
Dorfwappen sind identitätsstiftend für die Bewohner eines Ortes: Sie verweisen auf dessen Geschichte und haben geografische oder religiöse Symbolik. Ihre Elemente werden teils schon über tausend Jahre verwendet. In ihnen schlägt sich die europäische Geschichte des letzten Jahrtausends nieder. Ein Blick auf die Bedeutung der Wappen lohnt daher.
1. Gerolzhofen

Das Wappen der Stadt Gerolzhofen ist der Fränkische Rechen. Die Bedeutung der drei silbernen Spitzen auf rotem Grund ist laut historischem Lexikon Bayerns bisher ungeklärt. Seit dem 14. Jahrhundert wird er bereits als Symbol für die von den Würzburger Bischöfen beanspruchte fränkische Herzogswürde verwendet.
Das Gerolzhöfer Wappen ist nach Angaben des Historikers Dr. Markus Frankl eines der älteren Wappen, erkennbar an der einfachen Gestaltung. Es attestiere die Zugehörigkeit zum Hochstift Würzburg: Gerolzhofen ist ein Würzburgerisches Amt gewesen, eine Art Verwaltungs- und Gerichtsbezirk also.
2. Dingolshausen

Das Dingolshäuser Wappen zeigt eine Weinrebe mit zwei Trauben auf goldenem Grund. Frankl erklärt: Der Würzburger Fürstbischof Friedrich von Wirsberg hat dem Ort 1561 das Wappen verliehen. Die Weinrebe steht für den Weinbau innerhalb des gesamten Gemeindegebiets, der dort bis heute betrieben wird.
Die Annahme, das Dingolshäuser Dorfwappen sei das älteste Wappen Frankens mit dem Motiv Wein oder einem Bezug zum Weinbau, ist laut Frankl falsch. Das Wappen von Eibelstadt bei Würzburg sei das Älteste in ganz Bayern mit Weinsymbolik.
3. Frankenwinheim

Das Wappen der Gemeinde Frankenwinheim trägt den Fränkischen Rechen. Historiker Frankl erklärt, dass das Frankenwinheimer Wappen deshalb ein sogenanntes sprechendes Wappen ist. Es greife mit dem Fränkischen Rechen einen Teil des Ortsnamens symbolisch auf.
Die andere Hälfte, die rote Schere auf goldenem Grund, ist das Wappen der Herren von Scherenberg, die um 1400 Besitzer des Schlossgutes Frankenwinheim waren, so das Haus der Bayerischen Geschichte. Das Wappen führt die Gemeinde seit 1971.
4. Donnersdorf

Seit 1971 ist das von der Gemeinde Donnersdorf geführte Wappen ein Bischofsstab, der aus einer Zinnenmauer erwächst, mit einer Balkenwaage darüber. Der Historiker erklärt: Die Mauer stellt die alte Befestigungsanlage um die Kirche dar, von welcher die Kirchgaden und Mauerstücke noch erhalten sind. Die Balkenwaage als Gerichtssymbol verweist auf das einstige Zentgericht in Donnersdorf. An diesem Hochgericht wurden beispielsweise Kapitalverbrechen verhandelt.
Der rote Grund und das Gold des Bischofsstabs sind laut Donnersdorfer Ortschronik die Farben der Herren Scherenberg-Zabelstein, die von 11o0 bis 1400 große Gebiete in Donnersdorf besessen haben. Der Bischofsstab weist auf die territoriale Zugehörigkeit zum Bistum Würzburg hin, das bis zum Ende des Alten Reichs 1803 über den Ort geherrscht hat.
Laut Chronik ist die Abbildung des Bischofsstabs auf dem Wappen Verweis auf den großen Einfluss der Kirche und des Fürstbischofs von Würzburg, der "alleiniger und oberster Vogt" und "Herr" über Donnersdorf, alle seine Einwohner und deren Besitz war. Das Rot-Silber spielt nicht nur auf das Bistum an, sondern auch auf das Wappen der Stadt Gerolzhofen, den Fränkischen Rechen. In der Stadt wurden zweifelhafte Streitfälle der Donnersdorfer am Berufungsgericht verhandelt.
5. Oberschwarzach

