
"Was wir heute tun, entscheidet darüber, wie die Welt morgen aussieht." Dieses Zitat der Schriftstellerin Marie von Ebner-Eschenbach steht auf der ersten Seite der Broschüre der Bürgerinitiative für ein lebenswertes Üchtelhausen. Denn das Bild von Üchtelhausen ist nach den Plänen der Gemeinde für das Projekt "Zeller Berg" nicht so, wie die Welt vor Ort aus ihrer Sicht morgen ausschauen soll.
Deswegen sammeln Dorothea Traub, Marlies Reibel, Traudel und Egbert Schmitt, Gisbert Niklaus, Sigrid und Günter Seuffert sowie Georg Weidinger derzeit Unterschriften, um das Vorhaben durch einen Bürgerentscheid zu stoppen. Zwischen 320 und 350 Unterstützer brauchen sie dafür, die ersten Unterschriftenlisten sind verteilt.
Die Initiatoren stammen nicht nur aus dem direkt betroffenen Üchtelhausen, sondern kommen auch aus anderen Gemeindeteilen wie Hesselbach und Madenhausen. Unterstützt werden sie von Gemeinderat Jan de Boer.
Die Kritik an den Plänen der Gemeinde, die auf dem Gelände rechts der Staatsstraße Richtung Stadtlauringen und links von der Abfahrt nach Üchtelhausen einen Discounter, einen Möbelmarkt, eine Lagerhalle, ein Ärztehaus sowie Wohnungen für ältere Menschen in Form von Tiny Häusern und Geschosswohnungsbau vorsieht, ist vielfältig und detailliert begründet.
Die Landschaft der "Schweinfurter Rhön" bewahren
Sie eint aber eines: Die Sorge, dass der Charakter Üchtelhausens, den die Menschen zu schätzen wissen und weswegen sie hierher aufs Land gezogen sind, zerstört wird. Der Wald, der unverbaute Blick auf die so genannte Schweinfurter Rhön, das ist für die Mitstreiter Heimat, die aus ihrer Sicht unnötig zerstört und versiegelt wird mit Bauten, die die Gemeinde nicht brauche.

"Es gibt keine Vision, wie sich die Gemeinde entwickeln will. Das Konzept ist wie ein Gemischtwarenladen", empfindet es Marlies Reibel. "Hier wird nicht für die Bürgerinnen und Bürger gearbeitet", erklärt Dorothea Traub, dass zum Beispiel die Themen guter Internet- und Mobilfunk-Empfang gerade für Firmen viel wichtiger seien oder eine Radwegverbindung nach Schweinfurt, die es seit Jahren nicht gebe.
Widerstand gegen Flächenversiegelung durch Discounter und Wertstoffhof
In ihrer Broschüre argumentieren die Gegner der Gemeinde-Planung, bei der im Gemeinderat nur Jan de Boer dagegen gestimmt hat, ausführlich, warum sie gegen das Vorhaben sind. Sorgen macht ihnen die "unnötige Flächenversiegelung, der Verlust von Lebensqualität im Ortsteil Üchtelhausen und die Verschandelung der Ortseinfahrt und des Landschaftsbildes".
Die Idee, den vom Landratsamt gesuchten Wertstoffhof im Norden Schweinfurts ausgerechnet in Üchtelhausen an exponierter Stelle zu bauen, stößt auf wenig Gegenliebe. "Üchtelhausen, das Dorf hinter dem Wertstoffhof und dem Discounter", ein ironisch gemeinter Werbespruch, der nicht wahr werden soll.
Natürlich sei es bequem, schnell etwas besorgen zu können, wenn man es beim Großeinkauf vergessen habe. "Aber Bequemlichkeit zulasten der Umwelt können wir uns nicht mehr leisten", heißt es. Gerade der Discounter wird sehr kritisch gesehen, ist doch zu befürchten, dass dann auch die Bäckerfiliale im Ort der Konkurrenz nicht wird standhalten können. Außerdem: "Wir sind gewohnt, in Schweinfurt, Maßbach oder Stadtlauringen einzukaufen", so Marlies Reibel.
Warum sollen Senioren in Tiny-Häusern wohnen wollen?
Das altersgerechte Wohnen in Tiny-Häusern und das Ärztehaus werden ebenfalls kritisch bewertet, gerade das Thema Wohnen: "Jeder lebt dann dort für sich, wo doch die Gemeinschaft für Senioren viel wichtiger wäre. Wie sollen sie über den Berg in den Ort zu Kirche oder Friedhof kommen?", fragt sich Gisbert Niklaus. Außerdem habe Üchtelhausen in der Ortsmitte eine Arztpraxis.
