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Bad Neustadt
"Was wir hier machen, ist Pionierarbeit": In Bad Neustadt entsteht Deutschlands erste  Rettungsdrohnen-Basis
300.000 Euro teure Drohnen sollen künftig Rettungskräfte unterstützen. Wer sie fliegt und wie so ein Einsatz ablaufen muss, wird derzeit in Rhön-Grabfeld geklärt.
Deutschlands erste Rettungsdrohnen-Basis entsteht in Bad Neustadt (Lkr. Rhön-Grabfeld): Lagebesprechung unter der Leitung von Projektkoordinator Uwe Kippnich (Dritter von rechts) in der ehemaligen Flugschule am Flugplatz Bad Neustadt/Saale-Grasberg.
Foto: Josef Lamber | Deutschlands erste Rettungsdrohnen-Basis entsteht in Bad Neustadt (Lkr. Rhön-Grabfeld): Lagebesprechung unter der Leitung von Projektkoordinator Uwe Kippnich (Dritter von rechts) in der ehemaligen Flugschule am ...
Simon Hörnig
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:27 Uhr

Sturmböen und sintflutartige Regengüsse führen an dem Abend, an dem sich das Organisationsteam für Deutschlands erste Rettungsdrohnen-Basis am Flugplatz Bad Neustadt/Saale-Grasberg (Lkr. Rhön-Grabfeld) trifft, direkt ein mögliches Einsatzszenario vor Augen. Koordinator Uwe Kippnich erinnert auch an die Flutkatastrophe im Ahrtal. Das Jahrhunderthochwasser im Jahr 2021 mit 185 Todesopfern machte deutlich, worauf sich auch Unterfranken durch den Klimawandel einstellen muss: Behörden und Rettungsorganisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) müssen sich auf extreme Wetterereignisse vorbereiten.

Auch Großeinsätze wie bei Bränden und Vermisstensuchen soll die Drohnenbasis künftig unterstützen. Koordiniert wird sie vom Bayerischen Roten Kreuz (BRK). Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert das Projekt seit 2021 mit 3,8 Millionen Euro. In der Basis in Bad Neustadt soll eine möglichst große Bandbreite an Drohnensystemen stationiert und für unterschiedliche Anforderungen und Einsatzzwecke erprobt werden. Darüber hinaus erarbeite man neue taktische Einsatzkonzepte, sagt Projektkoordinator Kippnich.

Projekt in Bad Neustadt soll die Drohnennutzung in der Rettungskette etablieren

Das Ganze erfolgt im Rahmen des "LARUS-PRO"-Projekts, das dazu dient, die Rettungskette mit modernen Hilfsmitteln zu ergänzen. LARUS steht für "Lageunterstützung bei Seenoteinsätzen durch unbemannte Luftfahrtsysteme", "PRO" für den aktuellen Projektschritt, den "Praxistransfer in Rettungsorganisationen".

Bad Neustadt hat laut Kippnich den Zuschlag für den Aufbau der deutschlandweit ersten BOS-Drohnenbasis erhalten, weil es hier bereits eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit aller Rettungseinsatzkräfte gibt.

Der Bad Neustädter Uwe Kippnich koordiniert für die Landesgeschäftsstelle des Bayerischen Roten Kreuzes in München die Sicherheitsforschung. Für die Drohnenbasis werde gerade ein Strukturplan und ein taktisches Einsatzkonzept erarbeitet, erklärt er. Geklärt werden muss unter anderem, wer das Drohnen-Team im Einsatzfall alarmiert, ob der Einsatz nur örtlich oder auch überörtlich erfolgt und wie viele Fahrzeuge mit dabei sein sollten.

THW, BRK und Feuerwehr präsentieren hochmoderne mobile Einsatzzentralen

Drei Fahrzeuge finden sich an diesem Abend auf dem Vorplatz der ehemaligen Flugschule ein: ein Lastwagen des THW und jeweils ein Bus von Feuerwehr und BRK. Drei hochmoderne Einsatzzentralen, die mit digitalen Arbeitsplätzen ausgestattet sind.

