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Schweinfurt
49-Euro-Ticket als die Lösung aller Probleme im ÖPNV: Ist der Verkehrsverbund am Ende bevor er angefangen hat?
Mit dem geplanten Verkehrsverbund soll der ÖPNV einfacher werden. Welche Auswirkungen das Deutschlandticket darauf hat, zeigt sich schon jetzt bei den Schultickets.
Mit dem 49-Euro-Ticket kann der Busverkehr in Schweinfurt künftig übergreifend mit nur einem Fahrschein genutzt werden. Dieses Ziel hatte auch der geplante Verkehrsverbund Mainfranken. 
Foto: Josef Lamber | Mit dem 49-Euro-Ticket kann der Busverkehr in Schweinfurt künftig übergreifend mit nur einem Fahrschein genutzt werden. Dieses Ziel hatte auch der geplante Verkehrsverbund Mainfranken. 
Marcel Dinkel
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:41 Uhr

Mal eben mit Bus oder Bahn von Bad Neustadt in der Rhön aus über Schweinfurt zum Hauptbahnhof bis nach Würzburg fahren – alles mit einem Fahrschein. Unter Mobilitätsexpertinnen und -experten gilt das Deutschlandticket als ein verkehrspolitischer Quantensprung. Ab dem 1. Mai kann man für 49-Euro mit einem Ticket einen ganzen Monat lang deutschlandweit den Nahverkehr nutzen, ohne dabei auf komplizierte Verbundgrenzen und Tarifzonen achten zu müssen. Ein Segen, gerade auch für die Pendlerinnen und Pendler im Raum Schweinfurt.

Ursprünglich gelöst werden sollte der Tarifdschungel im Jahr 2025 mit der Bildung des Mainfränkischen Verkehrsverbundes (NVM), der die Städte Würzburg und Schweinfurt sowie die Landkreise Bad Kissingen, Haßberge, Kitzingen, Main-Spessart, Rhön-Grabfeld, Würzburg und Schweinfurt zum flächenmäßig zweitgrößten Verkehrsverbund in Bayern zusammenschließen will. Mit Blick auf das Deutschlandticket wirkt dieses Vorhaben nicht mehr notwendig. Wie es um die Planung steht, was der Verbund überhaupt noch bringt und mit welchen Auswirkungen örtliche Verkehrsexpertinnen und -experten durch die Einführung des 49-Euro-Tickets rechnen.

Wie ist der aktuelle Stand bei der geplanten Schaffung des mainfränkischen Verkehrsverbunds?

Die Arbeiten zur Schaffung des Verkehrsverbunds Mainfranken laufen kontinuierlich weiter, erklärt Juliana Chamberlain von der NVM GmbH aus Würzburg. Aktuell befinden sich die Fahrgastzählung und Befragungen unter den Pendlern und Reisenden in der letzten Phase. Die Befragungen sollen ein realistisches Bild über die ÖPNV-Nutzung in der Region zeichnen. Auf Basis dieser Daten sollen dann die neuen Verbindungen, Angebote und Tarife geplant werden. Die Verkehrszählung läuft noch bis Sommer dieses Jahres. Der Start des neuen mainfränkischen Verkehrsverbunds ist für 2025 geplant.

Welche Auswirkungen hat die Einführung des 49-Euro-Tickets auf die geplante Erweiterung?

Die Auswirkungen des Deutschlandtickets auf die Schaffung eines gemeinsamen Tarifs in Unterfranken lassen sich, laut Chamberlain, erst dann abschätzen, wenn die Daten der Verkehrszählung und Befragungen zur Verfügung stehen würden. Um möglichst aussagekräftige Daten zu erhalten, bittet die NVM die Bürgerinnen und Bürger darum, sich aktiv an der Befragung zu beteiligen, auch wenn sie bereits befragt wurden.

Ist mit der Einführung des Deutschlandtickets der geplante Tarifverbund obsolet und kommt am Ende viel zu spät?

Der geplante Verkehrsverbund Mainfranken bleibt aus Sicht des NVM trotz der Einführung des 49-Euro-Tickets weiterhin ein wichtiges Projekt für die Region. Zwar können Fahrgäste mit dem Deutschlandticket künftig auch durch die Region reisen und wären damit auf keine anderen Tickets mehr angewiesen, allerdings handelt es sich bei dem Ticket um ein digitales Abo-Produkt, welches vor allem regelmäßigen Pendlerinnen und Pendlern im ÖPNV nützt. Gerade für Fahrgäste, die nur hin und wieder landkreisübergreifend Bus oder Bahn fahren, lohnt sich ein einheitlicher Tarif.

