbusch
 |  aktualisiert: 15.07.2024 10:14 Uhr

Die Bund Naturschutz (BN) Kreisgruppe Schweinfurt hält eine Laufzeitverlängerung des verbliebenen Atommeilers Isar 2 in Niederbayern für "gefährlich und unnötig", wie der Verband in einer Pressemitteilung schreibt. Ein Weiterbetrieb sei mit unkalkulierbaren Risiken verbunden und lebensgefährlich. "Ich bin wirklich stinksauer, dass die bayerische Staatsregierung das Thema jetzt wieder hochkocht. Atomenergie muss raus aus Deutschland und Bayern!", wird Edo Günther, der Vorsitzende der BN-Kreisgruppe Schweinfurt, in der Mitteilung zitiert.

Isar 2 ist neben Emsland und Neckarwestheim 2 der letzte verbliebene Atommeiler in Deutschland, der nach geltendem Recht spätestens am 31. Dezember 2022 abgeschaltet werden müsste. Angesichts des Ukraine-Kriegs und des daraus resultierenden Gasmangels kamen Forderungen auf, die Kraftwerke über den Stichtag hinaus weiter laufen zu lassen. 

Abbau beim AKW Grafenrheinfeld zu weit fortgeschritten

Im 2015 stillgelegten Atomkraftwerk in Grafenrheinfeld ist der Rückbau so weit fortgeschritten, dass eine Wiederaufnahme des Betriebs ausgeschlossen ist. Die 2018 begonnenen Arbeiten sind bereits an die Herzstücke des Kraftwerkes herangerückt. "Die Rückbauarbeiten im Kontrollbereich sind irreversibel", bestätigte eine Sprecherin des Betreibers Preussen-Elektra dieser Redaktion.

In der Pressemitteilung kritisiert der BN auch Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU), der sich beim Sommerempfang der Stadt Schweinfurt für einen Weiterbetrieb der verbliebenen Meiler ausgesprochen hat. Aus seiner Sicht sei es "völlig unverständlich, warum die Bundesregierung nicht längst die verbliebenen Atomkraftwerke am Netz halte wie die Kohlekraftwerke", hatte er beim Empfang gesagt. Dazu schreibt der BN: "Als Oberbürgermeister einer Stadt, die jahrzehntelang gegen das AKW Grafenrheinfeld gekämpft hat, sich nun für den Weiterbetrieb an anderen deutschen Standorten auszusprechen, ist einfach unglaublich."

Kritik an Schwebheimer CSU-Politikerin Anja Weisgerber

Auch die Schwebheimer CSU-Umweltpolitikerin Anja Weisgerber forderte eine "abgestimmte und nachvollziehbare Entscheidung" der Ampel-Koalition über die weitere Nutzung der Atomenergie und sprach sich für den vorübergehenden Weiterbetrieb der letzten drei Atomkraftwerke aus. Als Mitglied der ehemaligen Regierungsfraktion sei Weisgerber mitverantwortlich "für die Behinderung der Energiewende und für den Verlust hunderttausender Arbeitsplätze aus dem Bereich der erneuerbaren Energien", kritisiert der BN.

Isar 2 trage nicht wesentlich dazu bei, den Gasmangel auszugleichen, schreibt der BN in der Pressemitteilung weiter. "Stattdessen sollte die Bayerische Staatsregierung ein umfangreiches Energiesparprogramm auflegen." Das bisherige Programm gehe nicht weit genug, "auch Kommunen und die Industrie müssen stärker in die Pflicht genommen werden". Außerdem müsse es eine Kampagne für die Privathaushalte geben.

 
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  • E. W.
    Was hat Atomkraft mit Gasmangel zu tun? Eine Gasheizung lässt sich mit Atomstrom betreiben, falls (Erd)gas verfügbar ist. Ist es aber eventuell nicht. Was machen dann „kluge“ Gasheizungsbetreiber (oder deren Mieter)? Sie kaufen sich Heizlüfter. Wenn in einer Verteilnetzleitung viele Heizlüfter in Betrieb sind, kann das im schlimmsten Fall zur Überlastung und zum Abschalten des Stromnetzes führen. Funktionieren dann Ölheizungen, Blockheizkraftwerke und Wärmepumpen noch? Spätestens nach einer längeren Kälteperiode könnten Leitungen von Zentralheizungen platzen. Wollen wir hoffen, dass die Gasheizungsbetreiber besonnen bleiben.
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  • R. N.
    Merkwürdigerweise halten sich die Betreiber der verbliebenen Kraftwerke diesbezüglich ja sehr bedeckt. Wie ich verstanden habe, bräuchte man für einen Weiterbetrieb erfahrenes Personal, dass sich offensichtlich inzwischen schon anderweitig orientiert hat. Diese Spezialistinnen/Spezialisten werden bestimmt nicht wegen einer Verlängerung für ein paar Monate zurückkehren.
    Wie ich weiter verstanden habe, kommen aktuell mehr als 50% des Urans aus Russland.
    Da tauschen wir dann doch nur den Teufel gegen den Belzebub aus!
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    Ja so ist das. Aber den Politkaspern um Söder bzw. seiner Entourage geht es primär nicht um eine sichere Energieversorgung. Es geht dem “schwarzen Block“ darum, ihr Versagen während der letzten 16 Jahren zu vertuschen.
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  • S. L.
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  • R. W.
    Ist doch logisch, dass der Bund Naturschutz dagegen ist. Wäre auch schlimm, wenn es nicht so wäre.
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  • R. A.
    Schaun wir mal, ob in diesem Winter der Strom noch ausreichend aus den Steckdosen kommt.
    Mein Speicher läuft und ist ohne Netz lauffähig.
    Wer dann stinksauer wird, wird sich zeigen.
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