"Wir müssen uns wieder auf die eigenen Beine stellen und uns nicht nur auf die Nachbarn verlassen", sagt Üchtelhausens Bürgermeister Johannes Grebner mit Blick auf das geplante Gewerbe-, Misch- und Wohngebiet "Zeller Berg".
Direkt an der Staatsstraße bei Üchtelhausen soll etwas entstehen, das die im Vergleich zu anderen Randgemeinden im Landkreis etwas abgehängt wirkende Gemeinde, voranbringen soll. Die Idee dazu entstand im Gemeindeentwicklungskonzept unter Beteiligung der Bürgerschaft, angestoßen bereits von Grebners Vorgängerin Birgit Göbhardt. Der Großteil der Baufläche war einst im Bebauungsplan "Am Sportplatz" für die Erweiterung des gegenüberliegenden Sportgelände vorgesehen. Jetzt wird an dieser Stelle etwas ganz anderes entstehen.
Als "Herzstück" der Planung darf der Lebensmittel-Nahversorger gesehen werden. Aktuell ist in der kompletten Gemeinde kein Geschäft angesiedelt, in dem die Bürger Essen und Trinken kaufen können. Die nächstgelegenen Einkaufsmöglichkeiten befinden sich in Schweinfurt, Stadtlauringen und Maßbach.
Anziehungspunkt schaffen und Synergien nutzen
Mit einem Discounter, einem Getränkehandel und einem Stehcafé soll künftig auch in Üchtelhausen die Möglichkeit der Grundversorgung in der Gemeinde geschaffen werden. Damit würde Grebners Einschätzung nach auch ein Anziehungspunkt geschaffen werden, aus dem sich viele Synergien ergeben können.
Aktuell befinden sich die Planungen in einer dynamischen Phase, ist aus dem Rathaus zu hören. Die Kernplanung steht. Mit dieser ging Grebner bereits 2020 in die Bürgerversammlungen und in den Gemeinderat, von dem er eine große Zustimmung für das Vorhaben erhielt. Die Eröffnung des Nahversorger soll bis 2024 erfolgen.
Bessere ärztliche Versorgung
Am "Zeller Berg" soll aber auch die Lücke in der ärztlichen Versorgung geschlossen werden. Statt dem Bedarf von zwei bis zweieinhalb Arztstellen ist derzeit nur eine durch einen Hausarzt gedeckt. Mit einem Ärztehaus soll dieses Defizit behoben werden. Einzelpraxen seien nicht mehr zeitgemäß, erklärt Gemeinde-Geschäftsleiter Harald Mantel. Ohnehin sei es schwierig genug, Landärzte zu bekommen. Ein Ärztehaus und die Infrastruktur des Gewerbegebiets würden geeignete Voraussetzungen bieten.
Direkt gegenüber des Ärztehaus soll am "Zeller Berg" altersgerechtes Wohnen ermöglicht werden. Angedacht sind dazu mehrere barrierefreie Tiny-Häuser. Bewusst wurde dabei eine alternative Lösung angedacht, anstelle der meist gängigen Wohneinheiten in mehrstöckigen Gebäuden, wenngleich die kleinen Häuser einen vergleichsweise hohen Flächenverbrauch haben. Aktuell befindet sich die Gemeinde in Diskussionen mit den "Flächensparern" der bayerischen Staatsregierung. Wenn es die Flächeneinsparung erfordert, könnte anstelle der Tiny-Häuser letztlich auch ein barrierefreies mehrstöckiges Gebäude für die Altersversorgung entstehen.
Durch die Etablierung der Alterspflege in der Gemeinde verspricht sich die Verwaltung auch einen positiven Effekt auf die Innenentwicklung, da momentan noch viele Senioren aufgrund der fehlenden Einrichtungen möglichst lange versuchen, in ihren Wohnhäusern in den Ortschaften zu bleiben. Die altersgerechten und attraktiven Wohnformen sollen dafür sorgen, dass die Senioren der Gemeinde diese in Anspruch nehmen und die jüngere Generation dafür die bestehenden Häuser in den Dörfern bewohnen kann.
Lagerhalle für Gegenstände aus Haushaltsauflösungen
"Die Flächen sind alle verplant", berichtet Mantel. Auf dem nordwestlichen Teil der Industriefläche soll eine Wertstoffannahmestelle des Landkreis eingerichtet werden. Zwischen Wertstoffhof und Ärztehaus ist außerdem eine Lagerhalle angedacht, in der unter anderem Gegenstände aus Haushaltsauflösungen angeboten werden sollen. Am nördlichen Ende des Industriegebiets, nahe der Ortsbebauung, steht zudem noch eine Baufläche für Geschosswohngebäude zur Verfügung. Wie viele Häuser dort gebaut werden sollen, ist noch nicht bekannt. Lediglich, dass die Häuser maximal dreigeschossig werden. Im Gespräch sind drei bis fünf Häuser.
Eine der erhofften Synergien und Effekte des "Zeller Bergs" könnte die Verbesserung des ÖPNV in der Gemeinde darstellen. "Wir hätten die Möglichkeit, dass zwei Linien am Gewerbegebiet halten", erklärt Mantel: "Das würde heißen, wir hätten eine halbstündige Verbindung nach Schweinfurt."
Aus der Anfangs geplanten Abfahrt mit einem Kreisverkehr, der sowohl die Verbindung von der Staatsstraße zum Gewerbegebiet als auch nach Zell ermöglichen sollte, wird hingegen erstmal nichts, da die Eigentümer der dafür nötigen Flächen zu keinem Verkauf bereit sind. Nun soll stattdessen eine einfache Abfahrt von der Staatsstraße zum geplanten Gewerbegebiet gebaut werden, etwas weiter nördlich zur jetzt bestehenden nach Üchtelhausen, die dann zurückgebaut wird. Die finale Entscheidung des staatlichen Straßenbauamts dazu steht noch aus.
Eine Kostenschätzung gibt es noch nicht
"Wir wollen für die Gesamtgemeinde etwas umsetzen", betont Grebner, der den geografisch gesehen dezentralen Standort für seine Gemeinde für dennoch geeignet hält, da durch die Lage kurz vor Schweinfurt an der Staatsstraße dort der Weg der meisten Gemeindebürger fast täglich vorbeiführe. Eine Kostenschätzung für das Gewerbegebiet gebe es noch nicht.
Die Erschließungskosten werden auf die Grundstückskosten umgelegt – so der Plan. Erfolgt und abgeschlossen ist mittlerweile die erste öffentliche Auslegung des Vorentwurfes zum Bebauungsplan "Zeller Berg" für die Träger öffentlicher Belange. Umplanungen auf die eingegangen Stellungnahmen hin, werden bereits bearbeitet, berichtet die Gemeindeverwaltung.
