Wenige Trainer haben in jüngster Zeit einen unterfränkischen Fußballverein so geprägt wie Josef Francic den TSV Aubstadt. Im Sommer 2011 kam er vom SV Rödelmaier ins Grabfeld und leitete eine bemerkenswerte Entwicklung ein. Die führte den Klub, der in den Jahren zuvor zwischen dem unteren Mittelfeld der Landesliga Nord und der Spitzengruppe der Bezirksoberliga gependelt war, in die Regionalliga Bayern. Francic machte aus dem TSV Aubstadt den besten Dorfklub des Bezirks, formte ihn zur Nummer 4 in Unterfranken hinter den Würzburger Kickers, dem FC Schweinfurt 05 und Viktoria Aschaffenburg. Seit Mittwochabend ist der 52-Jährige nicht mehr Trainer des TSV Aubstadt.
Josef Francic firmiert künftig als Sportdirektor
Ab sofort firmiert Francic als Sportdirektor. Es ist ein administrativer Job, dessen umfangreiches Anforderungsprofil Aufgaben wie die Kaderplanung oder die Organisation des Spielbetriebs umfasst. Dinge, um die sich Francic auch bisher schon in Personalunion gekümmert hat. Nicht mehr verantwortlich ist der frühere kroatische Zweitligaspieler für das Sportliche. Das obliegt seinem Nachfolger als Cheftrainer: Victor Kleinhenz (29), der seit Anfang Juli für den TSV Aubstadt tätig ist und eigentlich als Francics Assistent vorgesehen war.
Der Entscheidung soll kein Zerwürfnis vorausgegangen sein
Auf Nachfrage beteuern Francic und Kleinhenz, aber auch Teammanager Günter Schirling, dass der Entscheidung vom Mittwoch kein Zerwürfnis vorausgegangen oder Francic auf einen Posten mit weniger Einflussmöglichkeiten befördert worden sei. Vereinsvorsitzender Herbert Köhler war nicht zu erreichen. "Nach neun Jahren ist es Zeit für eine neue Herausforderung", sagt Francic, "der TSV Aubstadt und ich sind weiterhin eine Einheit." Für Außenstehende möge die Entwicklung überraschend kommen, intern habe er in der Vergangenheit immer wieder angemahnt, dass sich der Verein auf die Suche nach einem Nachfolger machen müsse.
Nicht nur, weil nach so langer Zeit auf demselben Posten Verschleißerscheinungen nicht ausbleiben. Oder, weil Francic zur Erkenntnis gelangt war, dass die vielen Anforderungen, die die Regionalliga stellt, von ihm allein "nicht mehr zu bewältigen sind". In einer einzig im sozialen Netzwerk facebook verbreiteten Mitteilung des Vereins heißt es, dass nach einer Stärken-Schwächen-Analyse die Erkenntnis gereift sei, dass man sich personell breiter aufstellen müsse, "um den Anforderungen der Regionalliga auf Dauer gerecht zu werden".
Josef Francic: "Ich brauche keine A-Lizenz"
Die Vorgaben des Bayerischen Fußball-Verbands (BFV) tragen einen nicht unerheblichen Teil zur Entscheidung bei. Der fordert von den Regionalligisten Trainer mit A-Lizenz. Die hat Francic- im Gegensatz zu Kleinhenz - nicht. Für die derzeit unterbrochene Saison besitzt B-Lizenz-Trainer Francic eine Sondergenehmigung des Verbands. "Ich bilde mich weiter, brauche aber keine A-Lizenz", sagt Francic, der nach eigenen Worten nicht auf eine Trainerkarriere in der Regionalliga aus ist.
