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Fußball
Wer wird Europameister? So tippen unterfränkische Fußballer
Wie schätzt der Deutsch-Portugiese Dinis Ribeiro die Horror-Gruppe F ein? Was sagt ein gebürtiger Kroate zu den Chancen seines Heimatlands? Sechs Fußballer aus der Region äußern sich zur EM.
Das EM-Quartier der Deutschen Nationalmannschaft in Herzogenaurach. Unterfränkische Fußball-Experten trauen der DFB-Elf einiges zu bei der EM.
Foto: Daniel Karmann | Das EM-Quartier der Deutschen Nationalmannschaft in Herzogenaurach. Unterfränkische Fußball-Experten trauen der DFB-Elf einiges zu bei der EM.
Steffen Krapf
 und  Tim Eisenberger
 |  aktualisiert: 15.07.2024 09:48 Uhr

1972, 1980, 1996 und 2021? Holt Deutschland sich nach dem vierten WM-Titel 2014 nun auch den vierten Titel bei einer Europameisterschaft? Am Freitag startet das paneuropäische Turnier mit der Partie Italien gegen die Türkei. Im Vorfeld des Turniers hatte der Bayerische Fußball-Verband (BFV) eine Umfrage mit über 1000 Teilnehmern durchgeführt. Nur etwa acht Prozent trauen der Elf von Jogi Löw den EM-Titel zu.

Unterfränkische Fußballexperten, alle mit speziellem Bezug zu einem EM-Teilnehmer, sind ebenfalls geteilter Meinung: Für manche gehört Deutschland zum Favoritenkreis, andere glauben vor allem an Weltmeister Frankreich, Titelverteidiger Portugal oder den Weltranglisten-Ersten Belgien.

Angelo Messina vom TSV 1874 Erlabrunn ist zwar in Würzburg geboren, hat aber italienische Wurzeln.
Foto: Hans Will | Angelo Messina vom TSV 1874 Erlabrunn ist zwar in Würzburg geboren, hat aber italienische Wurzeln.

Gruppe A: Messina hofft auf Italien und achtet auf Ronaldo

"Ich hoffe auf Italien", sagt Angelo Messina. Der Spielertrainer des TSV Erlabrunn ist zwar in Würzburg geboren, sein Vater ist aber Italiener. Früher ging's einmal im Jahr im Urlaub nach Italien. Die Mannschaft sei gut drauf und er habe das Gefühl, dass Teamgeist und Spirit zurück seien. "Es gibt bessere Mannschaften, aber eine Mannschaft kann ja auch wachsen", so Juve-Fan Messina. Frankreich und Belgien sind für den 31-Jährigen aber die klaren Favoriten. An einen italienischen Coup glaubt er aber nicht. "Dafür sind die Topnationen zu gut. In der Gruppe A setzt er auf die Italiener und die Türkei, die sich, so tippt Messina, der Squadra Azzurra aber im Eröffnungsspiel mit 2:1 geschlagen geben müsse.

Besonderes Augenmerk hat Messina unter anderem auf Cristiano Ronaldo und auf Ruben Dias. Ein Abwehrspieler von Manchester City, der für Portugal zur EM fährt. "Von ihm habe ich schon viel gehört, aber noch nicht so viel gesehen. Ich bin sehr gespannt, wie gut er wirklich ist", so Messina. Alle Spiele der EM werde er sicher nicht verfolgen, aber die der Topteams wie Deutschland, Spanien, Italien oder Frankreich möglicherweise auch wieder im Vereinsheim des TSV Erlabrunn nach einer Trainingseinheit und gemeinsam mit seinen Spielern.

Christina Neufeld, hier im Spiel gegen Eintracht Frankfurt II, spielt für die Kickers-Frauen und feuert bei der EM die russische Nationalmannschaft an.
Foto: HMB Media/Joaquim Ferreira | Christina Neufeld, hier im Spiel gegen Eintracht Frankfurt II, spielt für die Kickers-Frauen und feuert bei der EM die russische Nationalmannschaft an.