Ein wichtiger Kritikpunkt ist für die Initiatoren die aus ihrer Sicht mangelhafte Informationspolitik der Gemeinde. Sie haben das Gefühl, die Bürger wüssten zu wenig über die Pläne. Die Initiative macht auch Vorschläge, wie es anders gehen könnte: Ein Selbstbedienungsladen zentral in der Großgemeinde und wenn schon ein Ärztehaus, dann auch dieses zentral gelegen. Und: "Nutzen wir unser Potenzial und setzen auf sanften Tourismus."
Bürgermeister Johannes Grebner informiert mit Sonderdruck des Gemeindeblattes
Bürgermeister Johannes Grebner ist auf Nachfrage "etwas verwundert" über das Bürgerbegehren und die Kritik an den Plänen, weswegen er auch einen Sonderdruck des Gemeindeblattes veranlasst hat, in dem er ausführlich seine Sicht den Bürgern schildert.
Grebner verweist darauf, dass man einem mehrfach vorgestellten und auch mit der Bevölkerung diskutierten Gemeindeentwicklungskonzept folge. Er habe nicht nur in den Bürgerversammlungen, sondern auch privat mit den Initiatoren gesprochen, was diese auch bestätigen. Für Änderungen an der Planung sei er offen, betont der Bürgermeister. Aber: "Wenn wir uns nicht weiterentwickeln, wird sich an der Situation, dass wir weiter von der Hand in den Mund leben und nötige Investitionen viel zu lange vor uns herschieben, nichts ändern."
Die Anbindung wird erstklassig sein und in wenigen Monaten wird es niemanden mehr stören.
Schade, dass man wieder versucht mit Halbwissen (-wahrheiten) und Polemik versucht etwas zu verhindern als eine Chance für die Weiterentwicklung und auch für den Ort zu tun? Aus dem Ort wird das Gebiet nicht wahrnehmbar sein und durch die Anbindung sehr attraktiv.
Das hat nichts mit Bequemlichkeit zu tun sondern mit Weitsicht, Entwicklung, Chance und Vorsorge!
Danach gehen wir Bäume umarmen in den "Stüchter Wald" 👍
Ich bin in den Ort gezogen, wo ich meinen Lebensunterhalt bestreite. Das ist ja wohl allgemein zumutbar. Aber ich habe dabei mich nicht von 200 qm Liegenschaften getrennt. Luxusprobleme, oder was!?
Bei dem Planung Zeller Berg erkennt man ein Sammelsurium von Gewerbebetrieben ohne jegliche räumliche Abtrennung zu Einrichtungen der Daseinsvorsorge. So steht das Ärztehaus neben einer Lagerhalle für Sperrmüll oder altersgerechte Wohnung hinter Wertstoffhof. Mit diesem Wohnkonzept wird man wohl keinen Senioren hinter dem Ofen hervorlocken. Es ist schon etwas verwunderlich, daß ein Investor, der in Hesselbach altersgerechtes Wohnen plante, nicht zum Zuge gekommen ist. Die Investitionen für das Haushaltsjahr 2022 belaufen sich auf 5,2 Mil. Die nächsten Jahre wird es noch schlimmer, sagt Geschäftsleiter Mantel, um einer Erhöhung der Realsteuer werden wir nicht rumkommen, so Kämmerer Metzger.
Ich finde, damit ist alles gesagt. Wozu braucht eine Gemeinde vor den Toren einer großen Stadt so ein aufgeblasenes Gewerbegebiet. Pflanzt lieber einen Wald stattdessen (aber bitte keine Fichtenplantage).
Ich glaube nicht!
Altersgerechtes Wohnen in Tiny-Häusern ist schwer vorstellbar und Discounter sind inzwischen nur noch Verdrängungswettbewerb.
Und altersgerechtes Wohnen wird sehr wohl eine Rolle spielen, zumindest für die weitsichtigen Mitbürger. Ich möchte mich mit 80 Jahren nicht mehr mit einem unflexiblen 200m² Bunker aus den 70ern abmühen wie einige meiner alleinlebenden Nachbarn, die erkennbar wenig Spaß dran haben aber gleichzeitig starrköpfig sind. Kleinere, altersgerechte Appartmens in Städten boomen für ältere Mitbürger. So etwas ist auch mit modernen Tiny-Häusern stadtnah auf dem Land erreichbar, inkl. etwas Grün außenrum.
Ich habe sowohl Tiny Houses als auch Seniorenwohnanlagen gesehen und würde jedes mal die Wohnanlage vorziehen.
Sicherlich kann man Tiny Houses noch ein wenig an die Bedürfnisse älterer Menschen anpassen, den Komfort einer Wohnanlage werden sie aber kaum erreichen.
Zentral gelegene Anlagen ermöglichen auch besser soziale Kontakte wenn in Laufreichweite Cafes, Geschäfte und Restaurants liegen.