Was bringt der Tarifverbund Nutzerinnen und Nutzern des ÖPNV in der Region?

Die Qualität des Angebots steigt und der ÖPNV der Region insgesamt wird attraktiver. Durch einen harmonisierten Tarif wird Bürokratie abgebaut, Verkehrsangebote und Projekte, wie das kommende Rufbussystem Callheinz, künftig zentral gesteuert und die Digitalisierung im ÖPNV vorangetrieben. Das wird beispielsweise durch eine einheitliche App mit Ticketverkauf und Check-in-Möglichkeit über das Smartphone umgesetzt.

Welche Tickets nutzen Schülerinnen und Schüler bisher, um zur Schule zu kommen?

Welche Tickets im Einzelnen genutzt werden, kann pauschal nicht beantwortet werden, weil für jede individuelle Situation die passende Karte gewählt wird, erklärt Melina Bosbach, Pressesprecherin des Landratsamtes Schweinfurt. Für einen großen Teil der Schülerinnen und Schüler ist der Schulweg unter bestimmten Voraussetzungen bis mindestens zur zehnten Klasse kostenfrei. In der Regel nutzen diese Schüler Monats- oder Zeitkarten, wie etwa die Wochenkarte, falls der Unterricht an manchen Bildungseinrichtungen als Blockschule stattfindet.

Wie wirkt sich die Einführung des 49-Euro-Tickets auf die Beförderung der Schülerinnen und Schüler aus?

Für die Beförderung von Schülerinnen und Schülern der weiterführenden Schulen und Berufsschulen sind die jeweiligen Landratsämter zuständig. Mit der Einführung des 49-Euro-Tickets haben die Landkreise Schweinfurt, Rhön-Grabfeld, Haßberge, Bad Kissingen, sowie die Stadt Schweinfurt beschlossen, dass die Schülerinnen und Schüler der weiterführenden Schulen anstatt des Monatstickets künftig das günstigere Deutschlandticket erhalten, erklärt das Landratsamt Schweinfurt.

Wie wirkt sich die Einführung des 49-Euro-Tickets auf die Beförderung der Grundschüler aus?

Anders ist die Situation bei Grund- und Mittelschülern: Hier sind die jeweiligen Gemeinden oder Schulverbände für die Beförderung zuständig und entscheiden über die Einführung des Deutschlandtickets. Einzelne Gemeinden wie Schonungen haben bereits angekündigt, das 49-Euro-Ticket für alle Schüler, die bisher ein Monatsticket hatten, einzuführen. Laut Bürgermeister Stefan Rottmann (SPD) spart die Gemeinde dadurch rund 10.000 Euro im Jahr. Nach Recherchen dieser Redaktion planen aktuell neben Schonungen auch die Gemeinden Stadtlauringen und Sennfeld das günstigere Ticket einzuführen.

Fallen durch den geplanten Verkehrsverbund und die Einführung des Deutschlandtickets die bisherigen Schülertickets weg oder werden günstiger? 

Schüler, die sich ihr Ticket bislang selbst kaufen mussten, weil sie nicht mehr von der Schulwegkostenfreiheit erfasst sind, können weiterhin selbst entscheiden, welches Ticket sie kaufen. Das Deutschlandticket tritt also ergänzend neben den bisherigen Tarif und löst diesen nicht ab. Wie sich der geplante Verkehrsverbund und das 49-Euro-Ticket auf die Preise auswirken, lässt sich derzeit nicht abschätzen, sagt Juliana Chamberlain von der NVM. Es ist jedoch absehbar, dass alle Abo-Produkte, die jetzt teurer sind als das Deutschlandticket, nur noch nachgefragt werden, wenn sie einen Zusatz, wie eine Fahrradmitnahme enthalten. Zudem gelten spätere Preiserhöhungen beim Deutschlandticket als wahrscheinlich.

