Als leidenschaftlicher Jäger hat Johannes Grebner schon viele Geduldsproben hinter sich gebracht. Etliche Stunden hat der 39-Jährige mit Warten auf dem Hochstuhl verbracht. Der Politiker Johannes Grebner möchte nicht abwarten oder nur verwalten, er möchte in der Gemeinde etwas bewegen und voranbringen. Mit der Langwierigkeit der Prozesse im Politbetrieb muss er sich auch nach einem Jahr als Erster Bürgermeister der Gemeinde Üchtelhausen noch weiter anfreunden.
Mit 14 Stimmen hatte er bei der Kommunalwahl in der Stichwahl die Nase denkbar knapp vor der seines Konkurrenten Thomas Pfister. Grebners Ziel ist es, ein "Wir-Gefühl" in der Gemeinde zu erzeugen, verkündete er direkt nach seiner Wahl. "Viel erreicht habe ich in dieser Richtung leider noch nicht", sagt er offen nach einem Jahr im Amt. Ihm ist es ein großes Anliegen, dass alle neun Gemeindeteile gleich behandelt werden.
Das mit der Geduld ist aber offenbar auch nicht die hervorstechende Eigenschaft der einzelnen Ortsteile und ihrer Bürger. Gebetsmühlenartig betont Grebner in den Gemeinderatssitzungen oder auch bei den Bürgerversammlung, dass bei den einzelnen Themen eine Gemeinde nach der anderen drankommt, keiner wird vergessen, keiner wird benachteiligt. Trotzdem spürt er eine tiefe Spaltung, die es noch zu kitten gilt.
Die Aufreger: Windkraft und das geplante Gewerbegebiet
Zwei der großen Aufreger der Gemeinde sind die Windkraft und das geplante Gewerbegebiet am Zeller Berg. Noch mehr Stoff für eine Spaltung der Gemeinde, finden Kritiker. Grebner erkennt dabei genau das Gegenteil. Von generierten Einnahmen und einer Verbesserung der Infrastruktur würde immer die gesamte Gemeinde profitieren.
"Jawoll wir sind Üchtelhäuser", diesen Satz vermisst der Bürgermeister etwas in der Gemeinde, die seit der Gebietsreform 1978 besteht. Die Arbeit für den neuen Gemeinderat ist durch das Gemeindeentwicklungskonzept langfristig angelegt. Eine offene und faire Zusammenarbeit über die Ortsgrenzen hinweg, strebt Grebner an. Dass ihm kurz vor seinem Einjährigen im Zusammenhang mit dem Thema Windkraft Wortbruch vorgeworfen wird, wurmt ihm unübersehbar. Es braucht gemeinsam erarbeitete Lösungen und Kompromisse, findet er.
Die öffentlichen Außentermine für das Bürgermeister-Amt sind durch Corona noch relativ rar gesät. Geburtstagsgrüße etwa müssen telefonisch übermittelt werden. Kürzlich wurde er von einer Bürgerin auf der Straße angesprochen, ob er nicht im Gemeinderat sei, verrät Grebner. Der Eins-zu-Eins-Kontakt zu dem Leuten fehlt ihm, gerne würde er als Bürgermeister raus zu seinen Bürgern gehen. Gerade in der Kommunikation bremst Corona gewaltig aus. "Das würde das politische Leben auch vereinfachen", ist er sich sicher.
Die Jugend mit ins Boot holen
Vieles würde sich auch gut am Sonntagnachmittag auf irgendeinem Fest klären lassen. Die ein oder andere E-Mail ans Rathaus oder Leserbriefe an die Zeitung würden dann vielleicht anders ausfallen. "Am Ende entstehen so oft Missverständnisse, die sich kurioserweise schneller verbreiten, als die Tatsachen." Der zweifache Familienvater ist gespannt auf die Rückkehr in die Zeit voller Kontakte. "Das wird meinen Job als Bürgermeister bestimmt noch einmal neu aufrollen."
Viele seiner Vorhaben konnte er durch die Pandemie noch nicht umsetzen. Gerne würde er beispielsweise Jugendbürgerversammlungen abhalten, "um die Jugend mal ein bisschen mit ins Boot zu kriegen". Immerhin ist die ohnehin klamme Gemeinde, die nicht abhängig von Gewerbesteuereinnahmen ist, wirtschaftlich nur indirekt von der Krise betroffen. Der Blick geht nach vorne. "Fortschritt braucht Veränderung, mit Maß und Ziel", mahnt der Bürgermeister von Üchtelhausen.