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Mellrichstadt
Wohnungen, Geschäfte, Gastronomie: Was sich die Mellrichstädter noch für eine lebenswerte Altstadt wünschen
Alte Gebäude neu nutzen, Handwerk und Gewerbe stärken und ein Camping-Platz für Urlauber: Das ist den Bürgern wichtig. Was die Zukunftswerkstatt noch zutage brachte.
Was ist wichtig für eine lebenswerte Stadt? Diese Priorisierung war am Dienstagabend bei der Zukunftswerkstatt Mellrichstadt in der Oskar-Herbig-Halle gefragt. Vereinsvorstände, Gewerbetreibende sowie die Bürgerinnen und Bürger waren aufgerufen, an der Entwicklung ihrer Stadt mitzuarbeiten.
Foto: Simone Stock | Was ist wichtig für eine lebenswerte Stadt? Diese Priorisierung war am Dienstagabend bei der Zukunftswerkstatt Mellrichstadt in der Oskar-Herbig-Halle gefragt.
Simone Stock
 |  aktualisiert: 20.06.2024 02:51 Uhr

"Wie wollen wir in Mellrichstadt künftig leben? Und was können wir tun, damit die Stadt eine gute Zukunft hat?" So gab Bürgermeister Michael Kraus bei der Zukunftswerkstatt Mellrichstadt die Richtung vor. Die Stadt hatte Vereinsvorsitzende, Unternehmer, Gewerbetreibende und natürlich die Bürger aus Stadt und Stadtteilen dazu eingeladen, neue Ideen für ein lebenswertes Mellrichstadt zu definieren, die für die nächsten 15 Jahre die Ziele für die Stadtentwicklung vorgeben.    

Ideen gab es tatsächlich einige beim Workshop, der die Grundlage für die Fortschreibung des Integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzepts, kurz ISEK, bildet. Das Konzept soll dazu dienen, die zukünftige Entwicklung Mellrichstadts an die Erfordernisse des wirtschaftlichen und demografischen Wandels, aber auch des Klimawandels anzupassen und die Altstadt als attraktives Zentrum für Einheimische und Besucher weiterzuentwickeln. Und es ist Grundlage für Zuschüsse, die Projekte dann aus dem Topf der Stadtbauförderung erhalten. 

Bei der Zukunftswerkstatt fehlte die Jugend

Knapp drei Stunden dauerte die Veranstaltung am Dienstagabend in der Oskar-Herbig-Halle, zu der neben zahlreichen Stadtratsmitgliedern knapp 50 Interessierte gekommen waren. Während die Gewerbetreibenden gut vertreten waren, zeigten die Bürger ein verhaltenes Interesse an der Entwicklung der Stadt. Was nahezu gänzlich fehlte, war die Jugend, was Ralf Hartmann aus Frickenhausen auch offen kritisierte. "Gerade junge Leute sollte solch eine Zukunftswerkstatt besonders interessieren", so Hartmann, an ihnen sei es gelegen, eine Zukunftsvision von Mellrichstadt zu entwickeln.

Ohne Planung keine Fortschreibung des Integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzepts:  (von links) Baurätin Laura Oberst von der Regierung von Unterfranken, die Planer Ralf Popien und Holger Kess, Bürgermeister Michael Kraus, Bauamtschef Christian Roßhirt und Planer Thomas Wieden.
Foto: Simone Stock | Ohne Planung keine Fortschreibung des Integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzepts:  (von links) Baurätin Laura Oberst von der Regierung von Unterfranken, die Planer Ralf Popien und Holger Kess, ...

An Vorschlägen für die Entwicklung von Mellrichstadt mangelte es an diesem Abend dennoch nicht. Die Vertreter der beiden Planungsbüros, HWP Holl Wieden Partnerschaft aus Würzburg und Popien und Partner aus München, hielten zahlreiche Bürgerwünsche in ihren Unterlagen fest.

Die Aufwertung der Altstadt hat oberste Priorität 

Holger Kess vom Büro Holl Wieden moderierte den Abend und stellte acht Themenfelder vor, die in einer Vorauswahl definiert worden waren. Die Aufwertung der Altstadt, Tourismus und Naherholung, Kultur und Freizeit, lebenswertes Wohnen, Gesundheit, Bildung und Soziales, Einzelhandel, Wirtschaft und Gewerbe, Verkehr und Mobilität sowie Freiraum, Ökologie und Klima gaben den groben Rahmen für die Diskussion vor. Dabei wurde auch die Entwicklung der Stadtteile nicht vergessen.   

Über die Vergabe von Punkten konnten die Besucher deutlich machen, welche Themen ihnen besonders wichtig sind und wo sie Handlungsbedarf sehen. Oberste Priorität hat demnach die Aufwertung der Altstadt, wobei die bestehende Gestaltungssatzung laut Bürgerwillen dringend überarbeitet werden sollte. Aber nicht nur das: Die Bürger konnten auch selbst ans Mikrofon treten und Vorschläge präsentieren, die ihrer Meinung nach unbedingt auf die Liste gehören.

Wie wollen die Mellrichstädter ihre Stadt gestalten?

