Der 16. November 2022 wird als entscheidendes Datum in die Geschichtsbücher eingehen: An diesem Tag unterzeichneten Freistaat und Zweckband den Vertrag zur Freigabe des Konversionsgeländes in den ehemaligen Conn Barracks. Damit ist nach langem Verhandlungsmarathon endlich der Durchbruch für die Entwicklung des 200 Hektar großen Areals zu einem Gewerbepark geschafft.
In der Vision ist der "Gewerbepark Conn Barracks" schon erblüht: als eine grüne Oase für innovatives Gewerbe und Industrie 4.0, als verbindendes Element zwischen der Stadt Schweinfurt und den umliegenden Gemeinden, als erlebbarer Freiraum sowohl für Arbeitnehmende als auch für die ringsum wohnenden Menschen – als ein Ort, in dem "die Zukunft der Region liegt".
Die Konversion in Schweinfurt gehört zu den Top-Fünf-Projekten der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) in Deutschland. Sie ist als bundeseigener Immobiliendienstleister seit dem Abzug der Amerikaner 2014 damit betraut, die ehemals militärisch genutzten Liegenschaften in Stadt und Landkreis Schweinfurt einer zivilen Nachnutzung zuzuführen. Das gesamte Areal umfasst 2900 Hektar und mehr als 450 unterschiedliche Gebäude.
Während die Konversion in der Stadt mit dem Umbau der Askren Manor zum neuen Stadtviertel Bellevue und der Entwicklung der Ledward Barracks zum internationalen Hochschulstandort deutlich sichtbare Fortschritte macht, schien sie bislang in den Conn Barracks, dem mit über 200 Hektar größten Kasernengelände des ehemaligen Militärstandorts Schweinfurt vor den Toren der Stadt, zu stagnieren.
Anker-Einrichtung bleibt bestehen
Schon 2013 hatten sich die Gemeinden Geldersheim und Niederwerrn sowie Stadt und Landkreis Schweinfurt, auf deren Gemarkung das Areal liegt, zu einem Zweckverband zusammengeschlossen, um gemeinsam das Kasernengelände zu erwerben und zu einem Gewerbepark umzuwandeln. Nach Abzug der Amerikaner wurde rechtlich auch alles für den Erwerb des Areals, das sich im Besitz des Bundes befindet, geregelt. Die Beschlüsse für den kommunalen "Erstzugriff" wurden gefasst und die nötige Satzungsänderung von der Regierung von Unterfranken genehmigt. Auch die Erschließungsplanung wurde aktualisiert und die Projektfinanzierung erarbeitet. Doch ein echter Durchbruch wollte nicht gelingen.
Weitestgehend hing das mit der dortigen Ankereinrichtung für Geflüchtete und den Verkauf der im Bundesbesitz stehenden Grundstücke zusammen. Ursprünglich hatte der Freistaat geplant, die Flüchtlingseinrichtung Ende 2025 zu schließen, war dann aber angesichts der gestiegenen Flüchtlingszahlen davon wieder abgerückt.
Zäher Verhandlungsmarathon
Zwischen Zweckverband und Freistaat gab es einen zähen Verhandlungsmarathon, der mit dem am 16. November unterzeichneten Vertrag nun zu Ende geführt wurde. Das Ergebnis ist ein Kompromiss, der die Freigabe von Teilen der Anker-Einrichtung an den Zweckverband vorsieht, sodass Flüchtlingsunterkunft und Gewerbepark nebeneinander bestehen können. Auch werden eine eigene Zufahrt und auf Kosten des Freistaats ein Sicht- und Lärmschutz gebaut.
Jetzt kann's richtig losgehen: Der Zweckverband wird nun bei der Bima, der zentralen Immobiliendienstleisterin des Bundes, sein Erstzugriffsrecht auf die Conn Barracks anmelden und 2023 in die Kaufverhandlungen einsteigen. Ziel ist ein Kaufabschluss bis 2024. In den kommenden Monaten wird auch die Wert-Ermittlung für den Flächenankauf vom Bund über die Bühne gehen, inklusive Abriss- und Entsorgungskosten. Erschlossen wird das Gelände über eine neue, zusätzliche Baustraße.
Insgesamt stehen von dem 200 Hektar großen Areal 98 Hektar Bauland für Gewerbe und Industrie zur Verfügung. 13,5 Hektar entfallen auf das Ankerzentrum. Die übrigen hundert Hektar sind für Parkanlage, extensive Landwirtschaft und Ausgleichsflächen vorgesehen.
"2023 in die Kaufverhandlungen einsteigen. Ziel ist ein Kaufabschluss bis 2024."
Also nochmal 2 Jahre!
In diesem Tempo hätte der Wiederaufbau nach den 2. WK 200 Jahre gedauert und der Aufbau Ost 100 Jahre. Die Stadt SW braucht für die Planung der neuen Bahn-Unterführung an der Geldersheimer Straße 7 Jahre - während der Bau des SWer Hbf 7(?) Monate dauerte.
Bei dieser heutigen deutschen Schwerfälligkeit muss man sich nicht wundern, wenn Firmen ihre Produktion ins Ausland verlagern. In Ostdeutschland reagiert man jedoch schneller & pragmatischer - vielleicht auch ein Grund warum Intel nach Magdeburg ging und nicht nach Bayern.