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Schweinfurt
Behinderte: Vom Schweinfurter Rathaus nicht ernst genommen
Völlig unterbewertet seien die Interessen und Anliegen der Behinderten in Schweinfurt, kritisiert der Sprecher der Lokalen Agenda-Gruppe "Barrierefreies Schweinfurt".
Am Rande, aber nicht wirklich im Stadtzentrum ist die neue Toilettenanlage an der Harmonie.
Foto: Gerd Landgraf | Am Rande, aber nicht wirklich im Stadtzentrum ist die neue Toilettenanlage an der Harmonie.
Gerd Landgraf
Gerd Landgraf
 |  aktualisiert: 08.02.2024 18:15 Uhr

Mit dem Schwund auf nur noch drei Aktive in der Agenda-Gruppe "Barrierefreies Schweinfurt für alle" könne er nicht zufrieden sein, mit der teilweise bis zur Arbeitsunfähigkeit angeschlagenen Partnerschaft mit dem Rathaus müsse er unzufrieden sein, sagt Manfred Neder, der Sprecher der Lokalen Agenda "Barrierefreies Schweinfurt". Während Neder bei der Rathausspitze und insbesondere auf der Referentenebene das Bestreben sieht, den Einfluss der Ehrenamtlichen auf Stadtrat und Verwaltung zu begrenzen, hat der Sprecher der Agenda-Gruppe in Teilen der Bauverwaltung statt der Bereitschaft zum ständigen Kontakt eine mittlerweile zweijährige Funkstille ausgemacht.

Aktiv im Beirat und bei der Lokalen Agenda

Als Vorstand im Behindertensportverein war Neder früh in den Entwicklungsprozess der Lokalen Agenda Schweinfurt (Gründung 1998) einbezogen. Dort engagierte er sich für die Menschen mit Behinderung. Aus der Arbeitsgruppe heraus wurde der Behindertenbeirat initiiert, der seit Verabschiedung einer Satzung im Jahr 2003 dem Rathaus beratend zur Seite gestellt ist. Mittlerweile ist Neder auch der Vorsitzende des Beirats für Menschen mit Behinderung und so ist er für die Menschen mit Handicap zweigleisig im Beirat und bei der Lokalen Agenda unterwegs.

Dringend gesucht sind Mitstreiter in der Agendaarbeit: Junge, Alte, Be- und Nichtbehinderte, natürlich auch Verwandte und Bekannte von Betroffenen. Ein weiteres Schrumpfen sei das Aus für die Agenda-Gruppe, also das Ende der dringend nötigen Hilfstruppe beim Ausbau einer für alle Schweinfurter lebenswerten Stadt. Zwar besetze der Beirat für Menschen mit Behinderung die gleichen Themen, doch die für den Erfolg nötigen Netzwerke seien nicht die gleichen.   

Agenda ist gut vernetzt

Vorbildlich sei etwa der Zusammenhalt unter den verschiedenen Agenda-Gruppen, also das gemeinsame Vorgehen mit der "Elternschmiede", mit "Nachhaltigkeit in der regionalen Wirtschaft", dem "Selbstbestimmten Wohnen im Alter", mit "Grün findet Stadt" und mit der "Klimafreundlichen Mobilität". Neue Gruppen aus dem bürgerschaftlichen Engagement würden die Schlagkraft der Agenda noch erhöhen, wobei jede Idee diskutiert und natürlich auch die Reaktivierung der ruhenden Gruppen (Ökologisches Bauen, Schienennahverkehr, Ernährung für die Zukunft) erwünscht sei, so Neder.

Weit weniger erfreulich sei die Zusammenarbeit mit Teilen der Stadtverwaltung. So habe das Sozialreferat jüngst durch eine Falschinformation die Teilnahme eines Vertreters der Behinderten an den Sitzungen des Stadtrats und dessen Ausschüsse vereitelt. Ein Rederecht habe man nämlich nicht gefordert, sondern nur die Teilnahme und das Recht, von den Mitgliedern der Gremien mit Einverständnis des Oberbürgermeisters gefragt zu werden. Die Verwaltung habe dieses Ansinnen als Antrag auf Rederecht verkauft und damit den Beirat wie auch die Agenda "über den Tisch gezogen". Betrüblich sei auch, dass schon im Vorfeld alle Referenten abgewunken hätten. 

Immer Ärger mit dem Bauamt

Darunter sei auch das Baureferat gewesen, dessen Leiter seit zwei Jahren die eigentlich dreimal jährlich vereinbarten Aussprachen habe nicht zustande kommen lassen. Ein Neuanfang sei jetzt für das Frühjahr in Aussicht gestellt, wobei auch die ebenfalls zweijährige Funkstille mit dem Stadtentwicklungs- und Hochbauamt ein Ende finden solle. Bessere Erfahrungen hat Neder mit dem Bauverwaltungs- und Umweltamt gemacht, das bei neuen Projekten stets die Vertretung der Behinderten einbeziehe. Vorbildlich sei dies etwa bei der Planung der Carus-Allee passiert. Dass dann aber bei der Ausführung "nur nach der Optik" Sitzbänke ohne Stellflächen für Rollstuhlfahrer realisiert wurden, sei nicht nachvollziehbar.

Der steile Weg nach unter zu den Toiletten unter dem Busbahnhof Roßmarkt.
Foto: Laszlo Ruppert | Der steile Weg nach unter zu den Toiletten unter dem Busbahnhof Roßmarkt.

Von einem Trauerspiel spricht Neder bei den Toiletten (nicht nur) für Behinderte. Bekannt sei, dass Busfahrer ihre Gäste vor einem Besuch in der Stadt auf dem letzten Rastplatz der Autobahnen vor der Ausfahrt Schweinfurt auffordern würden, die sanitären Anlagen aufzusuchen, weil man sonst lange durchhalten müsse, denn in der Stadt würde es nur wenige und dann auch noch für Behinderte kaum zu erreichende WC-Anlagen geben, – wie etwa im Untergrund des Busbahnhofs Roßmarkt.

Auf Toilette lieber an der Autobahn

Vor zwei Jahren habe man einen Umbau am Roßmarkt beantragt. Geschehen sei nichts, auch nichts mit den Vorschlägen auf dem Georg-Wichtermann-Platz, hinter dem Rathaus, im Norden des Marktplatzes oder irgendwo zentral ein Behinderten-WC zu bauen. Warten lasse auf sich auch der Kauf einer mobilen WC-Anlage für Menschen mit Behinderung, die etwa bei Festen zum Einsatz kommen könnte. Versprochen vom OB sei diese seit Ende 2019.  Nun heiße es, dass die Stadt dafür nicht in die eigene Kasse, sondern auf Stiftungsgelder zurückgreifen wolle.

Die Treffen der Agenda-Gruppe im Schrotturm werden auf der Internetseite der Stadt und auch in dieser Zeitung bekannt gemacht. Informationen gibt es auch bei der Geschäftsstelle der Lokalen Agenda 2030 im Rathaus (Tel: (09721) 51 0 und bei Manfred Neder unter Tel: (09721) 47 68 99 1 oder über E.Mail manfred@nederway.de 

 
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