Es hat lang gedauert, aber jetzt ist es geschafft: Der Beirat für Menschen mit Behinderung der Stadt Schweinfurt ist nicht mehr führungslos. Nach eineinvierteljähriger Vakanz ist der Posten des Vorsitzenden endlich wieder besetzt: VdK-Vertreter Manfred Neder wurde in der Sitzung am Donnerstag von den 16 anwesenden Stimmberechtigten einstimmig zum neuen Vorsitzenden gewählt. Ebenso einstimmig sprach sich das Gremium für Bernhard Jahnel (Selbsthilfegruppe Bipolar) als seinen Stellvertreter aus.
Über dieses Ergebnis informierten Neder und Beisitzer Reinhold Stiller . Seit dem überraschenden Tod des vorherigen Vorsitzenden Thomas Krolokowski vor 15 Monaten war es nicht gelungen, einen Nachfolder für das Amt zu begeistern. Im Januar hatte Manfred Neder davon in der Zeitung gelesen und sich entschlossen, sich zur Verfügung zu stellen. Jetzt ist er der Vorsitzende, aber nur für ein Jahr – dann findet die turnusgemäße Neuwahl statt. Er ist aber bereit, darüber hinaus den Vorsitz zu führen, sagt er dieser Redaktion – wenn das Gremium dies auch will.
Mit Bernhard Jahnel ist nun auch der Stellvertreter-Posten wieder besetzt. Der war ebenfalls ein Vierteljahr vakant, nachdem Christine Lindlein aus beruflichen Gründen zurückgetreten war.
Wo sieht der neue Vorsitzende die Schwerpunkte seiner Arbeit? Verkehrswege und der Bahnhof-Mitte fallen ihm spontan ein: Grundsätzlich bedeuteten Gehsteigabsenkungen für Menschen mit Behinderung für deren Mobilität einen Gewinn, und die Überprüfung von Gehwegen auf Hindernisse eine Aufgabe. Neder kritisiert konkret, dass noch immer keine Haltestelle für den Stadtbus am Bahnhof-Mitte in der Schultesstraße eingerichtet ist. Und: Zwar sei der Bahnhof-Mitte behindertengerecht gebaut, „aber wie kommt ein Rollstuhlfahrer alleine den Berg rauf?“ Und: Die Zusammenarbeit zwischen Senioren-, Integrations- und Behindertenbeirat solle ausgebaut werden.
„Wir wissen nicht, ob wir wie die Würzburger einen Aktionsplan bekommen“, sagt Beisitzer Reinhold Stiller (OBA). Der Ausbau der Barrierefreiheit – nicht nur in baulicher, auch in sprachlicher Hinsicht – sei für Schweinfurt weiter ein Thema. Wenn die Stadt sagen würde, sie strebt Barrierefreiheit beispielsweise bis 2025 an, „könnte eine Planung erstellt werden, bis wann konkret jeweils welche Maßnahmen umgesetzt werden müssen“. Derzeit gestalte der Beirat seine Internetseite neu, einschließlich eines interaktiven Stadtplans für mobilitätseingeschränkte Menschen. Dieser liegt bereits in Papierform im Bürgerbüro aus.
„Es ist ja auch schon einiges passiert“, sagt Stiller anerkennend, etwa der Einsatz von Niederflurbussen. Schweinfurt sei auf gutem Weg, Städte wie Erlangen oder Freiburg seien aber schon weiter. Er weist darauf hin, dass auf der Stadt-Homepage unter „Rathaus & Politik“ nach „Ämter & Service“ ein Formular „Mängelmelder“ eingestellt ist, auf dem man mitteilen kann, wo zum Beispiel Behinderungen auf Geh- oder Radwegen auftauchen.
Überlegungen zur Gründung eines „Forums Inklusion“ referierte vor dem Beirat Ann-Kathrin Jentsch, die Inklusionsbeauftragte des Bezirks Unterfranken. Sie hielt es für wichtig, das Bewusstsein diesbezüglich bei den Menschen zu schärfen.