 
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Kommentare
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  • info@gerbrunn.de
    der ganze Nahverkehr gehört zentral und einheitlich geregelt, kann nicht sein dass die Verbindungen vom Geldbeutel und der jeweiligen Begeisterung der Politik für den ÖPNV abhängig sind. Kein Kuddelmuddel sondern der einzig richtige Weg!
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  • 1977
    Das 49 € Ticket ist für fast die Hälfte der Bevölkerung nicht zu gebrauchen.
    Auf dem Land kann man ÖPNV vergessen entweder nicht vorhanden oder ganz schlechte Taktung.
    Mit dem Auto brauche ich 20 Min zur Arbeit einfache Fahrt. Mit dem ÖPNV würde die Fahrt über 1,5 Stunden benötigen. Ich kann mir etwas besseres vorstellen als jeden Tag 3 Stunden im ÖPNV zu verbringen wenn ich anders 40 Min benötige.
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  • Reinshagen153@t-online.de
    @1977: flächendeckend kann es auf dem Land nie guten ÖPNV geben

    Aber: mit Wern- & Steigerwaldbahn, mit P&R-Plätzen an jeder Station, könnte man nach SW kommen, ohne Belastung v. Straßen & Parkplätzen! Stop-and-go in der Rush-Hour verbrauchen viel Sprit und stoßen viel CO2 aus! Wenn schon kein flächendeckender, guter ÖPNV möglich ist, dann wenigstens das machen, was geht. Aber Kommunalpolitik (außer MSP) & Landespolitik wollen nicht.

    Im Herbst sind Landtagswahlen; da kann der Wähler der Region SW klar zum Ausdruck bringen, was er will - Man nennt es Demokratie
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  • Reinshagen153@t-online.de
    49-E.-Ticket: "Ein verkehrspolitischer Quantensprung...Ein Segen, gerade auch für die Pendlerinnen und Pendler im Raum Schweinfurt"

    Und was passiert im Raum SW?
    > Nein zur Steigerwaldbahn
    > Nein zur Werntalbahn
    > Nein zum Steg-Neubau über den Hbf
    > Nichtausführung des zu Griesers Zeit angedachten Bahnhalt am Schulzentrum-West

    NUR negative Signale für den SPNV im Raum SW: aus München, von der Stadt SW, von den Steigerwaldbahn-Kommunen, von Bürger(Initiativen)

    Rückständigkeit wurde vom Quantensprung überrascht und kalt erwischt!

    Der Wasserkopf NVM GmbH wurde obsolet - man soll die Frösche nicht fragen, wenn man den Teich austrocknen will.

    Statt weiter öffentl. Gelder für sinnlos gewordene Verkehrszählungen auszugeben, sollten mit ihnen JETZT besser der Steg über den Hbf & der Halt am Schulzentrum-West angepackt werden, wofür es vmtl. mindestens 80% Zuschüsse gibt!
    Auch sollte kein Nein mehr zur Steigerwaldbahn von SW & Kommunen kommen.

    Ansonsten bitte nicht mehr grün reden!
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  • aljoscha.labeille@vcd-bayern.de
    Dem kann man nur zustimmen! Ein günstiger Tarif nützt nichts, wenn das Angebot nicht taugt. Auf der Ebene der Landkreise bewegt sich da durchaus einiges zum Positiven ( das neue On-Demand-Angebot Callheinz in den Lkr SW und KT, Mobilitätskonzept SW etc.), aber in München steht die CSU auf der Bremse und pflegt ihren Ruf als Anti-Bahn-Partei: Bahnreaktivierungen werden mit sinnlosen Reaktivierungsverhinderungskriterien unmöglich gemacht, alle Strecken über einen Kamm geschoren - selbst auf der Werntalbahn, die in Betrieb ist sogar teilweise für Personenzüge, werden 1000 Reisenden-km pro Strecken-km erwartet, was völlig sinnfrei ist. Sehr lesenswert der Artikel in der Süddeutschen vom letzten Samstag über die Bahnpolitik der CSU-Bundesverkehrsminister unter der Überschrift "Die Zerstörer". Leider kann die Staatsregierung nur Straßen bauen, und der Unterschied in puncto Bahn (in der Fläche) zu anderen Bundesländern wird immer größer.
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  • fuchsastefan@web.de
    @fredreinshagen
    SIE SPRECHEN MIR AUS DER SEELE!!!
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  • info@softrie.de
    Lokalpolitiker können teilweise gar nichts. Wir schreiben das Jahr 2023, das Problem hätte man schon 1983 lösen müssen. ╮(╯_╰)╭
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  • ralfestenfeld@aol.com
    Einfach nur ein Kuddelmuddel! Man führt ein 49,- Ticket ein und kein Mensch weiß, wie es sich wo auswirkt. Hauptsache, die Regierung hat ein positives Signal gesetzt. Was ist eigentlich, wenn das 49,- Ticket wieder abgesetzt wird? Dann fangen alle Abstimmungen möglicher Partner wieder neu an.
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  • w.roth@roth-lengfeld.de
    Hier in Würzburg wurde das Ticketsystem nicht integriert, sondern als weitere Option einfach hinzugefügt.
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