Gruppe B: Neufeld tippt "Sbornaja" als Überraschung der EM

Christina Neufelds Herz schlägt bei der EM für die russische Mannschaft. Die Mittelfeldspielerin der Würzburger Kickers ist zwar in Deutschland geboren, ihre Eltern kommen jedoch aus Russland, und sie spricht fließend russisch und ist Fan der "Sbornaja". Deshalb glaubt sie auch an Russland als EM-Überraschung. "Die Mannschaft hat sich spielerisch in den letzten Jahren stark verbessert, außerdem ist sie körperlich stark und spielt echt ein gutes Tempo. Ich habe mir in den letzten Jahren einige Spiele angesehen. Ich denke, Russland wird eine starke Truppe ins Turnier schicken", ist sich die 22-Jährige sicher. Deshalb glaubt sie auch ans Weiterkommen in der Gruppe mit Belgien, Dänemark und Finnland.

Auch die deutsche Mannschaft sei nicht zu unterschätzen, findet sie. Besonders das Potenzial der DFB-Akteure lobt Neufeld gegenüber dieser Redaktion. Die Spiele werde sie auf jeden Fall aufmerksam verfolgen, bei gutem Wetter vielleicht sogar mal im Biergarten oder zu Hause im Garten bei einem schönen Grillabend.

Ex-Profi Steffen Hofmann, hier im Trikot von Rapid Wien, würde sich über einen deutschen EM-Triumph freuen.
Foto: imago sportfotodienst | Ex-Profi Steffen Hofmann, hier im Trikot von Rapid Wien, würde sich über einen deutschen EM-Triumph freuen.

Gruppe C: Ex-Profi Hofmann drückt Deutschland die Daumen

Steffen Hofmann nahm in seiner Karriere zwar nie an einer EM teil, mit drei Länderspielen für das damals zusammengestellte "Team 2006" war der gebürtige Würzburger aber von allen Protagonisten am nähsten dran. Hofmann verbrachte den Großteil seiner Karriere in Österreich bei Rapid Wien. Im Nachwuchsbereich spielte er für den FC Kirchheim und Würzburger FV. Hofmann, der in Wien lebt und die zweite Mannschaft von Rapid trainiert, hofft trotz der langen Zeit, die er in Österreich lebt, auf einen EM-Triumph der DFB-Elf. "Es wäre mir am liebsten, wenn wir wie bei der U 21 Europameister werden", zieht Hofmann eine Parallele zum Erfolg des Teams von Stefan Kuntz.

Seiner Wahlheimat Österreich rechnet Hofmann in der Gruppe mit den Niederlanden, der Ukraine und Nordmazedonien aber durchaus Chancen aus. "Ein Überraschungsteam gab es eigentlich immer, Dänemark, Griechenland oder Island, aber es ist schwer vorauszusagen wer das sein wird", schätzt Hofmann. Allgemein freue er sich darauf, dass die EM bald losgeht. Wenn möglich, werde er jedes Spiel ganz oder zumindest eine Zusammenfassung davon gucken. 

Aubstadts ehemaliger Coach Josef Francic ist nicht ganz überzeugt von seinem Heimatland Kroatien.
Foto: Frank Scheuring | Aubstadts ehemaliger Coach Josef Francic ist nicht ganz überzeugt von seinem Heimatland Kroatien.

Gruppe D: Francic freut sich auf den nächsten Modric

Aubstadts Sportdirektor und langjähriger Trainer Josef Francic fiebert mit seinem Heimatland Kroatien. In Gruppe D trifft der Vizeweltmeister auf England, Tschechien und Schottland. Die Erfolge bei der WM in Russland 2018 sind für Francic dabei eher eine Bürde: "Kroatien hat deshalb großen Druck", sagt der 53-Jährige. Einige Spieler von damals hätten aufgehört und nach dem Erfolg bei der WM sei der kroatische Fußball in einer schwierigen Phase. Nur knapp qualifizierte sich die Mannschaft für die EM-Endrunde, habe aber viele talentierte Spieler. Francic verfolgt den kroatischen Fußball sehr eng, auch weil einige Weggefährten aus früheren Tagen dort mittlerweile als Trainer arbeiteten. Die Jugendarbeit sei gut und bald werde es einen neuen Luka Modric geben, so Francic. 