Sebastian Bender von der Schnelleinsatzgruppe (SEG) Wasserrettung Rhön-Grabfeld (links) und BRK-Kollege Jonas Wehner präsentieren die Technik im Inneren des BRK-Busses.
Foto: Josef Lamber | Sebastian Bender von der Schnelleinsatzgruppe (SEG) Wasserrettung Rhön-Grabfeld (links) und BRK-Kollege Jonas Wehner präsentieren die Technik im Inneren des BRK-Busses.

"Und das ist noch das kleine Geschirr", sagt Christian Klein, Ortsbeauftragter des THW Mellrichstadt, und präsentiert seinen Kolleginnen und Kollegen Pläne von Erweiterungsmöglichkeiten der bereits sehr umfangreich ausgestatteten Lkw-Einheit, die das THW dem Drohnenteam im Ernstfall zur Verfügung stellen kann.

Alle Rettungsorganisationen arbeiten in diesem Projekt zusammen

Die Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Rettungsorganisationen ist für Kippnich die Grundvoraussetzung für das Gelingen des Projekts: "Wir vom BRK sind zwar der Leiter des Projekts, aber es ist wichtig, dass wir möglichst alle Organisationen an Bord haben." Keiner habe mehr die Ressourcen, so etwas alleine zu betreiben. 20 Frauen und Männer konnten seit dem Projektstart im Sommer für das Team gewonnen werden. 15 Einsatzkräfte von BRK, THW, der Feuerwehr, der Integrierten Leitstelle (ILS) Schweinfurt und der Wasserwacht sind an diesem Abend vor Ort. Die Bergwacht lässt sich entschuldigen.

Auch die Polizei als Ordnungsbehörde sei mit an Bord - sowohl die Polizeiinspektion in Bad Neustadt, als auch das Polizeipräsidium Unterfranken, erklärt Koordinator Kippnich.

Schlechtes Wetter sind die Einsatzkräfte gewohnt - notfalls auch beim Gruppenfoto: (von links) Laura Büttner, Katharina Hanke, Andreas Nävie, Timo Kolano, Christian Klein, Steffen Rückert, Niclas Schmitt, Jonas Wehner, Uwe Kippich, Sebastian Bender, Jonas Wachenbrönner, Joachim Wagner und Klaus Wörner.
Foto: Josef Lamber | Schlechtes Wetter sind die Einsatzkräfte gewohnt - notfalls auch beim Gruppenfoto: (von links) Laura Büttner, Katharina Hanke, Andreas Nävie, Timo Kolano, Christian Klein, Steffen Rückert, Niclas Schmitt, Jonas ...

Die 20 Freiwilligen sollen nun innerhalb des Teams für bestimmte Aufgaben spezialisiert werden. Gebraucht werden Pilotinnen und Piloten, ein Technik- und ein Wartungsteam. Vier Männer und Frauen haben sich an diesem Abend bereit erklärt, die Drohne zu steuern. Sie müssen nun die EU-Kompetenznachweise A1 und A3 erwerben – eine Art Drohnenführerschein – und regelmäßig mit herkömmlichen Drohnen und Modellflugzeugen fliegen. Sobald der Bremer Projektpartner Hanseatic Aviation Solutions im Frühjahr die beiden 25 Kilogramm schweren LARUS-Systeme liefert, beginnt das Training an den Hightech-Drohnen mit Spannweiten von 3,60 Metern.

Förderung des Projekts durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung endet bald

300.000 Euro kosten die beiden Starrflügel-Drohnensysteme, die ferngesteuerten Modellflugzeugen ähneln, sobald sie in der Luft sind, aber eigenständig fliegen können.

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Die Förderung des Projekts durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung endet am 31. Dezember. Kippnich geht aber davon aus, dass die Förderung noch bis zum Sommer 2024 weitergehen wird. Er appelliert auch an die Kommunen vor Ort, eine Unterstützung des Projekts in Erwägung zu ziehen.

"Was wir hier machen, ist Pionierarbeit", sagt Kippnich. Die Technologie sei die Zukunft modernen Bevölkerungsschutzes und die könne und wolle man hier mitgestalten.

 
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