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Schweinfurt
Abriss oder denkmalgerechter Umbau: Wie geht es im Streit um die Keßlergasse 7 in Schweinfurt weiter?
Der Bauausschuss genehmigte ein Bauvorhaben in der Innenstadt, das laut OB nicht genehmigungsfähig ist. Am Ende könnte die Regierung entscheiden.
Das Bauvorhaben in der Keßlergasse 5 und 7 in Schweinfurt ist am 7. Dezember in der Sitzung des Bauausschusses erneut Thema.
Foto: Oliver Schikora | Das Bauvorhaben in der Keßlergasse 5 und 7 in Schweinfurt ist am 7. Dezember in der Sitzung des Bauausschusses erneut Thema.
Oliver Schikora
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:49 Uhr

Das Bauvorhaben in der Keßlergasse 5 und 7 ist nicht nur ein Zankapfel zwischen Bauverwaltung, Denkmalpflege und OB auf der einen Seite und Teilen des Stadtrates sowie des Bauherren auf der anderen. Es könnte auch eine unendliche Geschichte werden. Am Donnerstag, 7. Dezember, steht es jedenfalls als erster Tagesordnungspunkt auf der Liste des Bauausschusses, der sich ab 8 Uhr im großen Sitzungssaal trifft.

Worum geht es? Der Bauherr, ein Ehepaar aus Schweinfurt, hat beantragt, das Haus in der Keßlergasse 7 abzureißen und neu zu bauen sowie das daneben stehende Einzeldenkmal Keßlergasse 5 in Teilen abzureißen und wieder aufzubauen. Entstehen sollen im Erdgeschoss eine rund 130 Quadratmeter große Gewerbeeinheit, in den Obergeschossen mehrere Wohnungen.

Denkmalpflege ist strikt gegen die Pläne des Bauherren

Das Ansinnen wird seit Jahren diskutiert, die Denkmalpflege ist strikt gegen die Pläne des Bauherren, weil man befürchtet, dass die Umbauten so groß sind, dass das Haus seinen Denkmalcharakter verliert. Im Kern geht es unter anderem um den Erhalt einer historischen Stuckdecke im ersten Stock sowie die Fassade zur Keßlergasse. Den eingereichten Entwurf des Architekten lehnen Bauverwaltung und Denkmalpflege ab. Den Entwurf des Stadtheimatpflegers Dag Schröder, selbst Architekt, lehnt wiederum der Bauherr als nicht umsetzbar ab.

Nun ist ein Patt entstanden, denn der vor einigen Wochen vom Bauausschuss mit knapper Mehrheit gefasste Beschluss pro Bauantrag des Bauherrn ist aus Sicht der Stadtverwaltung rechtswidrig. Darauf wurde in der damaligen Sitzung auch mehrfach hingewiesen. Solange die Denkmalpflege kein Einverständnis erteilt, darf nicht umgebaut und schon gar nicht abgerissen werden. Der OB wird indessen dem Bauausschuss Gelegenheit geben, den rechtswidrigen Beschluss zu korrigieren. Geschieht dies nicht, muss im Stadtrat entschieden werden.

Bleibt man auch dort bei der Meinung, der Bauantrag sei entgegen der Rechtsmeinung der Verwaltung in Ordnung, wird der OB den Vorgang der Regierung von Unterfranken zur Entscheidung vorlegen. Es wäre das erste Mal, dass ein Beschluss des Stadtrates von der Regierung bemängelt und aufgehoben würde.

Wie es in der Sache weitergeht und ob ein Kompromiss möglich ist, um eine Sanierung der beiden heruntergekommenen Gebäude in einer der wichtigsten Einkaufsstraßen der Innenstadt zu ermöglichen, ist derzeit völlig offen. Ausweislich der Sitzungsunterlagen bleibt die Stadt in Bezug auf den eingereichten Bauplan des Bauherren bei ihrer Meinung: nicht genehmigungsfähig.

 
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  • Mike Rösler-Fischer
    Denkmalschutz oder Sauberkeit. Das letztere ist mir lieber. Leider ist die Bürokratie dagegen.
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  • Fred Reinshagen
    Die beiden Häuser sind mehr Schandfleck als Denkmal und wurden durch die EG's zerstört. Weder Fisch noch Fleisch, weder schützenswert alt noch attraktiv neu - weshalb das rechte Geschäft leer steht. In der SWer Innenstadt gibt es zu viele solche Schandflecke!

    Die heutigen Denkmalschützer hätten die Ludwigsstraße in München verhindert wg. einer Wagenremise, Herrenchiemsee wg. einer Scheune, das Paris Haussmanns (Ausstellung im MGS!) & Prachtbauten aus der Gründerzeit wg. Bruchbuden, wie hier. Sie brauchen doch nur in die Spitalstr. zu sehen: da wichen kleine Bürgerhäuser großen Gründerzeithäusern, die heute unter Denkmalschutz stehen! Während die übrig gebliebenen alten Häuschen meist Schandflecke sind: Hauptgrund für die unattraktive Innenstadt, viele Leerstände und beschämend wenig Leute, wie auch obigen Foto.

    Attraktive Häuser stehen nicht leer. Heute sieht man vielerorts attraktive, moderne Großbauten in Koexistens mit Historie - aber SW versinkt nach Grieser in tiefster Provinz.
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  • Fred Reinshagen
    https://de.wikipedia.org/wiki/Altstadt_(Schweinfurt)#/media/Datei:Schweinfurt_Spitalstra%C3%9Fe-Kroneng%C3%A4%C3%9Fchen.png

    Rechts das erhaltene Gründerzeithaus, das es nach heutigen, gut gemeinten Baugesetzen nicht gäbe, da es sich der Höhe der Kronenapotheke nicht anpasst. Nach heutigen Gesetzen & Denkmalschutz bestünde Europa nur aus Hütten. Bauten aus Gründerzeit, Klassizismus, Barock, etc. innerhalb der Innenstädte gäbe es nicht, zumindest keine Bürgerhäuser. In Erfurt gäbe es z. B. keinen Anger - Europa wär kulturell ärmer

    Aber das Kroneneck links, das zwar infolge Krieg nur ein einfaches Dach hatte, wurde in den 80ern abgebrochen, als es das BLA für Denkmalpflege schon gab! Wo waren da die Denkmalpfleger? Der Abbruch war Vandalismus. Man hätte das Dach stattdessen rekonstruieren sollen, als attraktiven Ort für ein Einkaufszentrum - siehe Anger Nr. 1

    Und jetzt verhindern die Denkmalschützer sinnvolle größere Projekte und fügen so der SWer Innenstadt einen doppelten Schaden zu!
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