Was also erwarten sich die Menschen von ihrer Stadt? Altbürgermeister Eberhard Streit warb für Maßnahmen, die soziale Strukturen und den Zusammenhalt in der Stadt stärken. "Das ist das, was Mellrichstadt immer stark gemacht hat." Neben der Innenstadt sollte man auch auf angrenzende Bereiche schauen. "Mellrichstadt ist eine Wohnstadt, daher muss der Blick auch auf die Wohngebiete ausgerichtet werden", so Streit, in dessen Amtszeit das ISEK 2007 erstmals aufgelegt worden war.  

Durch die individuelle Punktevergabe konnten die Besucher der Zukunftswerkstatt deutlich machen, welche Themen ihnen besonders wichtig sind und wo sie Handlungsbedarf in Mellrichstadt sehen.
Foto: Simone Stock | Durch die individuelle Punktevergabe konnten die Besucher der Zukunftswerkstatt deutlich machen, welche Themen ihnen besonders wichtig sind und wo sie Handlungsbedarf in Mellrichstadt sehen.

Klaus Mültner lenkte den Fokus auf den Leerstand in der Altstadt und schlug Maßnahmen vor, wie dieser verringert werden könnte. "Wir haben eine gute Stadtentwicklung, aber im privaten Bereich geht nichts voran", machte er deutlich. Er warb dafür, eine unabhängige Stelle zu schaffen, die erhaltenswerte Bausubstanz in der Stadt erfasst und Menschen hilft, die nicht wissen, was sie mit ihrer leerstehenden Immobilie machen sollen. "Wenn eine Klassifizierung der einzelnen Objekte vorliegt, können Investoren abwägen, was sich daraus machen lässt", so Mültner.

Förderprogramme für Privatpersonen sind gefragt

Ralf Hartmann vermisst, wie übrigens mehrere andere Wortmeldungen noch unterstrichen, einen Ausbau des Radwegenetzes im Streutal.  Zudem regte er an, den Bürgern eine Übersicht über Förderprogramme zum Erhalt von alten Gebäuden und Hofstellen an die Hand zu geben. Dem pflichtete Architekt Dominik Wukowojac bei: "Privatpersonen können von den Fördermöglichkeiten, die eine Stadt etwa beim Rückbau von Gebäuden hat, nur träumen. Die Bürger brauchen mehr Unterstützung, um Projekte umzusetzen, sonst wird vieles scheitern."      

Peter Wukowojac forderte, die Innenstadt mit mehr Handel und Gastronomie voranzubringen, Wolfgang Ullrich plädierte für die Überarbeitung der Gestaltungssatzung für die Altstadt, etwa in dem Punkt, künftig Kunststoff- statt Holzfenster in alte Gebäude einbauen zu dürfen.  Carl-Christian Bittorf schlug vor, einen Campingplatz zu errichten, der ebenso wie der Wohnmobilstellplatz den Tourismus in der Stadt ankurbeln soll. Diese Idee erhielt spontan Applaus und wurde sogleich in die Liste der bevorzugten Projekte aufgenommen.

Bürger wollen mobil sein und bleiben – ein Zukunftsthema für die Stadt

Mehrere Wortmeldungen drehten sich um das Thema Mobilität und die Verkehrsanbindung der Stadtteile an die Kernstadt. Hier machte Bürgermeister Michael Kraus deutlich, dass daran bereits gearbeitet werde. Das Projekt Callheinz, sprich ÖPNV auf Abruf, was im Grabfeld bereits funktioniert, werde 2025 oder 2026 auch im Streutal kommen. Bei der Entwicklung der Stadtteile schlug Horst Sternheimer dem Planer-Team vor, sich zunächst vor Ort ein Bild zu verschaffen und bei Rundgängen mit den Bürgern ins Gespräch zu kommen.

Themen, die bei der Zukunftswerkstatt neu aufkamen, wurden umgehend festgeschrieben.
Foto: Simone Stock | Themen, die bei der Zukunftswerkstatt neu aufkamen, wurden umgehend festgeschrieben.

Klar wurde nach Wortmeldungen und Punktevergabe: Leerstandsmanagement und Förderprogramme für Privatpersonen bei der Modernisierung von Altbauten sollen zentrale Themen der ISEK-Fortschreibung werden. Mehr Gastronomie und Beherbergungsangebote sind für den Ausbau des Tourismus-Angebots in der Stadt gefragt. Auch die Sicherung der medizinischen Versorgung sowie die Stärkung von Handwerk und Gewerbe brennt den Mellrichstädtern auf den Nägeln. Das Handlungsfeld Ökologie und Klima hielten die Beteiligten hingegen für weniger bedeutsam, wie Holger Kess abschließend bemerkte.

Im Herbst sind Arbeitskreise zur Stadtentwicklung geplant

Und wie geht es nun weiter? Der Planungsprozess, der mit der Zukunftswerkstatt begonnen hat, ist auf eineinhalb Jahre ausgelegt. Nach der Auswertung der Zukunftswerkstatt sollen im Herbst Arbeitskreise gebildet werden, die sich intensiv mit den Themen Einzelhandel/Tourismus, Wohnen/Infrastruktur, Städtebau/Verkehr und Gewerbe/Handwerk auseinandersetzen. Im Anschluss sind erneut die Bürger gefragt, um die Ergebnisse bei einem weiteren Workshop zu bewerten. 

 
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