Das Wappen der Marktgemeinde Oberschwarzach zeigt unten den Hirsch vom Wappen der Herren von Stollberg, die das Gebiet sowie die Stollburg schon seit dem zwölften Jahrhundert besitzen, sagt Historiker Frankl. Schlüssel und Schwert, die sich in der oberen Hälfte des Wappens finden, sind die Heiligenattribute von Peter und Paul. Ihnen ist die Oberschwarzacher Kirche geweiht. Der Schlüssel ist nach einer Bibelstelle der Schlüssel des Himmelreichs, das Schwert steht für den gewaltsamen Tod Paulus' als Märtyrer.
Der Wellenschnitt, der das Wappen teilt, stellt laut Frankl die Schwarzach dar. Der namensgebende Fluss entspringt im Gemeindegebiet.
6. Michelau

Das Wappen wird von einem durchgehenden silbernen Bischofsstab längs halbiert. Dieser verweist laut Frankl einmal auf die frühere territoriale Zugehörigkeit zum Hochstift Würzburg. Zum anderen sei der Bischofsstab auf das Kloster Ebrach zurückzuführen, das als Grundherr vormals auch das Gebiet Michelau besessen habe.
Die goldene Schere sei Teil des Wappens des Adelsgeschlechts der Herren von Zabelstein, die dort ebenfalls Ländereien besessen hätten, sagt Frankl. Der grüne Grund stehe symbolisch für den Waldreichtum des Steigerwaldes. Die oberen Ecken zieren je eine Weintraube, symbolisch für die lange Weinbautradition. Die Gemeinde trägt das Wappen seit dem Jahr 1988.
7. Sulzheim

Laut dem Haus der Bayerischen Geschichte zeigt die obere Hälfte des Sulzheimer Wappens das Wappen des Klosters Ebrach. Dessen namengebendes Tier, der Eber, hat einen Abtsstab im Maul. Das Kloster ist um 1150 in den Besitz von Sulzheim gelangt und hat in dem Ort ein Amt eingerichtet.
Der Zinnenturm in der unteren Hälfte sei dem Wappen der Fürsten von Thurn und Taxis entnommen, heißt es. Das Adelsgeschlecht richtete nach der Säkularisation ein Herrschaftsgericht in Sulzheim ein. Die Schilfrohrkolben stehen für das Naturschutzgebiet im Gemeindegebiet, wo sich seltene Moorflora findet. Die Gemeinde führt das Wappen seit 1966, so das Haus der Bayerischen Geschichte.
8. Lülsfeld

Die Gemeinde Lülsfeld teilt mit, dass ihr Wappen 1983 vom Ehrenbürger Hans Anger entworfen worden ist. In Anlehnung an das Wappen der Grafschaft Castell, der Lülsfeld im 13. Jahrhundert angehörte, ist das Gemeindewappen viergeteilt und in Rot und Silber gehalten. Die Farbgebung sei ein Hinweis auf das Hochstift Würzburg, das jahrhundertelang die Landeshoheit über Lülsfeld hatte, heißt es.
Der historische Ortsname "Lilienfeld" wird durch die Wasserlilien oben links symbolisiert. Laut Überlieferung haben die ersten Siedler im heutigen Lülsfeld ein sumpfiges Gelände mit vielen Wasserlilien vorgefunden. Überdeckt werden die drei Lilien daher von zwei silbernen Wellenleisten.
Das Feld rechts oben zeigt das Fuldaer Kreuz. Es verweist auf die Schenkung Lülsfelds an die Abtei Fulda im neunten Jahrhundert durch König Arnulf.
Unten bildet das Wappen einen halb links gerichteten schwarzen Pflug ab, daneben drei goldene Getreideähren. Beides soll den bäuerlichen Ursprung der Gemeindeteile Schallfeld und Lülsfeld betonen, schreibt die Gemeinde.