Günstiger Zeitpunkt für einen Trainerwechsel
So sei in den letzten zwei Wochen die Entscheidung gereift, so Francic, dass "jetzt ein günstiger Zeitpunkt ist, einen neuen Trainer zu installieren." Sollte die Saison im September fortgesetzt werden können, gehen die Aubstädter als Siebter an den fliegenden Start. Die Abstiegsgefahr ist so gut wie gebannt, in den elf ausstehenden Spielen laste kein so immenser Druck auf Kleinhenz' Schultern als wenn er im Sommer 2021 bei Null beginnen müsste. In den wenigen Tagen der Zusammenarbeit hat Francic von seinen Nachfolger einen durchweg positiven Eindruck gewonnen. "Wir haben ihn ja geholt, um ihn aufzubauen, und haben uns entschieden, ihn jetzt gleich zum Cheftrainer zu machen. Er wird es schaffen."
Victor Kleinhenz sieht mehr Chancen als Risiken
"Das ist für mich eine sehr spannende Geschichte", sagt Victor Kleinhenz. Der 29-jährige aus Wartmannsroth ist A-Lizenz-Inhaber und seit 1. Juli beim Regionalligisten. Zuvor war der selbstständige Vermögensberater Spielertrainer beim Bezirksligisten FC Thulba. Verpflichtet wurde er als Assistent von Francic. Es sei "definitiv nicht von vornherein vorgesehen" gewesen, beteuert auch Kleinhenz, dass er jetzt sofort die Hauptverantwortung übernehme. "Grundsätzlich war es schon mein Ziel, auf diesem Niveau tätig zu sein. Dass es jetzt so schnell kommt, war auch für mich überraschend." Lange überlegen, ob er das Angebot annimmt, musste Kleinhenz nicht. "Die sich bietenden Chancen überwiegen den Respekt vor der Aufgabe."
Christian Mack und Christopher Bieber rücken ins Trainerteam
An Kleinhenz' Seite wirken Christopher Bieber als Co-Trainer, Christian Mack als Torwarttrainer und der Sportwissenschaftler Ron Freitag. Mack folgt auf Holger Pecat, der die Aufgabe abgegeben hat. Ihm sei der Aufwand zu groß geworden, sagt Francic. Für Mack sind es genauso die ersten Schritte als Trainer wie für Christopher Bieber. Der 31-jährige frühere Torjäger der Würzburger Kickers ist seit vergangenem Sommer in Aubstadt und könne laut Francic nicht zuletzt sein taktisches Geschick, seine riesige Erfahrung und seine positive Ausstrahlung in seine neue Aufgabe einbringen. Bieber steht auch weiterhin als Spieler zur Verfügung.
So langsam konkretisiert sich auch, wie der Kader für die Saisonfortsetzung aussehen wird. Neu hinzugekommen sind Lukas Wenzel (Lokomotive Leipzig), Lennart Seufert (SpVgg Althausen-Aub), Patrick Hofmann (Würzburger FV) und Nicolas John (FC Schweinfurt 05 U19). Dass Martin Thomann (FC Schweinfurt 05), Jannik Binder, Christoph Schmidt (beide SV Euerbach/Kützberg) und Christoph Saballus (TSV Forst) den Verein verlassen, war ebenso bekannt.
Erstes Testspiel am Samstag in Thüringen
Auf Nachfrage bestätigte Francic nun, dass auch Torwart Johannes Sturm und Mittelfeld-Wühler Michael Kraus, den es zum FV Egenhausen ziehen soll, den Verein verlassen werden. Patrick Kirsten und David Bauer seien vornehmlich für die Kreisklassen-Mannschaft vorgesehen. Offen sei die Zukunft von Marcus Kreckel, Max Schebak und Philipp Kleinhenz. Der von den Würzburger Kickers ausgeliehene Torwart Nico Purtscher wird mit Fortuna Köln in Verbindung gebracht. "Wir planen mit zwei Torhütern und 16 oder 17 Feldspielern", sagt Francic. Am Samstag (16 Uhr) steht in Fehrenbach (Lkr. Hildburghausen) das erste Testspiel auf dem Programm. Gegner ist der NOFV-Oberligist FSV Martinroda um den früheren Aubstädter Marc Fernando. In Thüringen sind Testspiele bereits erlaubt.