
Helfe Dir selbst. Mit diesen Worten umschrieb Bürgermeister Michael Werner die Beweggründe des Rhön-Klinikums in Bad Neustadt, in ein neues Auszubildenden-Wohnheim zu investieren. Wohnraum werde gesucht, auch in Bad Neustadt. Das Unternehmen habe den Schritt gewagt, in Eigeninitiative für seine Mitarbeiter Wohnmöglichkeiten zu schaffen.
Das Rhön-Klinikum hatte zur Eröffnung und Besichtigung des "JuWo - Azubis am Campus" eingeladen. Nach einem Jahr umfassender Renovierung konnte das Wohnheim im ehemaligen Pflegeheim "Haus am Kurpark", besser bekannt als Casa Reha, offiziell in Betrieb genommen werden. "JuWo" steht für junges Wohnen. In der Ende 2022 geschlossenen Pflegeeinrichtung finden nun mehr als 100 Nachwuchskräfte im Gesundheitswesen auf insgesamt sechs Etagen Wohnraum.
Das Wohnheim ist eine für Neuhaus verträgliche Lösung
Es sei damals ein Schock gewesen, als die Nachricht von der bevorstehenden Schließung des Pflegeheims publik wurde, blickte Michael Werner bei der Eröffnung zurück. In erster Linie, was die Pflegeplätze betrifft. In zweiter Linie kam auch die Sorge auf, was mit dem Gebäude geschehen soll. "Ein Wohnheim für Auszubildende ist die beste und für Neuhaus verträglichste Lösung", meinte er.
Die Eröffnung des Wohnheims sei in Zeiten, in denen das Gesundheitswesen immer wieder durch negative Schlagzeilen bestimmt wird, ein positives Signal, erklärte Hannah Gilles, geschäftsführende Direktorin des Rhön-Klinikum Campus in Bad Neustadt. Die Einrichtung schaffe für junge Menschen, die im Gesundheitswesen arbeiten möchten, günstigen Wohnraum.
Gemeinschaftsräume, Küchen und zentrale Waschräume
Insgesamt seien 102 Appartements geschaffen worden, erläuterte sie die Gebäudeaufteilung. Auf jeder Etage befinden sich ein Gemeinschaftsraum, eine Küche und ein zentraler Waschraum mit Waschmaschinen und Trocknern. Die Zimmer sind möbliert und verfügen über ein Bad sowie TV, WLAN-Anschluss und in überwiegender Zahl einen Balkon. Die ersten Azubis sind bereits eingezogen.

"Das Wohnheim ermöglicht es unseren Auszubildenden, dass sie sich nicht nur durch die Arbeit, sondern auch durch Freundschaften verbunden fühlen können", sagte Hannah Gilles. Neben der Arbeit solle ein Freizeitleben und die Geselligkeit gepflegt werden.
Der Bedarf an Wohnraum ist in und um Bad Neustadt groß
Die geschäftsführende Direktorin betonte aber auch, dass der Wohnbedarf weitaus höher sei, als die nun geschaffenen rund 100 Zimmer. Das Rhön-Klinikum beschäftige in Bad Neustadt über 300 Azubis und derzeit rund 3000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Für das Unternehmen sei es wichtig, dass in der Region Wohnraum zur Verfügung stehe. In die Renovierung seien 2,74 Millionen Euro geflossen. "Wir schreiben schwarze Zahlen. Das ist auch wichtig, um ein solches Projekt umzusetzen", erklärte sie.

Stellvertretender Landrat Bruno Altrichter bezeichnete das Wohnheim als ein "wichtiges Signal" und ein "gutes Argument", um junge Menschen dazu zu bewegen, hier ihre Ausbildung zu machen.
Diese würden nicht isoliert leben, sondern in einer Gemeinschaft. "Außerhalb der Beschäftigung können sie sich austauschen und gemeinsam die Region erkunden." Das erleichtere das Eingewöhnen. "Das Wohnheim bringt viele Vorteile mit sich", stellte er heraus.
"Es ist toll, dass Sie diese Investition stemmen", wandte er sich an die Vertreter des Rhön-Klinikums. "Diese fällt nicht vom Himmel, sondern muss erwirtschaftet werden."
Die Investitionssumme ist vor allem in die Innenausstattung geflossen
Gegenüber dieser Redaktion präzisierten die beiden Projektleiterinnen innerhalb des Rhön-Klinikums, Noreen Schwarzmeier (Bauleitung) und Annette Hartmann (kaufmännische Leitung), die durchgeführten Arbeiten. Das Gebäude selbst habe man unverändert gelassen. Die Investitionssumme sei in die Innenausstattung geflossen. "Wir haben das Seniorenwohnheim für junges Wohnen umgestaltet", erläuterte Schwarzmeier. "Die eher kühle und nüchterne Atmosphäre wurde mit freundlichem Interieur - mit Teppichen, entsprechenden Möbeln und Farben - auf junge Bedürfnisse zugeschnitten." Darüber hinaus sei in den Brandschutz und in eine Schließanlage investiert worden.

Eine der Auszubildenden, die bereits ein Zimmer in dem Wohnheim bezogen haben, ist Stella Anders aus dem thüringischen Stadtlengsfeld. Der 18-Jährigen, die auf dem Weg zur medizinischen Fachangestellten ist, gefällt es, erstmals eigene vier Wände zu haben, aber dennoch in der Gemeinschaft aufgehoben zu sein. "Es funktioniert alles gut", sagt sie, "die Geschirrspülmaschine wird regelmäßig ausgeräumt und es wird gesund gekocht".
Einem Wesen begegnet man mehrmals in dem Wohnheim. "Justus Wotan", angelehnt an "JuWo", heißt die Plüsch-Krake, die als Maskottchen dient. Warum eine Krake? "Wer im Gesundheitswesen arbeitet", erklärt Noreen Schwarzmeier, "muss acht Arme und neun Gehirne haben".