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GEROLZHOFEN
Vollburg: Bis heute noch nicht eindeutig erforscht
ks
 |  aktualisiert: 19.01.2012 17:46 Uhr

„Eine Ritterburg war sie mit Sicherheit nie, die Vollburg bei Michelau, sondern eine Zufluchtsstätte für Menschen vor mehr als zwei Jahrtausenden“, so Hans Koppelt, der einen Vortrag über die Vollburg im Volkfeldgau hielt. Eingeladen dazu hatte der Verein Interessengemeinschaft für Bauwerkerhalt, Umwelt und Kulturpflege in Herlheim. Noch bis heute sei das Geheimnis über die sagenumwobene Vollburg nicht eindeutig erforscht, so der Heimatforscher.

Majestätisch erhebt sich der Inselberg aus der Landschaft und ist nach wie vor ein beliebtes Ziel für Wanderer, die Ruhe und Stille suchen. Das Alter der Vollburg? Hans Koppelt: „Die Vollburg besteht seit erdgeschichtlicher Zeit, die Spuren der Menschheit muss man eben suchen.“ Erste Forschungen stellte 1903 der Würzburger Hauptlehrer Schmidtkonz an. Er stellte fest, dass sich um den Rand der Gipfelebene des Vollbergs ein mit Moos bewachsener Steinwall ziehe. Ebenfalls mit der Vollburg beschäftigte sich der ehemalige Rektor Herman Mauer aus Bamberg. Er war der Meinung, dass die Anlage aus der Keltenzeit stammt und nicht – wie irrtümlich angenommen – aus dem frühen Mittelalter. Und der Würzburger Professor Dr. Georg Hock stellte anhand von Grabungen in den 20er Jahren fest, dass die Funde aus dem Wall mindestens aus der Hallstadt- und Laténezeit stammen. Diese Meinung teilt bis heute auch Hans Koppelt, der seit 1964 seine Forschungsarbeit über die Vollburg aufgenommen hat.

Und woher stammt dann der Name Vollburg? Im 11. Jahrhundert hieß die Burg noch Volkburg. Koppelt sieht darin eine sprachliche Verwandtschaft mit dem Flüsschen Volkach, den beiden Orten Volkach und Obervolkach und dem Volkfeldgau (eine mittelalterliche Gaugrafschaft zwischen Bamberg und dem Maindreieck). „Meiner 99-prozentigen Theorie nach kommt der Name von dem hier angesessenen Keltenstamm der Volkaer“, meint Hans Koppelt.

Großes Interesse an der Vollburg hatte auch der Gerolzhöfer Johann Jäth (1865 – 1951), seines Zeichens Schuhmacher und Pflasterzolleinnehmer, wohnhaft in der Schallfelder Straße. In Gerolzhofen wurde er der „Steigerwaldgeologe“ genannt. Er machte die Behörden darauf aufmerksam, dass Bürger die Erde des Walls für Wald- und Wirtschaftswege gedankenlos abbauten und dadurch wertvolles Beweismaterial zerstört wurde. Aus diesem Grunde fanden dann erstmals 1925 wissenschaftliche Untersuchungen auf der Vollburg statt. Anhand einer Bilderserie zeigte Hans Koppelt den Anwesenden seine Funde aus der Gerolzhöfer Umgebung, alle aus der Keltenzeit. Die Krönung seiner Sammlung aber ist sein „Keltenkopf“. Als er ihn bei Bimbach fand, wusste er sofort, welchen Schatz er geborgen hatte. Das Abbild eines richtigen Kelten, erkennbar seine stechenden Augen, ein kleiner Kopf zur Zierde eines Schwertes, nur 3,5 Zentimeter groß, aus dem Halbedelstein Antigorit. Und in einer Ackerfurche machte er ebenfalls einen sensationellen Fund: eine Keule, über 7000 Jahre alt. Diese hatte er an amtlicher Stelle abgegeben. Heute sei der Fund verschwunden. Bedauerlich für Hans Koppelt ist, dass es in seiner Heimatstadt Gerolzhofen kein würdiges Museum für Frühgeschichte gibt. „Im nördlichen Steigerwald, in Oberschwappach gibt es ein herrliches Museum, ebenso für den südlichen Steigerwald in Kitzingen, und dazwischen nichts.“ Die fundierten und wertvollen frühgeschichtlichen Stücke von Hans Koppelt, die die Stadt erwarb, hätten dem Nähmaschinenmuseum weichen müssen. Ein Teil sei jetzt in einem dunklen, einer solchen Sammlung unwürdigen Raum in der Brunnengasse untergebracht.

 
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