Bei der EM glaubt er an den Heimvorteil für einige Teams, deshalb sei es keine normale EM. Er könne sich vorstellen, dass einige Favoriten früh die Segel streichen müssten. "Frankreich, Portugal, auch Deutschland haben Chancen aufs Finale. Und Belgien hat mich im Testspiel gegen Kroatien (1:0 für Belgien, Anm. d. Red.) absolut beeindruckt", nennt er einen weiteren Favoriten. Besonders Youri Tielemans von Leicester City sei ihm aufgefallen. Außerdem habe man erst im Champions-League-Finale gesehen, welche Entwicklung Kai Havertz genommen habe. Auch er könnte einer der jungen Stars des Turniers werden.

Szymon Dynia, hier am Ball in der Kreisliga, hat einen sehr besonderen Geheimfavoriten.
Foto: Yvonne Vogeltanz | Szymon Dynia, hier am Ball in der Kreisliga, hat einen sehr besonderen Geheimfavoriten.

Gruppe E: Dynia würde polnisches System ändern

Szymon Dynia, Spielertrainer beim FV Steinfeld/Hausen-Rohrbach, freut sich auf die EM, für sein Heimatland Polen erwartet er aber ein schwieriges Turnier. "Ein Spieler alleine kann es nicht richten, auch wenn Robert Lewandowski einer der besten der Welt ist", so Dynia. Ihm fehle aber die Mischung. "Als Trainer von Polen würde ich viel am System ändern", sagt er. Was er bisher gesehen habe, reiche nicht aus. Dynia wurde in Polen geboren und kam mit 18 nach Deutschland. Vor der Pandemie besuchte er regelmäßig seine Familie. Seiner neuen Heimat Deutschland traut er da schon mehr zu: "Wenn sie die Vorrunde überstehen, haben sie auch gute Chancen auf den Titel", findet Dynia. Denn Deutschland sei eine Turniermannschaft und die Rückkehrer Mats Hummels und Thomas Müller seien absolute Hochkaräter.

Als Überraschungsmannschaft nennt Dynia das Team aus Wales: "Wenn Gareth Bale fit ist und spielt, könnte das was werden." Die Spiele der EM werde er so gut es geht verfolgen, aber ab kommender Woche müsse er auch selbst wieder zum Training, das natürlich nicht parallel zu den Spielen der Deutschen stattfinden soll: "Das wird geregelt, da mache ich mir keine Sorgen."

Dinis Ribeiro freut sich auf die EM und die Stimmung in der portugiesischen Kneipe in seiner Heimatstadt Bamberg.
Foto: Steffen Krapf | Dinis Ribeiro freut sich auf die EM und die Stimmung in der portugiesischen Kneipe in seiner Heimatstadt Bamberg.

Gruppe F: Ribeiro will Finale Deutschland gegen Portugal

Dinis Ribeiro wünscht sich Deutschland ins Finale und am liebsten wieder gegen Portugal. Der ehemalige Bayernliga-Spieler vom 1. FC Sand hat sogar beide Staatsbürgerschaften, ist aber in Bamberg geboren. Seine Eltern sind in Portugal aufgewachsen, sein Opa lebt noch dort. Beim direkten Duell im zweiten Gruppenspiel tippt er ganz diplomatisch ein 1:1. Sein Tipp: Deutschland kommt mindestens ins Halbfinale, denn mit Müller und Hummels sah das am Montag beim 7:1 im Test gegen Lettland schon sehr gut aus. Einen Geheimfavoriten hat Ribeiro auch schon für sich ausgemacht: "Den Engländern traue ich viel zu, denn sie haben eine junge Mannschaft mit viel Potenzial, auch wenn sie keine typische Turniermannschaft sind."

Wegen der Pandemie habe er sich gar nicht erst um Karten für Deutschland gegen Portugal in München bemüht, sonst wäre gerade das Spiel für ihn natürlich sehr interessant gewesen. Stattdessen werde er die Partie in einer portugiesischen Kneipe in Bamberg gucken. "Dort ist bei Fußball-Turnieren immer super Stimmung", freut sich Ribeiro aufs Turnier.

 
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