
Die Kritik zeigte Wirkung: Rund 1000 Bürgerinnen und Bürger in Schweinfurt, die einen Sozialausweis haben und damit die Berechtigung, ein sogenanntes Sozialticket zum halben Preis für die Busfahrten im Schweinfurter Stadtgebiet zu nutzen, haben eine kleine Sorge weniger. Nach der deutlichen Kritik der Linken-Fraktion an der neuen Tarifgestaltung durch die Stadtwerke im Rahmen des zum 1. Januar startenden Nahverkehrsverbundes Mainfranken, gibt es nun doch bald ein rabattiertes Monatsticket.
Bereits in der Sitzung des Hauptausschusses, in der die Rahmenbedingungen und die neuen Preise unter anderem von NVM-Geschäftsführer Christoph Alm vorgestellt wurden, gab es Ärger. Frank Firsching (Linke) hatte festgestellt, dass es den Rabatt nur auf normale Einzelfahrscheine gibt. Das führt aber dazu, dass ein Betroffener, der regelmäßig den Bus nutzen muss, um in die Stadt zu kommen, trotz des rabattierten Einzelfahrscheins auf den Monat gerechnet sogar mehr zahlen müsste, als ein Monatsticket kostet. "Das", betonte Firsching damals, "ist völlig inakzeptabel und nicht das, was im Stadtrat beschlossen wurde."
Im Hauptausschuss war auch der Stadtwerke-Geschäftsführer Thomas Kästner anwesend, der sich aber zu der Kritik nicht äußerte. Auch im Stadtrat gab es nun keine Stellungnahme durch die Stadtwerke zu dem Antrag der Linken, die die schnellstmögliche Einführung eines Monatstickets zum halben Preis forderten.
Stadt wollte rabattiertes Monatsticket zunächst nur am Hauptbahnhof verkaufen lassen
Finanzreferentin Anna Barbara Keck erklärte, es gebe in Zukunft nur noch mit dem Nahverkehrsverbund abgestimmte Tickets. Das ursprüngliche, rabattierte Monatsticket der Stadtwerke habe man bewusst nicht mehr angeboten. Allerdings wolle man nun bis Mitte Januar ein solches Ticket doch anbieten, das aber ausschließlich am Hauptbahnhof am Schalter der Deutschen Bahn gekauft werden könne. Sie verwies darauf, dass man in dem neuen Verbund auch darauf achten müsse, wie die Verteilung der Einnahmen vorgenommen werde, da sehr viele unterschiedliche ÖPNV-Anbieter beteiligt seien.
Dass die Stadtwerke nicht in der Lage seien, auch in ihrem Verkaufsraum am Roßmarkt das entsprechende Ticket zu verkaufen, sorgte für eine längere Debatte und war auch für Frank Firsching nicht einsichtig. Schließlich entschied das Gremium mit großer Mehrheit, dass Sozialausweis-Inhaber das Ticket auch am Roßmarkt kaufen können, sobald es zur Verfügung steht.
Darüber hinaus gab es grundsätzliche Kritik am Vorgehen der Stadtwerke, gerade mit dem SWeasy-Konzept voll auf Digitalisierung zu setzen. Ulrike Schneider erklärte, weder Stadt noch Stadtwerke "denken an die wirklich alten Menschen, die völlig aufgeschmissen sind", wenn sie kein Handy haben. Auch Frank Firsching befürchtet "digitale Ausgrenzung". Anna Barbara Keck wies diese Kritik zurück und verwies einmal mehr auf die Komplexität des neuen Systems, die man nicht unterschätzen dürfe.